http://tv.orf.at/groups/magazin/pool/newtonniere240710Die NierenDas Faszinierendste an unseren Nieren ist wohl die riesige Menge Flüssigkeit, die sie verarbeiten. Über diesen Staudamm fließt in nur sieben Sekunden so viel Wasser, wie ich in meinem ganzen Leben ausscheiden werde. Die Wassermassen, die die Nieren ein Leben lang filtern, sind aber deutlich größer. Sie entsprechen dem Wasser, das in einer Viertelstunde über den Damm fließt -falls ich 80 werde.
Das sind die Nieren eines Schweins. Sie sind unseren sehr ähnlich, wie man im Vergleich mit diesem Modell des menschlichen Harntrakts erkennt. Die Nieren sitzen im hinteren Teil des Unterleibs. Sie sorgen dafür, dass alle Flüssigkeiten im Körper die richtige Konzentration haben, damit die Zellprozesse optimal ablaufen.
Außerdem kontrollieren die Nieren die im Körper zirkulierende Flüssigkeitsmenge und filtern Abfallstoffe heraus. Der Harnleiter transportiert den Urin zur Blase.
Nachdem wir jetzt wissen, dass die Nieren so wichtig für uns sind, frage ich mich, wie viel die Menschen über diese Organe wissen.
Passant: Sieht wie eine Leber aus.
Passant: Niere oder Leber.
Passantin: Ich habe keine Ahnung.
Passantin: Das könnte hierher gehören.
Schüler: Das ist eine Niere, und sie gehört hierher.
Die Leute lagen gar nicht so weit daneben. Vom Rücken aus betrachtet, sind die Nieren unter der letzten Rippe positioniert. Der untere Teil der Nieren hängt unterhalb des Rippenbogens.
Hier habe ich die Arterie eingezeichnet, die die Nieren mit Blut versorgt.
Unsere Nieren geben im Laufe des Tages ungefähr eineinhalb Liter Wasser an die Blase ab. Sie arbeiten ununterbrochen, um den Flüssigkeitshaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten. Genau diese Funktion will ich auf die Probe stellen.
Meine drei Versuchskaninchen dieser Rugby-Mannschaft helfen mir dabei, herauszufinden, wie die Nieren auf Flüssigkeitsentzug reagieren. Vor dem Training wiege ich die Spieler, damit ich später überprüfen kann, wie viel Flüssigkeit sie verloren haben.
Man könnte denken, dass reines Wasser den Flüssigkeitshaushalt nach dem Sport am schnellsten wieder ins Gleichgewicht bringt.
Es geht aber noch schneller, wenn man die Nieren überlistet. Genau auf dieser Theorie basiert die Rezeptur von isotonischen Getränken. Ich mische sechs Gramm Salz mit zwei Litern Wasser. Einer der Rugby-Spieler trinkt diese Lösung nach dem Training.
Der zweite bekommt pures Wasser und der dritte gar nichts. Wie ihre Nieren reagieren, sehen wir, wenn wir später ihren Urin analysieren.
Nachher gebe ich den Spielern genau so viel Wasser, wie sie an Schweiß verloren haben.
Ich bin gespannt, ob unser Experiment funktioniert. Der Spieler, der die Salzlösung trinkt, sollte wenig Urin ausscheiden. Die Nährstoffkonzentration im Blut bleibt gleich, und die Nieren speichern die zusätzliche Flüssigkeit.
Derjenige der Wasser trinkt, müsste am meisten ausscheiden. Seine Nieren müssen stärker arbeiten, um die überschüssige Flüssigkeit abzugeben. Nach dem Training müssen die Spieler noch einmal auf die Waage und bekommen die entsprechende Wassermenge.
Das ist die Salzlösung. Ich habe Zitronensirup untergemischt, damit sie besser schmeckt. Trink sie möglichst schnell.
Hier haben wir eineinhalb Liter Wasser.
Adam, es tut mir leid, aber du darfst nichts trinken. Falls du urinierst, bitte hier hinein.
Inzwischen betrachten wir die Folgen von chronischer Dehydration. Im Urin bilden sich Kristalle, so genannte Nierensteine.
Das ist ein Röntgenbild von einem Patienten mit Nierensteinen. Die Nieren selbst sind nicht sichtbar, den Nierenstein erkennt man jedoch deutlich. Nierensteine können sehr groß werden. Ich habe einige hier. Sie bestehen aus einer Kalziumverbindung und erinnern an Kreide. Der kleinere könnte den Körper auf natürlichem Wege verlassen: Durch Harnleiter und Blase zur Harnröhre hinaus. Das wäre aber sehr schmerzhaft.
