Unser Darm - unsere Verantwortung
Wien (OTS) - Beschwerden im Magen-Darmbereich sollte man ernst
nehmen. Obwohl die Lebensqualität durch derartige Beschwerden stark
beeinträchtigt sein kann, hindert oft das Schamgefühl an der nötigen
ärztlichen Abklärung. Ein Gefühl, das unter Umständen
lebensgefährlich sein kann. Bei einem Darm-Informationstag am 10.
Oktober im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien, einem
Unternehmen der Vinzenz Gruppe, konnten sich Betroffene und
Interessierte informieren und hautnah Untersuchungen und ein
übergroßes Darmmodell erleben.
Von Magenverstimmungen bis zu Chronisch Entzündlichen
Darmerkrankungen: Viele Menschen kämpfen mit Beschwerden im
Verdauungstrakt. Im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien
arbeitet ein fächerübergreifendes Expertenteam - bestehend aus
Internisten, Gastroenterologen (d. h. internistische Spezialisten im
Magen-Darmbereich), Radiologen, Chirurgen, Diätologinnen,
Psychologinnen und hoch spezialisierten Pflegefachkräften - eng
zusammen. Mit einem Ziel: Den Patientinnen und Patienten ein
umfangreiches und modernes Abklärungs- und Therapieangebot zu bieten.
Der Darm - Spiegel des körperlichen Befindens
Der menschliche Darm ist rund acht Meter lang, hat eine Oberfläche
von circa 200 Quadratmetern und in seiner Schleimhaut sind mehr als
70 Prozent der Abwehrzellen des menschlichen Immunsystems
beheimatet1. Störungen im Magen-Darmbereich beeinflussen die
Funktionen und das metabolische Gleichgewicht auf verschiedensten
Ebenen in unserem Körper: Für Menschen mit chronischen
Darmerkrankungen bedeutet dies ein steigendes Risiko an Erkrankungen
von Begleitorganen (wie Leber, Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse). Aber
auch Muskeln können betroffen sein und Depressionen können entstehen.
Darüber hinaus können Störungen im Magen- Darmbereich auch Nährboden
für Knochenerkrankungen sein. "Nur das Verständnis und die Kenntnis
der inneren Zusammenhänge von Darm und produzierten Peptiden mit
Beeinflussung sämtlicher Organfunktionen bis zu Herz, Psyche und
Knochen lässt eine interdisziplinäre Betreuung möglich sein", betont
Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch, Leiter der II. Medizinischen
Abteilung.
Darm und Psyche
"Psychosoziale Faktoren können bei der Entstehung, Bewältigung oder
Aufrechterhaltung von Beschwerden im Magen-Darm-Bereich eine
wesentliche Rolle spielen", weiß Prim. Dr. Peter Weiss, Leiter der
III. Medizinischen Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik.
Seine Abteilung bietet Betroffenen ein breites Diagnose- und
Therapieangebot, das zusätzlich zur körperlichen auch die psychische
Komponente einer Erkrankung berücksichtigt. Alle Mitarbeiter der
Abteilung verfügen neben ihrer internistischen Fach- auch über eine
psychotherapeutische Ausbildung. "Viele Menschen haben Angst vor
einer Stigmatisierung, wenn sie zum Psychiater geschickt werden und
gehen daher nicht hin. "Bei uns findet die psychische Betreuung durch
Psychotherapeuten, Psychiater und Psychologen im Rahmen einer
internen Abteilung statt", so der Gastroenterologe und
Psychotherapeut Dr. Weiss. Die Maßnahmen reichen von unterstützenden
psychologischen Gesprächen und Entspannungstherapien bis zu einer
intensiven achtwöchigen stationären Therapie. Ein zweiter Schwerpunkt
ist die Behandlung von Menschen mit funktionellen
gastroenterologischen Beschwerden. Durch das integrierte
psychosomatische Therapieangebot kann ein jahrelanger Leidensweg der
Patienten verhindert werden.
Schonende Untersuchung im "Dämmerschlaf"
Spiegelungen im Magen-Darm-Bereich sind für die Früherkennung
unumgänglich. Im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien werden
endoskopische Untersuchungen im Zentrum für Interventionelle
Endoskopie besonders schonend durchgeführt. In einer Art
"Dämmerschlaf" schlummern die Patientinnen und Patienten während der
Magen- oder Darmspiegelung. "Sämtliche diagnostische und
therapeutische Eingriffe können auf der Grundlage der hochmodernen
Technologie mit drei Videoanlagen durchgeführt werden", erklärt OÄ
Dr. Susanne Oswald, Leiterin des Instituts für Interventionelle
Endoskopie.
