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        A K T U E L L E    I N F O R M A T I O N E N   Z U M   1.  Ö S T E R R E I C H I S C H E N   K R E B S F O R U M http://www.krebsforum.at/forum/index.php/topic,1072.msg10235.html#msg10235

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PSA - Das Prostataspezifische Antigen: (K)Ein Tumormarker auf Prostatakrebs

Begonnen von Dietmar E., 16. Juni 2009, 23:54

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Dietmar E.

Eigentlich wollte ich nachstehenden Beitrag hier
http://www.krebsforum.at/forum/index.php/topic,2527.msg8862.html#msg8862
belassen. Aber er betrifft sehr das PSA. Daher:



Prof. Marberger, AKH Wien, war (ist?) immer gegen ein PSA-Screening.
Ich glaube herausgehört zu haben: "bringt nicht das, was es kostet".

Ich war, mit dem Ehrenobmann von der PCa. SHG Wien, Büchler, immer ein Verfechter des PSA, forderte ihn in die Vorsorgeuntersuchung hinein.
Vielleich weil ich als Tiroler die letzten 15 Jahre der PSA-story an der Univ. Klinik Innsbruck verfolgte.

Wie aber soll ich heute dazu stehen?
ARD hat gut recherschiert, übernimmt aber die interessante Studie, von der Prof. Stackl berichtet,
nicht mit einem Wort (obiger Link)!


Nun aber zum heutigen TV-Bericht im ARD, WISO, wie in meinem Vorbeitrag angekündigt:



http://www.daserste.de/plusminus/beitrag_dyn~uid,z8a8ryazfercdt4r~cm.asp

Riskante Krebsvorsorge

Zu viele Prostata-OPs

Sendeanstalt und Sendedatum: hr, Dienstag, 16. Juni 2009 im Ersten

Gerhard Ringler wurde zum Krebspatienten gemacht. Fälschlicherweise und völlig unnötig. Vor zwölf Jahren machte sein Urologe den PSA-Test bei ihm: ,,Daraufhin sagte mir der Urologe, da ist irgendwas nicht in Ordnung, wir müssen eine Biopsie durchführen. Diese Gewebeprobe hat gezeigt, dass hier eine Veränderung im Gewebe vorlag, das heißt, es wäre laut Aussage des Arztes ein Karzinom vorhanden und das müsste operativ entfernt werden."

Es geht um den umstrittenen PSA-Test: Ärzte empfehlen ihn jedem Mann ab 50 zur Früherkennung von Prostata-Krebs. Das Blut wird im Labor auf PSA untersucht. Liegt der Wert des von der Prostata ausgeschütteten Eiweißes über einer bestimmten Grenze, reicht das vielen Ärzten zum Verdacht auf Krebs. Bei vielen Experten aber stößt der Test zunehmend auf Kritik. So auch bei den Autoren des renommierten arnzei-telegramms: ,,Der PSA-Test ist sehr unzuverlässig", sagt Wolfgang Becker-Brüser vom arznei-telegramm. ,,Auf der einen Seite gibt es in einem hohen Prozentsatz Fehlalarme und auf der anderen Seite ebenfalls zu einem hohen Prozentsatz Entwarnungen, die eigentlich gar keine Entwarnung sind, wo in Wirklichkeit doch ein Krebs vorhanden ist."
Eine OP mit gravierenden Folgen

Rettet der PSA-Test Leben? Neueste Studien belegen: Die Zahl der Prostata-Toten bei der mit PSA getesteten Gruppe war gerade mal 0,07 Prozent geringer als bei der nicht getesteten. Die Zahl aller Toten in beiden Gruppen war gleich. Deshalb auch zahlen die gesetzlichen Krankenkassen den Test nicht bei Gesunden, erzählt Florian Lanz vom Spitzenverband Gesetzliche Krankenkassen: ,,Es gibt keine überzeugenden Belege dafür, dass der Test tatsächlich hilft, dass durch die Einführung eines solchen Screening-Verfahrens, also eines flächendeckenden Testens von gesunden Menschen am Ende tatsächlich den Leuten geholfen wäre, dass also nach einer solchen Testreihe mehr Menschen länger leben würden als ohne den Test."