Nach zwei Stunden überprüfen wir, was die Nieren der Rugbyspieler in der Zwischenzeit geleistet haben.
Adrian, wie war es bei dir? Du hattest die Salzlösung und hast beinahe 400 Milliliter stark verdünnten Urin ausgeschieden.
Vergleichen wir das mit Jack.
Du hast eineinhalb Liter Wasser ohne Salz getrunken. Und was hast du mir mitgebracht? 500 Milliliter Urin.
Wie erwartet, hat Adam am wenigsten ausgeschieden. Seine Nieren haben das verbleibende Wasser im Körper gespeichert.
Es ist spannend zu sehen, dass unser Versuch die Ergebnisse groß angelegter Studien unterstreicht. Kurz gesagt: Wasser zu trinken und dem Körper Flüssigkeit zuzuführen, ist natürlich gesund. Jack, der pures Wasser getrunken hat, hat jedoch auch ein Drittel dessen wieder ausgeschieden.
Bei Adrian war es deutlich weniger: unter 400 Milliliter. Eine Prise Salz im Wasser hat ihm geholfen, mehr Flüssigkeit im Körper zu behalten.
Der arme Adam hat nur 100 Milliliter ausgeschieden, weil sein Körper die vorhandene Flüssigkeit speichert.
Wir spüren, wann wir Flüssigkeit brauchen, wenn wir Durst haben. Die empfohlene Menge sind eineinhalb Liter Wasser am Tag. Wir müssen also auf die Signale unseres Körpers hören und darauf achten, genug zu trinken. Es muss nicht immer Wasser sein. Vergessen Sie nicht, dass auch Gemüse und Obst eine Menge Flüssigkeit enthalten. Erdbeeren, Orangen und Tomaten bestehen zu 90 Prozent aus Wasser und sind sehr vitaminreich. Im Mixer kann man daraus tolle Getränke machen.
In der Familie von Grainne O´Neill gibt es einige Fälle von Diabeteserkrankungen. Grainne ist Mutter von zwei Kindern. Und als sie vierzig wurde hat sie begonnen, ihren Lebensstil zu hinterfragen.
Grainne O´Neill: „Um ehrlich zu sein, habe ich mir niemals gedacht, dass mein vierzigster Geburtstag mein Leben verändern könnte. Doch als es soweit war, wurde mir bewusst, dass das bereits die Hälfte meines Lebens ist. Wenn ich doppelt so alt werden möchte, dann muss ich etwas ändern, damit ich miterleben kann, wie meine Kinder groß werden.“
Grainne möchte auf ihre Nieren achten. Die meisten von uns haben diese Organe noch nie zu Gesicht bekommen. Daher habe ich Grainne gebeten zu mir ins Labor zu kommen.
Grainne: „Also, ich bin schon sehr gespannt, eigentlich möchte ich mir das nicht wirklich ansehen, ein wenig nervös bin ich schon, aber ich denke, es könnte ganz lustig werden.“
Ich möchte Grainne zeigen, wie unsere Nieren arbeiten. Die Nieren regulieren das Volumen und die Zusammensetzung unseres Blutes. Sie filtern Abfallstoffe heraus, die mit dem Harn ausgeschieden werden.
Was glaubst du, was wir im Inneren der Niere sehen werden?
Grainne: „Schläuche?“
Ja, es sind kleine Gefäße, die das Blut in den Nieren filtern. Sie sind aber so winzig, dass man sie mit freiem Auge nicht erkennen kann. Ich schneide mal hier durch... Siehst du dieses weiße Ding hier. Da wird der Urin gesammelt. Er wird in der Niere gebildet und dann in diesem weißen Bereich gesammelt. Über den Harnleiter, diesen Schlauch hier, gelangt der Urin dann in die Harnblase.
Wenn jemand einen zu hohen Blutdruck hat, bedeutet das auch eine Gefahr für die Nieren. Hoher Blutdruck ist der Hauptverursacher von Nierenversagen. Man spürt leider nicht, ob man zu hohen Blutdruck hat. Manchmal zeigen sich Symptome wie Schwindel, Ohrgeräusche oder Kopfschmerzen. Wenn Sie häufig unter solchen Symptomen leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Stress kann die Ursache von Bluthochdruck sein: Ich untersuche diesen Zusammenhang im Selbstversuch.