Auch die Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
ist in das Behandlungskonzept eng eingebunden. "Durch die von uns
durchgeführten 'Virtuellen Kolonoskopien' mittels modernster
Computertomographietechnik tragen wir einen wesentlichen Teil zur
Diagnose bei", erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schima, MSc,
Leiter der Abteilung. "Wenn eine Darmspiegelung wegen Schmerzen des
Patienten nicht möglich ist oder wegen einer Knickbildung im Darm
abgebrochen werden muss, können wir noch am gleichen Tag eine
Virtuelle Kolonoskopie durchführen. Der Patient muss daher nicht ein
zweites Mal mit einem Abführmittel vorbereitet werden."
Eine Frage der Ernährung
Die Diätologinnen im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien
spielen eine wichtige Rolle im Expertenteam. Immer mehr Patientinnen
und Patienten leben mit Intoleranzen (z. B. Histamin, Fruktose,
Laktose). Lebensstiländerungen sind oftmals unumgänglich. Gerade hier
ist professionelle und gleichzeitig menschliche Beratung besonders
wichtig.
Auch nach chirurgischen Eingriffen an Dünn- oder Dickdarm oder
Magen-Operationen muss die Ernährung umgestellt werden. "Wir
erstellen für jede Patientin und jeden Patienten einen
maßgeschneiderten Ernährungsplan. In der Therapie von
psychosomatischen Erkrankungen wie Reizdarm, chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen und Essstörungen arbeiten wir eng mit den
Internisten, Psychologinnen und dem Pflegepersonal zusammen", erklärt
die leitende Diätologin Heidi Szepannek.
Narbenfreie Chirurgie
Früherkennung kann bei Darmkarzinomen lebensrettend sein. Blut im
Stuhl ist auf jeden Fall ein Warnzeichen, bei dem ein Arzt aufgesucht
werden soll. Ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, operiert Prim.
Univ.-Prof. Dr. Mag. Alexander Klaus meist narbenfrei. Er hat die
sogenannte SILS-Methode als erster Chirurg in Österreich im September
2008 an der Universitätsklinik Innsbruck erfolgreich durchgeführt.
SILS steht für single incision laparoscopic surgery - also
minimal-invasive Schlüssellochchirurgie - ein winziger Schnitt
erfolgt dabei in der Tiefe des Nabels und dadurch narbenfrei. "Für
unsere Patientinnen und Patienten bedeutet das eine schonendere
Operationsmethode und dadurch auch eine raschere Genesung", hebt
Prim. Klaus die Vorteile der innovativen Methode hervor. Die
minimal-invasive Chirurgie kommt als wichtiger Teil der
interdisziplinären Therapie bei Dick- und Enddarmkarzinomen zum
Einsatz, ebenso bei komplizierten Divertikelerkrankungen
(Ausstülpungen an der Darmwand).
Sensible Behandlung
Ein weiterer chirurgischer Schwerpunkt liegt im Bereich der
Enddarmerkrankungen. Dies ist körperlich und seelisch ein höchst
sensibler Bereich. Das fachliche Angebot für die Betroffenen
erstreckt sich von der kompletten Abklärung (Endoskopie,
Sphinktermanometrie, Ultraschall) bis zur chirurgischen Therapie von
u. a. Hämorrhoiden, Fisteln, Abszessen, Analfissuren und
Stuhlinkontinenz. Durch die langjährige Erfahrung haben die Experten
im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien auch das notwendige
Verständnis für die Bedürfnisse der Betroffenen. Kontinenz- und
Stomaberatung wird von einer speziell ausgebildeten und erfahrenen
Diplomierten Gesundheits- und Krankenschwester angeboten.
Das Krankenhaus arbeitet eng mit Selbsthilfegruppen zusammen, um den
Betroffenen fachkundige Ansprechpartner empfehlen zu können.
KONTAKT
Gastroenterologische (Magen-Darm) Ambulanz: Montag und Mittwoch bis
Freitag 9.00 - 11.00 Uhr. Terminvereinbarung über das
Ambulanzsekretariat von Montag bis Freitag zwischen 10.00 und 16.00
Uhr unter Tel. 01/599 88 - 3233 bzw. online unter
www.bhs-wien.at