Bei Gerhard Ringler führte der Test letztlich zur Prostataoperation. Die gravierenden Folgen sind Impotenz und Harninkontinenz: ,,Wenn sie sich stark bewegen, schwer heben, dann haben sie das Gefühl, dass Urin abgeht. Und bei der Impotenz ist es eben so, wie man mit diesen Dingen umgehen kann, das ist natürlich sehr persönlich jetzt. Es gibt auch Hilfsmittel selbstverständlich, ja es gibt ja auch Tabletten dagegen, die auch sogar Gesunde nehmen, es gibt Viagra wie man ja weiß."
Der Test bringt zusätzliches Honorar

Trotz solcher Gefahren und der Kritik am PSA-Test drängen die meisten Urologen wie der Darmstädter Arzt Hartmut Jonitz ihren Patienten den Test geradezu auf: ,,Wir bieten es allen Patienten an, ab 50 aufwärts, eigentlich ab 45 aufwärts. Ich bin der Meinung, dass ich für den Patienten, der vor mir sitzt, das Maximale tun sollte, um ihm Klarheit zu geben, was er an Risiken zu erwarten hat. Der Test kostet rund 25 Euro, erzählt Jonitz. Sein Verdienst daran läge bei etwa zwei bis drei Euro. Den Test macht Jonitz bei einigen tausend Patienten im Jahr. Zwei bis drei Euro mal einige Tausend macht zwei bis drei mal einige Tausend Euro Zusatzverdienst, direkt vom Patienten. Lanz vom Spitzenverband Gesetzliche Krankenkassen meint dazu: ,,Ob der Test den Menschen was bringt, ist umstritten. Es ist aber sicher, dass er den Ärzten zusätzliches Honorar bringt."
Die OP war nicht erforderlich

Mit dem Test fangen die Probleme erst richtig an: Mit zunehmendem Alter bekommen immer mehr Männer Krebs in der Prostata. Der aber wächst meist so langsam, dass er zu Lebzeiten gar nicht ausbricht. Die Mediziner wissen nicht, welcher Krebs gefährlich ist und welcher nicht. Da wird oft voreilig operiert, mit allen Folgen. Der Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser verzichtet auf den Test: ,,Ich als Arzt habe entschieden, dass ich mich nicht testen lasse. Auf der Basis des PSA-Tests ist das Risiko, unnötig zu einem Krebspatienten zu werden, erheblich größer als das Risiko, an einem tatsächlich relevanten Krebs zu sterben."

Wie groß das Risiko ist, zeigte sich bei Gerhard Ringler. Ein Jahr nach der Operation sah er sich seine Krankenakte noch einmal an. Erst da erfuhr er, dass die OP gar nicht notwendig gewesen wäre: ,,Man konnte nicht sagen, dass hier ein echter Krebs vorlag. Die Lebensqualität ist sehr stark beeinträchtigt worden von mir und ich finde es schon stark, dass ich damals so schnell operiert wurde. Ich bin zu einem Krebspatienten gemacht worden, obwohl ich gar keinen Krebs hatte."

Autor: Herbert Stelz
Anmerkung der Redaktion:

Der PSA-Test an gesunden Patienten ist eine sogenannte ,,Igel-Leistung", eine individuelle Gesundheitsleistung. Das sind ärztliche Maßnahmen/Leistungen, die nicht von der Gesetzlichen Krankenkasse (GKV) bezahlt werden. Viele Ärzte, die den PSA-Test gegen Bares anbieten, erwecken den Anschein, der Test sei ein notwendiger Bestandteil der medizinischen Vorsorge und es liege lediglich an der Knauserigkeit der Kassen, dass der Patient den Test bezahlen müsse.

Dieser Eindruck ist falsch. Das Gremium, das entscheidet, welche ärztliche Leistung von der GKV bezahlt wird, ist der Gemeinsame Bundesausschuss (www.g-ba.de), ein Gremium aus Kassen, Ärzten und Patienten. Laut Auskunft des Ausschusses ist bis heute kein Antrag auf Aufnahme des PSA-Tests in den Leistungskatalog der GKV gestellt worden, auch nicht von der Seite der Ärzte. Wäre der Test an Gesunden eine Kassenleistung, entfiele natürlich die Möglichkeit, die Patienten extra zur Kasse zu bitten.


Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 11.06.2009. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.
"Zu meiner Zeit gab es Dinge, die tat man, und Dinge, die man nicht tat, ja, es gab sogar eine korrekte Art, Dinge zu tun, die man nicht tat." (Sir Peter Ustinov)

Dietmar E.

#1

Hinweisen möchte ich, dass du hier im 1. Österr. Krebsforum auch die Studien findest:
Prostatakrebs? Jeder Vierte bis Fünfte bekommt auch Blasenkrebs!
Blasenkrebst? Jeder Vierte bis Fünfte bekommt auch Prostatakrebs!




http://www.prostatakrebsonline.de/downloads/arzneitelegramm.pdf

arznei-telegramm 2009; 40: 33

PSA-SCREENING AUF PROSTATAKARZINOM - NUTZEN BELEGT?