Das ist mein aktueller Blutdruck: 115 zu 87. Die 115 ist der Druck, mit dem das Herz das Blut herauspumpt, und die 87 entspricht dem Ader-Druck zwischen den Herzschlägen. Werte von über 140 zu 90 gelten als Bluthochdruck.
Ich schließe mich jetzt außerdem an einen Pulsmesser an, so dass ich meine Pulsfrequenz beobachten kann. Ich bin schon etwas angespannt, weil ich mich vor dem fürchte, was gleich kommt. - Nämlich eine Spinne. Ich hasse Spinnen.
Der Spinnenforscher Martin Nicholas hat einen seiner Schützlinge mitgebracht: Rosie.
Ist Rosie eine große Spinne?
Martin Nichola: „Relativ groß. Rosie ist eine südamerikanische Rotfuß-Vogelspinne.“
Sie ist riesig. Ich messe besser noch mal meinen Blutdruck. Ich mag Spinnen überhaupt nicht. Die ist ja ziemlich lebhaft.
Martin Nicholas: „Sie ist ganz friedlich.“
Mein Blutdruck ist merklich gestiegen, auf über 140. 140 zu 90, und er lag vorhin noch bei 115 zu 87.
Martin Nicholas: „Willst du es versuchen?“
Das steh ich nicht durch.
Martin Nicholas: „Sie mag dich, sonst würde sie runter springen.“
Das war sehr aufschlussreich. Ganz offensichtlich hat die Angst vor Rosie meinen Blutdruck in die Höhe schnellen lassen. Es ist ein normaler Mechanismus des Körpers, durch den er sich auf die Flucht oder einen Kampf vorbereitet. Der Blutdruck und die Pulsfrequenz steigen in einer Gefahrensituation an. Meine Reaktion auf die Spinne ist also ein völlig normaler Vorgang im Körper. Nur wenn der Blutdruck auf Dauer hoch bleibt, wird er zum Problem.
Sobald Rosie zurück in ihrem Käfig ist, sinkt
mein Blutdruck wieder.
Auch das Leben von Grainne ist mitunter alles andere als geruhsam. Sie organisiert den Haushalt und kümmert sich um ihre zwei Kinder, was manchmal ganz schön stressig sein kann.
Grainne: „Das Kind hat Brechdurchfall und das Telefon läutet. Da ist es mir schon passiert, dass ich statt des Telefonhörers eine Windel in die Hand genommen habe bis mir klar wurde, dass ich mir das Ding nicht ans Ohr halten sollte.“
Stress kann zu hohem Blutdruck führen und damit die Nieren schädigen. Grainne sollte daher auf ihren Lebensstil und ihr Gewicht achten.
Du machst dir Sorgen, Diabetes zu bekommen, weil es Fälle in der Familie gibt?
Grainne: „Ja mein Vater ist Diabetiker, und ein Onkel ist sogar daran gestorben. Es liegt also in meiner Familie und das beunruhigt mich. Vor allem auch, weil ich gesehen habe, wie Diabetes das Leben meines Vaters verändert hat.“
Grainne hat daher beschlossen ihr Leben rechtzeitig zu ändern. Sie möchte das Risiko an Diabetes zu erkranken möglichst gering halten. Als ersten Schritt will sie einige Kilos abspecken.
Fitnesstrainerin: „Sehr gut, sie haben zwei Kilo weniger als beim letzen Mal, wie geht es Ihnen?
Grainne: „Gut.“
Fitnesstrainerin: „Das ist großartig!“
Eine dreiviertel Stunde Training ist ganz schön schweißtreibend. Doch was bringt das für die Nieren? Wenn die Kilos purzeln, dann sinkt auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken.
Grainne: „Ich weiß, ich muss dran bleiben. Sobald ich ein paar Wochen nicht trainieren würde, hätte ich ein Problem. Ich würde gleich wieder zunehmen und alles wäre beim Alten. Ich sehe zwar verschwitzt aus und nicht gerade attraktiv, aber ich fühle mich gut.“
Es ist bewundernswert, wie Grainne dabei ist, ihr Leben zu verändern. Nicht nur ihre Nieren, sondern auch die anderen Organe werden es ihr danken.
Wir werden tagtäglich aufgefordert, gesünder zu leben. Dennoch gibt es europaweit immer mehr Diabetiker.
