Autor Thema: Blasenkrebs, und dann?  (Gelesen 9480 mal)

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Blasenkrebs, und dann?
« am: 18. April 2019, 00:38 »





Beim Kongress der European Association of Urology (EAU) vom 15.–19.03.2019 in Barcelona, Spanien, gab es viele neue Erkenntnisse zum Urothelkarzinom/Harnblasenkrebs. Morgan Rouprêt, der neue Vorsitzende der Sektion Uroonkologie der EAU, fasste einige der bedeutendsten in einer Souvenir-Session am Kongress-Dienstag zusammen.

Rouprêt begann seine Zusammenfassung mit dem Appell, die Bevölkerung besser über Blasenkrebs aufzuklären. Denn das Wissen über die Erkrankung scheint in der Allgemeinbevölkerung gering zu sein. Dies ergab eine französische Untersuchung mit 12.000 Teilnehmern (Poster Nr. 240). Weder die Symptome waren bekannt noch die Tatsache, dass Tabak­konsum einer der bedeutendsten Risikofaktoren ist. „Offensichtlich gibt es noch viel zu tun, und dieselbe Erhebung sollte in Deutschland, Spanien, in ganz Europa durchgeführt werden“, forderte Rouprêt. „Das ist eine gute Aufgabe für die EAU.“

Altes und neues WHO-Grading am besten zusammen

Zum prognostischen Wert der Grading-Systeme der Weltgesundheits­organisation (WHO) von 1973 und 2004/2016 zum nicht muskelinvasiven Blasenkrebs (NMIBC) hatte das Leitlinienkomitee der EAU eine multizentrische Untersuchung durchgeführt. Das alte Grading-System klassifizierte die NMIBC in G1, G2 und G3, das neue unterscheidet LMP (low malignant potential), Low grade und High grade. Die EAU-Leitlinie verwendet beide Klassifikationen, die Leitlinie der American Urological Association (AUA) empfiehlt nur die neue. Doch ganz passé ist die Gradierung aus den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wohl noch nicht, wie die EAU-Studie zeigt. Sie erhob die individuellen Patientendaten für 5049 Erstdiagnosen eines Ta/1-NMIBC an 17 Zentren. Keines der beiden Grading-Systeme konnte ein Rezidiv (43 %) vorhersagen, doch beide sagten Progression (>T1, 7,5 %), Krankheitsspezifisches und Gesamtüberleben voraus. Den größten prognostischen Wert hatte eine Kombination beider Systeme. „Die EAU-Empfehlung für beide WHO-Systeme ist also korrekt“, schloss Rouprêt und empfahl den Zuhörern: „Bitten Sie Ihre Pathologen, beide Gradings zu testen.“

Eine Arbeit von Francesco Soria, Turin, Italien, beschäftigte sich mit der Frage, welche Kriterien mit der Abwesenheit von Tumorresten nach trans­urethraler Resektion eines pT1HG-Tumors (TURBT) zum Zeitpunkt des „second look“ assoziiert sind. Die multivariate Analyse ergab folgende Faktoren:

    Muskelgewebe in der Probe (HR 2,14; p=0,01)
    Gleichzeitig vorliegendes Carcinoma in situ (HR 0,23; p=0,02)
    Anwendung einer En-bloc-TURBT (HR 9,68; p=0,04).

Um bei Hämaturie das Risiko eines Patienten zu beurteilen, ob Blasenkrebs vorliegt, entwickelten Tan et al. (Poster Nr. 182) anhand der Daten von 3539 britischen Patienten einen Hämaturie-Risiko-Score mit den Kriterien Alter, Geschlecht, Typ der Hämaturie und Tabakkonsum. Validiert wurde der Score anhand der Daten von 656 Patienten aus Schweden. Auf diese Weise konnten 11,4 Prozent mehr Krebsfälle detektiert werden, verglichen mit den bisherigen Empfehlungen aus Großbritannien.