Seit Einführung des Tests auf prostataspezifisches Antigen (PSA) Ende der
1980er Jahre ist die Inzidenz von Prostatakarzinomen weltweit angestiegen (1).
In den USA, wo nach einer Umfrage 2001 75% der über 50-jährigen Männer
mindestens einen PSA-Test haben machen lassen (2), hat das Lebenszeitrisiko
dieser Krebsdiagnose von 8% Mitte der 80er Jahre auf 17% zugenommen (3).
Die Popularität des Tests steht in krassem Missverhältnis zu den
Nutzennachweisen, die es für die Früherkennungsmaßnahme gibt. Bislang
fehlte robuste Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien, dass sich das
Screening günstig auf die Sterblichkeit auswirkt (a-t 2003; 34: 33-4).
Jetzt werden Zwischenergebnisse aus zwei großen randomisierten, in den USA
(PLCO*) bzw. Europa (ERSPC*) durchgeführten Studien zum PSA-Screening
publiziert (4,5).** Beide sind primär auf den Endpunkt der
Prostatakrebssterblichkeit angelegt.***

In der PLCO-Studie, an der knapp
77.000 Männer zwischen 55 und 74 Jahren teilnehmen und die trotz ihrer
Größe für die Fragestellung wahrscheinlich unzureichend gepowert ist (6,7),
findet sich kein günstiger Effekt des Screenings. Im Verlauf von sieben Jahren
sterben in der Screeninggruppe 50 Männer (0,13%) an Prostatakrebs, in der
Kontrollgruppe sind es 44 (0,11%). In diesem Zeitraum wird aber im
Screeningarm bei 2.820 Männern (7,4%) Prostatakrebs entdeckt und damit
signifikant häufiger als in der Kontrollgruppe (2.322 [6,1%]; Rate Ratio [RR]
1,22; 95% Konfidenzintervall [CI] 1,16-1,29). Ähnlich sind die Zahlen nach
zehn Jahren, wo allerdings erst für 67% der Teilnehmer vollständige Daten
vorliegen (4).

In der mehr als doppelt so großen ERSPC-Studie findet sich eine
signifikante Minderung der Prostatakrebssterblichkeit. Bei den 162.000
Männern zwischen 55 und 69 Jahren zu Studienbeginn sinkt sie innerhalb einer
mittleren Nachbeobachtung von neun Jahren von 0,36% in der Kontrollgruppe
auf 0,29% in der Screeninggruppe (RR 0,80; 95% CI 0,65-0,98; Number
needed to screen = 1.429). Ein Einfluss auf die Gesamtsterblichkeit, zu der
keine absoluten Zahlen vorgelegt werden, zeigt sich nicht (RR 0,99; 95% CI
0,97-1,02). Im Studienverlauf wird im Screeningarm bei 5.990 Männern (8,2%)
Prostatakrebs entdeckt, in der Kontrollgruppe bei 4.307 Männern (4,8%) (5).

Die Studienergebnisse verdeutlichen das Dilemma der Früherkennung von
Prostatakrebs.

Wenn ein günstiger Effekt überhaupt vorhanden ist, ist er sehr klein.

Denn auch ohne Screening ist die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs
sterben, gering. Sie beträgt für einen Mann über 50 Jahre bezogen auf seine
gesamte weitere Lebenszeit etwa 3%.

Der Schaden ist jedoch beträchtlich: In
beiden Studien gibt es im Screeningarm eine deutliche Zunahme der
Prostatakrebsdiagnosen, in der ERSPC-Studie pro verhindertem Krebstodesfall
48 zusätzliche Krebsdiagnosen.
Bei einem Großteil dieser zusätzlichen Diagnosen dürfte es sich um Überdiagnosen
handeln: durch das Screening entdeckte Karzinome, die ohne Screening zu Lebzeiten
der Betroffenen nicht klinisch auffällig geworden wären. Überdiagnosen und entsprechende

Übertherapien sind eine erst in den letzten Jahren deutlicher in den Blick
genommene unerwünschte Folge der Krebsfrüherkennung. Sie ist beim
Screening auf Prostatakarzinom besonders unheilvoll. Das liegt vor allem daran,
dass Prostatakrebs sehr häufig vorkommt, aber vergleichsweise selten zu
Krankheit und Tod führt.

