Autor Thema: Prostatakrebs - Risken und Schutz  (Gelesen 4205 mal)

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Edi

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Prostatakrebs - Risken und Schutz
« am: 07. Januar 2008, 00:12 »

Prostatakrebs – Risken


Familiäre Form:

Männer mit PCA vor dem 55. LJ haben in 30-40% eine familiäre Vorbelastung, insgesamt liegt der Anteil des familiären Prostatakarzinoms bei 9%. Als Mechanismus kommen mehrere dominant vererbte Gene in Betracht.
Männer mit erstgradigen Verwandten mit PCA haben ein doppeltes Risiko, am PCA zu erkranken. Bei mehreren erkrankten erstgradigen Verwandten steigt das Risiko auf das 5 bis 11fache (Bratt, 2002).

Molekulare Veränderungen

Die Mehrzahl aller PCA entsteht nicht durch die Vererbung von wenigen Genen mit hoher Penetranz, sondern sind wahrscheinlich Ausdruck einer Mischung von mehreren genetischen Polymorphismen, welche einzeln eine geringe Penetranz haben, als Kombination aber zu PCA führen können. Eine Vielzahl an molekularbiologischen Veränderungen ist beschrieben worden:

Aktivierung der PI3/Akt Signaltransduktion, PTEN/MMAC tumor suppressor Gen, Epidermal growth factor receptor (EGFR), Telomerase, Glutathione-S-Transferase Pi, p27 Tumor Suppressor Gen, Translokationen auf Chromosom 8q, wahrscheinlich mit Aktivierung von Myc-Onkogen, Genauslöschungen auf Chromosom 8p, p53 Tumor Suppressor Gen, bcl-2, Cadherine, IGF-1, Veränderungen der Extrazellulärmatrix, hochregulierte Angiogenese, MAPK, COX-2, VEGF (vascular endothelial growth factor) und sVCAM-1 (soluble vascular cell adhesion molecule-1).

Testosteron und Androgenrezeptor

Das Prostata-Ca entsteht nicht bei Eunuchen. Kastration führt zu einer deutlichen Verlangsamung der Krankheit. Das Testosteron gilt jedoch nicht als präkanzerogen, sondern eher als Tumorpromotor bei wachsenden Tumoren. Eine Testosteronkonzentration in der oberen Quartile führt zu einem doppelten Risiko, an einem PCA zu erkranken. Genetische Polymorphismen des Androgenrezeptors erhöhen das Erkrankungsrisiko für ein PCA.

Chronische Entzündung

Eine chronische Prostataentzündung erhöht das Risiko für ein Prostatakarzinom. Dies wird durch die chronische Ausschüttung von Zellmediatoren und Generierung von reaktiven Sauerstoffspezies erklärt. Das Vorliegen einer chronischen Prostatitis oder von sexuell übertragbaren Erkrankungen in der Anamnese erhöht das Risiko für ein Prostatakarzinom.

Die Einnahme von Aspirin senkt das Risiko für ein Prostatakarzinom um 30% (relatives Risiko 0,7), die Datenlage
ist aber noch dürftig.

Umweltfaktoren

Der Anstieg der Inzidenz des PCA von in die USA ausgewanderten Asiaten belegt den Einfluss von Umweltfaktoren in der Entstehung des PCA. Die Inzidenz des klinisch insignifikanten PCA ist auf der ganzen Welt gleich, nur das klinisch relevante Prostatakarzinom zeigt deutliche Unterschiede.

Zusammenfassend zeigen Studien eine protektive Eigenschaft von Selen, möglicherweise auch von Vitamin E und Tomaten/Lycopenen, in der Entstehung eines Prostatakarzinoms. Die Studien sind nicht eindeutig oder widersprüchlich bei Fleisch, Milchprodukten, Fett, Gemüse, Früchten und Alkohol.


Nahrung:

viele Ernährungskomponenten zeigen einen Einfluss auf das Prostatakarzinom im positiven wie im negativen Sinne.
Fettreiche Nahrung:

der Einfluss von tierischem Fett auf die Prostatakarzinomentstehung erscheint gesichert. Tierische Proteine erhöhen das Risiko für die Entwicklung eines metastasierten PCA.

Selenmangel:

Selenmangel ist ein Risikofaktor für die Prostatakarzinomentstehung, die Selensubstitution senkt das Risiko für ein PCA.
Der tumorprotektive Effekt von Selen wird durch verschiedene Mechanismen erklärt: antioxidative Wirkung, Verbesserung der Immunfunktion, Induktion von Apoptose und Verringerung der Zellproliferation durch die Bremsung des Zellzyklusses. Die Wirkungsweise erklärt die tumorprotektive Wirkung von Selen auf weitere Tumoren und bewirkt eine signifikante Senkung der karzinom-spezifischen Mortalität in Präventionsstudien.


Präventionsstudien siehe siehe Kapitel Prävention.

Fischfreie Kost:

kann das Risiko für ein PCA verdoppeln bis verdreifachen.

Beta-Caroten Mangel:

ein Mangel der Vorstufe des Vit. A erhöht gering das Risiko für ein Prostatakarzinom (RR 1,3), die Substitution mit Beta-Caroten verringert signifikant das Risiko am Prostatakarzinom zu erkranken (RR 0,68).

Erhöhte Kalziumzufuhr und Vitamin D:
widersprüchliche Studienlage.

Tomatenreiche (gekochte) Diät:
senkt moderat das Risiko für ein PCA. Die verantwortlichen Wirkstoffe sind Lycopene. Weiterhin senken Lycopene die Progression bei metastasiertem Prostatakarzinom.

Vitamin E-Mangel:
die Vitaminsubstitution senkt das PCA-Risiko in manchen randomisierten Studien.

Rauchen:
leicht erhöhtes Risiko.

Kardiovaskuläre Risikofaktoren:
ein metabolisches Syndrom erhöht das PCA-Risiko.

Alkohol:
hat keinen Einfluss auf das Prostatakarzinomrisiko.

Vasektomie:
die Datenlage ist umstritten. Das in Studien erhöhte Risiko nach Vasektomie kann durch eine bessere Bindung des Pat. an den Urologen, mit erhöhter Bereitschaft zur Vorsorge, erklärt werden.


Andere Themen in dem sehr interessanten "Buch" (das Buch gibt es noch nicht!):
http://www.urologielehrbuch.de/prostatakarzinom.html