Die Zunahme an Diabetes-Erkrankungen steht in direkter Verbindung zu den steigenden Zahlen von Übergewichtigen. Vermutlich leiden viele Menschen an Diabetes ohne es zu wissen.
Es gibt eine Reihe von Warnsignalen, die auf Diabetes hinweisen. Dazu gehören ein ständiges Durstgefühl, vor allem nachts ein verstärkter Harndrang, ein allgemeines Gefühl von Müdigkeit, Gewichtsverlust und Juckreiz im Intimbereich. Wenn Sie solche Symptome bemerken, sollten Sie sich auf Diabetes testen lassen.
Diabetes ist Gift für die Nieren. Der überhöhte Zuckerspiegel im Blut beschädigt winzige Blutgefäße, unter anderem auch in den Nieren.
Ich teste nun an mir, wie effektiv meine Organe meinen Blutzuckerspiegel kontrollieren. Das betrifft nicht nur die Nieren, sondern auch die Bauchspeicheldrüse. Wenn ich eine zuckerreiche Mahlzeit esse, sollte meine Bauchspeicheldrüse Insulin produzieren und der Blutzuckerspiegel sinken.
Dieses kleine Gerät benutzen Tausende von Diabetikern täglich. Mir wird es jetzt nach zwölf Stunden Fasten meinen Blutzuckerspiegel anzeigen. Ein Tropfen Blut genügt, um ihn zu bestimmen.
4,9. Das ist im unteren Bereich der normalen Werte. Der Blutzucker sollte zwischen vier und acht Millimol liegen. Ich habe also 4,9 Zuckerteilchen pro Liter Blut im Körper. Und jetzt esse ich was. Wo fange ich bloß an?
Das ist sicher nicht das gesündeste Frühstück, aber Kuchen und Sirup sorgen dafür, dass der Zucker schnell in mein Blut geht. Aber wie schnell genau?
Ich denke, es ist Zeit, meinen Blutzucker nach dem Essen wieder zu messen. – 10,2. In nur zehn Minuten ist mein Blutzucker enorm gestiegen. In der nächsten Stunde werde ich ihn regelmäßig messen und in eine Kurve übertragen. Dadurch können wir verfolgen, wie das Insulin wirkt.
Hier war mein Blutzuckerspiegel vor dem Essen. Nach zehn Minuten ist er auf 10,2 angestiegen. Meine Bauchspeicheldrüse setzt jetzt Insulin frei, aber gleichzeitig nehme ich immer noch Zucker aus der Nahrung ins Blut auf.
Während mein Blutzucker so hoch ist, untersuche ich meinen Urin auf seinen Glukosegehalt. Die Nieren filtern den Zucker zwar aus dem Blut, geben ihn dann aber wieder an den Körper zurück. Im Urin sollte sich also nichts finden - ich überprüfe das.
Hier ist meine Urinprobe, die wir auf ihren Glukosegehalt testen wollen. In meinem Blut sind zurzeit etwa zehn Millimol Glukose pro Liter. Wenn meine Nieren gut funktionieren, sollte kein Zucker in meinem Urin sein.
Das zweite Feld von unten ist eindeutig blau. Das heißt, mein Urin enthält keine Glukose, sondern meine Nieren geben sie an mein Blut zurück, wie sie es sollen.
Ich bin erleichtert, dass meine Nieren so gut arbeiten, aber ich möchte weiter meinen Blutzuckerspiegel beobachten. Wie steht es 25 Minuten nach dem süßen Frühstück?
7,1. Das Insulin tut seine Wirkung, und der Blutzuckerspiegel sinkt langsam. Hätte ich Diabetes, sähe das anders aus. Bei einem Diabetiker wird der Blutzucker nicht durch körpereigenes Insulin wieder gesenkt. Stattdessen steigt er immer weiter.
Das liegt entweder daran, dass die Bauchspeicheldrüse nicht genug Insulin produziert oder der Körper dagegen resistent ist. In beiden Fällen steigt der Blutzuckerspiegel auf ein gefährliches Niveau. Für Diabetiker ist es daher extrem wichtig, den Blutzucker regelmäßig zu messen.
Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, erste Zeichen für Bluthochdruck oder Diabetes ernst zu nehmen, um unsere Nieren zu schützen. Und ich, ich habe nicht nur meinen Blutdruck sondern auch meinen Blutzuckerspiegel an seine Grenzen gebracht. Von Spinnen habe ich erst einmal genug. Und auch wenn diese Kekse super schmecken, so suche ich mir jetzt doch etwas Gesünderes aus.