Nach Autopsiestudien ist bei rund 40% der 50-Jährigen und bei
rund 80% der 80-Jährigen mit dem Vorliegen eines Tumors
zu rechnen (1,3,7). Die meisten dieser Karzinome wachsen jedoch so langsam,
dass sie zu Lebzeiten klinisch nicht auffällig werden.
Sie werden nur entdeckt, wenn gescreent wird. Und bis heute gibt es keine Methode, die "Gutartigkeit"
eines durch Früherkennung entdeckten Prostatakarzinoms zuverlässig
vorherzusagen (3).

Wird der Tumor aber behandelt, muss bei einem hohen
Prozentsatz der Patienten mit gravierenden und belastenden Nebenwirkungen
gerechnet werden, insbesondere Impotenz und Inkontinenz.

Ob durch die PSA-Früherkennung überhaupt ein Leben gerettet werden kann,
das heißt ob die Gesamtsterblichkeit günstig beeinflusst wird, ist weiter offen
und wird mit randomisierten kontrollierten Studien wohl auch in Zukunft nicht
zu beantworten sein.
Selbst die große ERSCP-Studie ist für diese Frage zu
klein. Wie ein Hamburger Autor in einer zeitgleich mit den beiden
Screeningstudien publizierten Arbeit darlegt, hätte eine Studie mit 100.000
Männern pro Gruppe nur eine Power von 8% um nachzuweisen, dass sich eine
25%ige Senkung der Prostatakrebssterblichkeit günstig auf die
Gesamtsterblichkeit auswirkt.
Ebenso gering ist andererseits die Power einer
Studie dieser Größe, um einen entsprechend großen ungünstigen Effekt des
Screenings auf die Gesamtsterblichkeit zu erfassen (7). Günstige, aber auch
mögliche nachteilige Effekte der Früherkennung auf die Sterblichkeit würden
umgekehrt mit einer Wahrscheinlichkeit von 92% übersehen.

Um die Auswirkungen des Screenings auf die Gesamtsterblichkeit einigermaßen
zuverlässig prüfen zu können (Power von 90%), müsste eine Studie mehr als
3,5 Millionen Männer aufnehmen - ein unrealistisches Szenario.

Da das PSA-Screening durch falsch positive und Überdiagnosen schadet, valide Belege
für eine Lebensverlängerung durch die Früherkennung nicht zu erhalten sind
und in realistischen Studien nachteilige Effekte auf die Sterblichkeit übersehen
werden können, hält der Autor es für angebracht, auf weitere Screeningstudien
und auf das Prostatakrebsscreening selbst zu verzichten (7).

(R = randomisierte Studie)
1 DELONGCHAMPS, N.B. et al.: Cancer Control 2006; 13: 158-68
2 SIROVICH, B.E. et al.: JAMA 2003; 289: 1414-20
3 THOMPSON, I.M. et al.: Internat. J. Epidemiol. 2007; 36: 287-9
R 4 ANDRIOLE, G.L. et al.: N. Engl. J. Med. 2009; 360: 1310-9
R 5 SCHRÖDER, F.H. et al.: N. Engl. J. Med. 2009; 360: 1320-8
6 BARRY, M.J.: N. Engl. J. Med. 2009; 360: 1351-4
7 DUBBEN, H.-H.: Lancet Oncol. 2009; 10: 294-8
* ERSPC = European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer
PLCO = Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian Cancer Screening Trial
arznei-telegramm http://www.arznei-telegramm.de/zeit/zeit_a.html
2 von 3 26.04.2009 19:13
** Screeningprogramme - PLCO: Sechs Jahre lang jährlich PSA-Test, Cut-off-Wert (Wert
oberhalb dessen weitere diagnostische Abklärung empfohlen wird) 4 ng/ ml, außerdem vier
Jahre lang jährlich rektale Untersuchung ERSPC: Kein einheitliches Programm in den
teilnehmenden Ländern, Screeningintervall mit PSA-Test meist vier Jahre, Cut-off-Wert für
Biopsie meist 3 ng/ml.
*** Die PLCO-Studie, an der auch Frauen teilnehmen, ist primär außerdem auf Sterblichkeit an
kolorektalem Karzinom, Lungenkrebs und Ovarialkrebs angelegt.
© arznei-telegramm 4/2009
"Zu meiner Zeit gab es Dinge, die tat man, und Dinge, die man nicht tat, ja, es gab sogar eine korrekte Art, Dinge zu tun, die man nicht tat." (Sir Peter Ustinov)

Dietmar E.



Die folgenden Seiten können Ihnen dabei helfen, sich für oder gegen eine Untersuchung Ihres PSA-Wertes als Früherkennungsuntersuchung zu entscheiden. Wählen Sie das Thema, mit dem Sie beginnen wollen.

