Montag, 27. September 2010
Ausland Europaabgeordnete wollen Unabhängigkeit der Patienteninformation sicherstellen
dpa
Brüssel – Die Pharmaindustrie soll Patienten auch künftig keine ungefilterten Informationen über ihre verschreibungspflichtigen Arzneimittel zur Verfügung stellen dürfen. Das sehen Kompromissvorschläge vor, über die der Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlamentes (EP) in seiner morgigen Ausschusssitzung abstimmen wird.
Nach Aussage des CDU-Politikers Peter Liese will eine breite Mehrheit beschließen, dass die Arzneimittelhersteller nur vorab behördlich genehmigte Informationen verbreiten dürfen. Damit grenzt sich der Gesundheitsausschuss vom ursprünglichen Gesetzentwurf der EU-Kommission ab, die das Informationsverbot sehr viel weitreichender lockern wollte. Die Vorschriften müssten in erster Linie die Patienteninteressen berücksichtigen und nicht die der Industrie, so Liese.
Der ehemalige EU-Industriekommissar Günter Verheugen hatte seinen Vorschlag im Dezember 2008 vorgelegt. Die Pläne hatten heftige Diskussionen ausgelöst. Kritiker, darunter Ärzteorganisationen, Patientenvertretern und Krankenkassen, befürchteten, dass die Regelungen der Pharmaindustrie Schlupflöcher für unerlaubte Werbung für ihre verschreibungspflichtigen Produkte eröffnen könnten.
Die Kompromissanträge des Ausschusses beinhalten ferner den Vorschlag, Packungsbeilagen um eine sogenannte Drug-Facts-Box zu erweitern. Diese soll kurz und anschaulich über die wesentlichen Merkmale eines Medikamentes zum besseren Verständnis von Nutzen und möglichen Risiken eines Arzneimittels informieren.
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* Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel: Ärzte dafür
Auch soll es der Industrie nicht erlaubt werden, über rezeptpflichtige Arzneimittel im Hörfunk, Fernsehen oder in Printmedien zu informieren. Vorrangiges Medium soll das Internet sein. Auf nationalen Gesundheitsplattformen sollen die Hersteller langfristig nicht nur Informationen über ihre Produkte, sondern auch über Krankheitsbilder sowie nicht medikamentöse Behandlungsalternativen bereitstellen. Da nicht alle Patienten mit dem Internet vertraut sind, sollten die Informationen auch in gedruckter Form vorliegen.
Ärztevertreter, Patientenorganisationen und Krankenkassen aus Deutschland unterstützen die Linie der Europaabgeordneten. © ps/aerzteblatt.de
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