Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Krebszellen sind aufgrund ihrer hohen Teilungsrate besonders empfindlich für die Wirkung der Chemotherapie. Dennoch schädigen die eingesetzten Medikamente (Zytostatika) auch gesunde Körperzellen. In Mitleidenschaft gezogen werden vor allem Zellen, die sich schnell vermehren.
Dazu gehören die Zellen der Mundschleimhaut, die Schleimhautzellen in Magen und Darm, die blutbildenden Zellen des Knochenmarks sowie die Haarwurzelzellen. Sie sind deshalb besonders oft von unerwünschten Begleiterscheinungen einer Chemotherapie betroffen.
Einige Nebenwirkungen treten innerhalb von Stunden oder Tagen nach Behandlungsbeginn auf und verschwinden mit dem Ende der Therapie, andere machen sich erst nach Monaten oder sogar Jahren bemerkbar. Der Umfang der Nebenwirkungen hängt in erster Linie von der Art und Dosis der eingesetzten Medikamente sowie der Behandlungsdauer ab. Auch die körperliche Verfassung der Patientin spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Viele Nebenwirkungen lassen sich durch begleitende Therapiemaßnahmen verhindern oder zumindest lindern.
Beschwerden im Magen-Darm-Trakt
Übelkeit und Erbrechen sind eine häufige Begleiterscheinung der Chemotherapie. Bei rund einem Drittel der Patienten tritt die Übelkeit unmittelbar im Anschluss an die jeweilige Behandlung auf. Sie kann aber auch mit einer Verzögerung von einigen Tagen einsetzen. Übelkeit und Erbrechen werden von den Patientinnen als große Belastung empfunden und können darüber hinaus zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden führen, die den Erfolg der Tumorbehandlung gefährden. Aus diesem Grund ist der Einsatz sogenannter Antiemetika, die Übelkeit und Erbrechen verhindern oder lindern können, heute fester Bestandteil einer Chemotherapie.
Schmerzhafte Entzündungen der Mundschleimhaut, auch häufige Nebenwirkung einer Chemotherapie, können durch spezielle Pflegemaßnahmen wie Spülen mit Kochsalz-, Salbei- oder Kamillenlösung gelindert werden.
Störungen der Blutbildung
Störungen der blutbildenden Zellen werden zunächst nur in Veränderungen des Blutbildes bei Laboruntersuchungen sichtbar. Erst bei ausgeprägten Blutbildungsstörungen entstehen Symptome wie anhaltende Schwäche und Erschöpfung durch Blutarmut (Anämie, Verminderung der roten Blutzellen), Störungen der Blutgerinnung mit erhöhter Blutungsneigung (Verminderung der Blutplättchen) und Infektionen (Verminderung der weißen Blutzellen).
Treten im Rahmen einer Chemotherapie Fieber, Schwäche oder Blutungen auf, sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden. Bei schweren Blutbildungsstörungen können therapeutische Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, etwa die Gabe von Wachstumsfaktoren, die die Neubildung von weißen Blutkörperchen anregen (Granulozyten-Kolonie-stimulierende Faktoren), Bluttransfusionen oder die Gabe eines Wachstumshormons, das die Neubildung von roten Blutkörperchen stimuliert (Erythropoetin) sowie die Transfusion von Blutplättchen.
Haarausfall
Der oftmals mit einer Chemotherapie verbundene Haarausfall wird von vielen Frauen als besonders problematisch empfunden. Wirksame Maßnahmen, ihn zu verhindern, gibt es bislang nicht.
Vor Beginn der Behandlung können die Patientinnen ein Rezept für eine Perücke erhalten, die dem eigenen Haar optimal angepasst wird. Eine solche medizinische Perücke besteht aus hochwertigem Kunsthaar, das praktisch nicht mehr von Echthaar zu unterscheiden ist.Alternativ zu einer Perücke kann der Haarausfall mit dekorativen Tüchern oder modischen Mützen überdeckt werden. In der Regel wachsen die Haare nach Abschluss der Krebsbehandlung wieder nach.
Anhaltende schwere Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue)
Zustände anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung, auch Fatigue genannt, sind eine häufige Erscheinung im Rahmen einer Krebsbehandlung. Sie können eine Folge chemotherapiebedingter Blutarmut (Anämie) sein. In solchen Fällen bessert sich das Befinden der Patientinnen mit der Behandlung der Blutarmut.
Auch längere Zeit nach Abschluss einer Krebstherapie kann eine Fatigue auftreten, die Ursachen dafür liegen noch im Dunkeln. In Untersuchungen wurde beobachtet, dass körperliche Bewegung und Sport dagegen helfen können.
Funktionsstörungen der Eierstöcke
Eine Chemotherapie kann die Eierstöcke schädigen und dadurch Störungen im Menstruationszyklus hervorrufen. Auch ein vorzeitiger Eintritt der Wechseljahre mit entsprechenden Beschwerden ist möglich. Während der Behandlung ist dies vorübergehend sogar erwünscht, da so die Bildung von Sexualhormonen (Östrogene, Progesteron) unterbunden wird, die das Wachstum von hormonempfindlichen Brusttumoren beschleunigen.
Ob sich die Eierstöcke nach Abschluss der Therapie wieder erholen und ihre volle Funktionsfähigkeit zurückgewinnen, hängt vor allem vom Alter der Patientin und der Art und Intensität der Chemotherapie ab. Nicht selten ist die Chemotherapie allerdings mit einem vollständigen Verlust der Eierstockfunktion verbunden. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich deshalb vor Beginn der Chemotherapie ausführlich über neue Möglichkeiten informieren lassen, die Fruchtbarkeit trotz Chemotherapie zu erhalten.
Auch das Herz kann in Mitleidenschaft gezogen werden
Neben den genannten Nebenwirkungen gibt es solche, die nur bei bestimmten Zytostatika auftreten. Dazu gehört eine Schädigung des Herzmuskels mit einer Verminderung der Pumpleistung durch die Medikamentengruppe der Anthrazykline. Diese Störung ist dosisabhängig, weshalb bei der Therapie mit Anthrazyklinen bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden sollten.
Die Wirkstoffgruppe der Taxane können allergische Reaktionen sowie Gefühlsstörungen, Missempfindungen und Kribbeln an Händen und Füßen verursachen. Das Zytostatikum Docetaxel kann Verformungen der Fuß- und Fingernägel zur Folge haben.
Immer wieder wurden bei Brustkrebspatientinnen Störungen des Konzentrationsvermögens und eine Beeinträchtigung der Merkfähigkeit festgestellt. Die Ursachen für das als "Chemobrain" ("Chemohirn") bezeichnete, meist nur vorübergehend auftretende Phänomen sind bislang noch unbekannt. Neuere Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, dass eventuell nicht die Chemotherapie dafür verantwortlich ist, sondern psychische Faktoren im Zusammenhang mit der Krankheitsbewältigung.
Eine Chemotherapie kann die Entstehung anderer Krebserkrankungen begünstigen, vor allem von Leukämien (Blutkrebs). Bei den gegen Brustkrebs üblicherweise eingesetzten Zytostatika ist diese Nebenwirkung jedoch selten.
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: "Brustkrebs: Chemotherapie – adjuvant, neoadjuvant, palliativ" (
http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/chemotherapie.php); Hermelink, K. et al. Cognitive function during n
Autor: BSMO Redaktion
Stand: 29-04-2008