Was tun bei hohen Cholesterinwerten?
Was ist eigentlich Cholesterin?
Jeder Mensch hat Cholesterin in seinem Körper. Der Körper braucht es zum
Beispiel, um Gallensäure, Hormone oder Vitamin D zu bilden. Cholesterin
wird von der Leber produziert, nur ein geringer Teil wird mit der
Nahrung aufgenommen. Cholesterin muss im Blut mit Hilfe von
Eiweißbausteinen transportiert werden, und die gibt es mit niedriger
(LDL) oder mit hoher physikalischer Dichte (HDL). Das LDL wird auch das
„böse“ Cholesterin (Transporteiweiß) genannt. Es gibt nämlich
Cholesterin ins Blut ab, wenn mehr davon im Angebot ist, als die
Körperzellen aufnehmen können. Dann lagert sich Cholesterin an den
Gefäßwänden ab. Diese Arteriosklerose kann zum Herzinfarkt oder
Schlaganfall führen. Das „gute“ HDL dagegen nimmt überschüssiges
Cholesterin aus den Körperzellen und dem Blut auf und leitet es zur
Leber zurück. Es hilft also gegen Gefäßverkalkung.
Welche Werte für wen?
Es gibt keine allgemeingültigen Grenzwerte für den Cholesterinspiegel im
Blut. Ab welchem Wert es problematisch wird und
Herz-Kreislauferkrankungen drohen, hängt von vielen anderen
Risikofaktoren ab. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt:
- Ein gesunder Mensch ohne zusätzliche Risikofaktoren und ohne Hinweise
auf Herz- und Gefäßerkrankungen sollte einen Gesamtcholesterinwert bis
höchstens 240mg/dl haben. Der LDL-Wert sollte unter 160 mg/dl liegen.
Gesunde mit weiteren Risikofaktoren, wie zum Beispiel Herz- und
Gefäßerkrankungen bei Verwandten 1. Grades, Übergewicht,
Bewegungsmangel, Rauchen, Bluthochdruck, sollten einen
Gesamtcholesterinwert um oder unter 200mg/dl haben, der LDL-Wert sollte
bei unter 130 mg/dl liegen.
Menschen, die bereits Herz- und Gefäßerkrankungen haben, wird empfohlen,
ihre Gesamtcholesterinwerte unter 150 mg/dl und die LDL-Cholesterinwerte
deutlich unter 100 mg/dl zu halten, am besten nicht mehr als 70 mg/dl.
Solche niedrigen Werte lassen sich nur mit Medikamenten, den so
genannten Statinen, erreichen.
Mythos Cholesterin?
Manche Experten bezweifeln, dass der Cholesterinwert für das
Herzinfarktrisiko tatsächlich eine so große Rolle spielt, wie allgemein
angenommen. Zum Beispiel Peter Sawicki, der Leiter des Institutes für
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Das IQWiG
bewertet im Auftrag des Gesundheitsministeriums und des Gemeinsamen
Bundesausschusses die Wirksamkeit von Medikamenten und Therapien.
Sawicki betont, es gäbe zwar einen statistischen Zusammenhang zwischen
einem hohen Cholesterinwert und dem Herzinfarktrisiko. Doch sei nicht
erwiesen, dass es auch einen kausalen Zusammenhang gäbe, dass also der
hohe Blutfettwert tatsächlich eine der Ursachen für den Herzinfarkt ist.
Durch strikte Grenzwerte würde man auch ansonsten völlig gesunde
Menschen für krank erklären, nur weil ihr Cholesterinwert etwas erhöht
sei. Davon profitiere letztendlich nur die Pharmaindustrie. Das IQWiG
fand in einer Auswertung wissenschaftlicher Studien zur Wirkung von
Cholesterinsenkern keinen Zusammenhang zwischen der Stärke der
Cholesterinsenkung und dem Risiko von Herzinfarkten oder Todesfällen.
Was man selbst gegen einen hohen Cholesterinspiegel tun kann
Eine Ernährung nach dem Vorbild der traditionellen mediterranen Küche
mit wenig gesättigten Fettsäuren und vielen einfach ungesättigten
Fettsäuren, mit viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Getreide und Fisch,
aber wenig Fleisch soll helfen, den Cholesterinspiegel zu senken. Wer
regelmäßig Sport treibt, hält seine Blutfettwerte ebenfalls gut in Schach.
Um das Herzinfarktrisiko zu senken, sollte man außerdem etwas gegen
einen zu hohen Blutdruck tun, starkes Übergewicht vermeiden und nicht
rauchen.
Statine
Statine sind Medikamente, die den Blutfettwert, genauer gesagt das
„böse“ LDL-Cholesterin, senken. Gleichzeitig haben sie aber noch andere
positive Effekte. Zum Beispiel reduzieren sie die Entzündungswerte im
Blut. Welche Wirkung letztlich ausschlaggebend ist, weiß man noch nicht.
Fest steht: Bestimmte Statine senken das Risiko für einen Herzinfarkt -
allerdings nur bei Patienten, die bereits eine koronare Herzerkrankung
oder ein großes Risiko für eine solche Erkrankung haben. Menschen, die
zwar einen erhöhten Cholesterinspiegel haben, aber keine weiteren
Risikofaktoren für einen Herzinfarkt, brauchen auch keine Statine, so
die vorherrschende Experteneinschätzung.
Link-Tipps:
www.gesundheitsinformation.de <http://www.gesundheitsinformation.de>
Auf der Patienten-Seite des Instituts für Qualität und
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen kann man u. a. nachlesen, welche
Statine bei koronarer Herzkrankheit aus Sicht des IQWiG sinnvoll sind.
Außerdem findet sich dort eine Bewertung der internationalen Leitlinien
für die Behandlung der koronaren Herzkrankheit ( Suchbegriffe:
„Cholesterin“ bzw. „koronare Herzkrankheit“)
www.herzstiftung.de http://www.herzstiftung.deDie Herzstiftung informiert über die Behandlungsmöglichkeiten von
Herzkrankheiten. Hier bekommt man viele Ratschläge - vor allem zur
Ernährung - und kann in einem Test sein eigenes Herzinfarktrisiko ermitteln.
<http://www.patienten-information.de/>
Das gemeinsame Angebot der Bundesärztekammer und der kassenärztlichen
Bundesvereinigung bietet qualitätsgeprüfte Infos zum Thema Cholesterin
und koronare Herzkrankheit.
www.chd-taskforce.de <http://www.chd-taskforce.de> (International Task
Force for Prevention of Coronary Heart Disease) Die Organisation
internationaler Herzexperten hat das Ziel, Informationen zur Prävention
koronarer Herzkrankheit für Fachleute und Laien zugänglich zu machen.
Hier findet man u. a. praktische Tipps für einen „herzgesunden Lebensstil“.