Lymphknoteninvasive Tumoren

„Was ist zu tun im Fall der klinischen Evidenz eines lymphknoteninvasiven, muskelinvasiven Blasentumors (MIBC, cN1cM0), fragten sich M. Stanik und Kollegen (Poster Nr. 610). Sie verglichen die Ergebnisse verschiedener Therapiemodalitäten anhand eines populationsbasierten Krebsregisters. Das Ergebnis: Die Kombination aller Methoden, also von radikaler Zystektomie, Chemotherapie und Lymphadenektomie erzielte das beste Gesamtüberleben. Rouprêt: „So steht es auch in den Leitlinien.“

Doch wie soll man verfahren, wenn eine limitierte Lymphknotenbeteiligung bei ansonsten lokalisierter Erkrankung vorliegt? Darüber diskutierten Prof. Jürgen Gschwend, München, und Sergio Bracarda, Terni, Italien, in der thematischen Sitzung 3 am Kongress-Sonntag. Sie fanden Konsens darin, dass bei Cisplatin-geeigneten Patienten zunächst eine Cisplatin-basierte Chemotherapie erfolgen soll, an die sich bei Erfolg eine radikale Zystektomie mit erweiterter Lymphadenektomie (ePLND) anschließt. Bleibt die induktive Chemotherapie ohne Erfolg, wird statt Operation eine systemische Zweitlinienbehandlung angeschlossen. Cisplatin-ungeeignete Patienten sollten nach Möglichkeit in eine immunonkologische Studie eingeschlossen werden; bei nur geringer Lymphknotenbeteiligung kann auch eine sofortige Zystektomie mit ePLND angeboten werden. Bei hoher Tumorlast sollte jedoch eine Carboplatin-basierte Chemotherapie in Erwägung gezogen werden.

Auf dem Weg zu neuen Therapien

Eine zukünftige Zielstruktur für immunonkologische Therapien ist FGFR3. „Es sind bereits Medikamente in der Pipeline, die FGFR3 ansteuern“, sagte Rouprêt. Doch wie findet man die Patienten, die auf eine solche Therapie ansprechen könnten? Eine Antwort versuchten L. Mertens und Kollegen (Poster Nr. 1074) zu finden. In ihrer Arbeit untersuchten erfahrene Uropathologen die Zystektomieresektate von 1000 chemonaiven Patienten aus neun Kliniken. Unter diesen Patienten hatten 89 Prozent einen Tumor des Stadiums pT2 oder höher. Eine FGFR3-Mutation lag bei elf Prozent vor, FGFR3-Überexpression bei 28 Prozent. P53 war bei 69 Prozent überexprimiert (Cut-off: >10%). Unter den Tumoren mit FGFR3-Mutationen lag bei 73 Prozent eine Überexpression vor, doch auch bei 22 Prozent der Wildtyp-Tumoren war FGFR3 überexprimiert. Die Untersuchung ergab:

    Eine FGFR3-Mutation bedeutet eine günstige Prognose, unabhängig von der Expression.
    Eine FGFR3-Überexpression hat keinen prognostischen Einfluss in FGFR3-Wildtyp-Tumoren.
    Eine FGFR3-Mutation scheint mehr als die FGFR3-Expression der Schlüssel zu sein, um Patienten für eine Anti-FGFR3-Therapie zu identifizieren.

Radikale Zystektomie: Viel hilft viel

Welche Bedeutung das Klinikvolumen für die Patientensicherheit hat, wird anhand der Mortalität bei der radikalen Zystektomie deutlich. In der Literatur werden Mortalitätsraten zwischen 2,3 und 7,9 Prozent angegeben. Eine spanische Registerstudie von Guijarro Cascales et al. (Poster Nr. 837) ergab, dass zwischen 2011 und 2015 an 198 Krankenhäusern 12.154 radikale Zystektomien vorgenommen wurden. Die Mehrheit dieser Krankenhäuser führt weniger als zehn Zystektomien pro Jahr durch. Nur fünf schaffen mehr als 38 im Jahr. Die Mortalität nach 30, 60 und 90 Tagen beträgt 2,9, 5,1 und 6,5 Prozent. Bei High-volume-Zentren, also solchen, die mindestens 38 Zystektomien im Jahr durchführen, betrug die Mortalität nach 90 Tagen nur 3,3 Prozent. „Pro zehn Zystektomien mehr im Jahr erreichen Sie also eine 20-prozentige Abnahme der Mortalität nach 90 Tagen!“ fasste der Uroonkologie-Experte aus Belgien zusammen. Der Unterschied war hochsignifikant (p<0,001).


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Re: Blasenkrebs, und dann?
« Antwort #2 am: 26. November 2020, 18:11 »
4188



 
Donnerstag, 26. November 2020

Projekt sucht neue Medikamente für das Blasenkarzinom
24. November 2020
Grafik: ©freshidea - stock.adobe.com

Ein neues EU-Projekt an der Abteilung für Experimentelle Urologie an der Universitätsklinik für Urologie in Innsbruck (Österreich) soll zu
Verbesserungen der individuellen Behandlung von Harnblasenkrebs führen, vor allem im metastasierten Stadium.

Bei der Behandlung im metastasierten Stadium wird meist auf Chemotherapie oder Immuntherapie gesetzt. Ein Innsbrucker Forschungsteam unter der Leitung von Zoran Culig und Renate Pichler von der Abteilung für Experimentelle Urologie untersucht gemeinsam mit Teams von der Universität Luxembourg und dem deutschen Unternehmen Mosaiques Möglichkeiten, die Behandlung dieser Krebsart zu personalisieren.

Risikofaktoren

Als Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Harnblasenkrebs ist an erster Stelle das Rauchen zu nennen. Dieses ist für etwa die Hälfte aller Karzinomfälle verantwortlich: Der Harnblasenkrebs gilt nach Lungenkrebs als die zweithäufigste Krebserkrankung bei RaucherInnen. Neben einer berufsbedingten Exposition mit bestimmten Chemikalien in der Öl-, Leder- und Farbindustrie kann das Blasenkarzinom auch als Sekundärtumor als Spätfolge nach Bestrahlungen mit einer Latenzzeit von zehn bis 30 Jahren entstehen. Bei circa 75 Prozent aller Erstdiagnosen handelt es sich um nicht invasive Tumoren, die organerhaltend therapiert werden können. Allerdings metastasieren 50 Prozent aller lokal begrenzten invasiven Tumoren im Laufe der Zeit trotz radikaler Operation. Im metastasierten Zustand ist die Prognose sehr schlecht mit einem medianen Überleben von drei bis sechs Monaten ohne weitere Therapie. Eine platinhaltige Chemotherapie beziehungsweise eine Immuntherapie sind der derzeitige Therapie-Standard in diesem Stadium. Hier setzt das von der Europäischen Union und der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderte, internationale Forschungsprojekt ReDIRECt (=moleculaR-based, Data-driven drug REpurposing for bladder Cancer) an.

Personalisierte Behandlung

„Wir untersuchen, welche Krebs-Gene im Gewebe von Patientinnen und Patienten überexprimiert sind. Diese Onkogene sind mögliche Ziele für die Therapien mit Medikamenten, die derzeit entwickelt beziehungsweise spezifisch eingesetzt werden können“, erklärt Pichler das Vorhaben. Infrage kommende Medikamente werden in Zellkulturen getestet und in weiterer Folge sollen auch In-vivo-Studien durchgeführt werden. Dadurch erwarten sich die beiden Projektleiter die Verbesserung der Lebensqualität und besseres Überleben bei fortgeschrittenem Harnblasenkrebs.

(Medizinische Universität Innsbruck / ms)
Quelle
Medizinische Universität Innsbruck

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RAUCHER - Achtung Krebs!
« Antwort #3 am: 08. Dezember 2020, 19:24 »
4340





Blasenkrebs ist eine weit unterschätzte Erkrankung.

Umfangreiche Infos auch hier: https://www.blasenkrebs.net/

ALLE 20 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Blasenkrebs - das Rauchen ist der Hauptgrund.

In Österreich sind es ca. alle 3 Stunden!

Wichtig:

Jährliche Untersuchung beim Urologen, ggf. mit Blasenspiegelung (idealerweise nicht mit Weißlicht, sondern mit Blaulicht!);

Labor: Übliche Blut-/Harnwerte, und regelmäßig Harnzytologie.

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Blasenkrebs, und dann?
« Antwort #4 am: 18. Februar 2021, 18:39 »
4804



Blasenkrebs, warum, und dann?

SOFORT aufhören mit dem Rauchen, aber nicht ein bisserl, sonder KEINE Zigarette mehr!

Zum Urologen:

Untersucht werden auch evtl. Probleme mit den Nieren, durch das Rauchen, durch Medikamente, durch Tests, mittels Labor und Ultraschall.

Eine Blasenspiegelung, Zystoskopie, ist notwendig, durch Urologen.

Dabei wird ggf. (ein Teil) des Tumors entfernt.

Je nach Grading/Staging des Tumors:

Einbringung (Instillation) durch die Harnröhre in die Blase:

  a) Mitomycin

  b) BCG

Welches besser wirkt, um restliche Tumorzellen zu vernichten, entscheidet der erfahrene Urologe.

Mitomycin wird dann sofort eingebracht.

Bei BCG muss "etwas" zugewartet weden.

Wie oft die Instillation erfolgt, mit welchen "Pausen", gibt der Hersteller vor.



Bei Kontrolluntersuchungen, Blasenspiegelungen, Zystoskopien, kann die "Blaulicht-Untersuchung" mit Hexvix von Vorteil sein.


Aber:  NIE  MEHR  RAUCHEN !



PS: Siehe auch http://www.krebsforum.at/index.php?topic=4316.msg29537#msg29537
« Letzte Änderung: 13. Juli 2021, 17:48 von admin »

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Blasenkrebs?
« Antwort #5 am: 18. Februar 2021, 18:51 »



Du hast nie geraucht.

Jetzt hast du Blasenkrebs diagnostiziert bekommen?

Was hast du in den letzten 25 (FÜNFUNDZWANZIG!) Jahren beruflich getan?


Schreibe mir,

Dietmar Erlacher, Admin

info@krebspatienten.at

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Blasenkrebs, und dann?
« Antwort #6 am: 13. Juli 2021, 17:46 »
5609


Neue Leitlinienempfehlungen zur Chemo- und Immuntherapie für Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom

24. April 2020


https://biermann-medizin.de/neue-leitlinienempfehlungen-zur-chemo-und-immuntherapie-fuer-patienten-mit-metastasiertem-urothelkarzinom/

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Blasenkrebs, und dann?
« Antwort #7 am: 21. März 2022, 22:56 »
6240



Hilf mit, laut .......!


Von: Pabinger Stephan
Datum: Di., 30. Aug. 2016 15:23
An: info@krebspatienten.at;
Betreff:Teilnahme im EU Projekt - Stratifizierung von Blasenkrebspatienten

Sehr geehrter Herr Dietmar Erlacher,
 
mein Name ist Stephan Pabinger und ich bin Wissenschaftler in der Molekularen Diagnostik Gruppe am Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien, Österreich.
 
Wir bereiten zur Zeit eine Einreichung im EU Horizon 2020 Programm unter dem Call „New concepts for patient stratification“ vor, die sich mit neuen Methoden zur Stratifizierung von Blasenkrebspatienten beschäftigt. Das letztendliche Ziel des Projekts ist die Entdeckung neuer Biomarker in Blut oder Urin, welche die Einteilung von Patienten in Sub-Gruppen erlaubt um die Therapien zu optimieren. Das Konsortium besteht aus internationalen Experten aus verschiedenen Bereichen, darunter Mediziner (Prof Shahrokh Shariat), Systembiologen und Bioinformatikern (eine kurze Beschreibung des Projekts ist angehängt).
 
Ein weiteres Ziel dieses Projekts ist es das Bewusstsein für Blasenkrebs zu schärfen und die Öffentlichkeit über neue Projekte zu informieren. Deshalb wäre es großartig, wenn Ihre Organisation uns in diesem Projekt unterstützen könnte. Wir planen zB ein Advisory-Board, das in den einzelnen Projektphasen Vorschläge geben soll und ein „Verbreitungsarbeitspaket“ in dem die neuesten Erkenntnisse aus dem Projekt veröffentlicht werden sollen.
 
Ich würde mich sehr über Ihre Beteiligung freuen und möchte Sie gerne einladen Teil des Projekts zu werden.
 
Vielen Dank im Voraus,
Stephan Pabinger
 
 
 
 
STEPHAN PABINGER
Scientist
Health & Environment
Molecular Diagnostics
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Muthgasse 11 | 1190 Wien | Austria
T +43 50550-4409 | M +43 664 88390686 | F +43 50550-4450
stephan.pabinger@ait.ac.at | 8i
http://pabinger.site44.com

FN: 115980 i HG Wien  |  UID: ATU14703506
www.ait.ac.at/Email-Disclaimer
« Letzte Änderung: 05. April 2022, 19:38 von admin »