"Denken Sie daran, die meisten Prostatabeschwerden sind kein Krebs."


http://www.aok.de/bund/psa/content/

"Zu meiner Zeit gab es Dinge, die tat man, und Dinge, die man nicht tat, ja, es gab sogar eine korrekte Art, Dinge zu tun, die man nicht tat." (Sir Peter Ustinov)

Dietmar E.


http://www.urologenportal.de/944.98.html

Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.
Europäische Studie: 20 Prozent weniger Prostatakrebstote dank PSA-Screening

Düsseldorf, 26.03.2009. Mit über 58 000 Neuerkrankungen in Deutschland ist das Prostatakarzinom der häufigste bösartige Tumor beim Mann. Obwohl überwiegend ältere Männer betroffen sind und die Erkrankung selten rasch zum Tode führt, sterben jedes Jahr in Deutschland über 11000 Patienten an diesem Tumor. Durch die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) mittels eines einfachen Bluttestes können Frühformen Jahre vor ihrem klinischen Auftreten festgestellt und in diesen Frühstadien meistens geheilt werden.

In einer sehr großen europäischen randomisierten Studie mit 182 000 Teilnehmern konnte jetzt gezeigt werden, dass durch PSA-gestütztes Screening gesunder Männer im Alter von 55-69 Jahre die Wahrscheinlichkeit, an einem Prostatakarzinom zu versterben, signifikant um 20 Prozent gesenkt wird. In Wirklichkeit ist der Unterschied wahrscheinlich sogar höher, da in der Kontrollgruppe wegen der mittlerweile großen Verbreitung des PSA-Tests nicht alle Patienten tatsächlich nicht getestet wurden. Analysiert man die Patienten nur nach Ihrem wirklichen Screeningverhalten, so ist der Vorteil für das Screening 28 Prozent. Dieses Phänomen ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass eine gleichzeitig publizierte deutlich kleinere amerikanische Studie keinen Sterblichkeitsunterschied nachweisen konnte. Hier war aufgrund der Popularität des PSA-Testes in den Vereinigten Staaten der Anteil getesteter Patienten in der Kontrollgruppe wesentlich höher. Der mögliche Erfolg der Früherkennungsmaßnahme war somit überhaupt nicht nachweisbar.

Zur Vermeidung eines prostatakarzinombedingten Todesfalles waren in der europäischen Studie 1410 Männer erforderlich, die sich der PSA-Testung unterzogen. Bei 48 Männern musste das Prostatakarzinom behandelt werden, um einen Todesfall zu verhindern. Diese Zahlen sind durchaus vergleichbar mit denen der etablierten Früherkennungsverfahren beim Brust- oder Darmkrebs. Dennoch ist die hohe Rate an Patienten, die für ein gerettetes Leben behandelt werden müssen, Grund, weitere Forschungsanstrengungen zu unternehmen. Es ist erforderlich, die wirklich gefährlichen Tumoren zu identifizieren. Dazu muss einerseits verstärkt nach biologischen Parametern zur Aggressivität gesucht werden und andererseits muss die Lebenserwartung der betroffenen Patienten möglichst genau abzuschätzen sein.

Männer, die für eine Früherkennungsuntersuchung in Frage kommen, sollten von ihren betreuenden Ärzten über die Ergebnisse der randomisierten Screeningstudien informiert werden. Wichtig ist eine ausgewogene Aufklärung über die Möglichkeiten (Vermeidung von Prostatakarzinom-Todesfällen) und die Probleme (Diagnose von Fällen ohne klinische Bedeutung und mögliche Nebenwirkungen der Therapie) des Prostatakarzinomscreenings. Die weitere Beobachtung der in den Studien untersuchten Männer wird hierzu in den kommenden Jahren wichtige neue Informationen liefern.
"Zu meiner Zeit gab es Dinge, die tat man, und Dinge, die man nicht tat, ja, es gab sogar eine korrekte Art, Dinge zu tun, die man nicht tat." (Sir Peter Ustinov)

Dietmar E.


http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/360/13/1320?ijkey=43187058c6de6dc64fc61e71760bc96cb557613d&keytype2=tf_ipsecsha

Screening and Prostate-Cancer Mortality in a Randomized European Study
Fritz H. Schröder, M.D., Jonas Hugosson, M.D., Monique J. Roobol, Ph.D., Teuvo L.J. Tammela, M.D., Stefano Ciatto, M.D., Vera Nelen, M.D., Maciej Kwiatkowski, M.D., Marcos Lujan, M.D., Hans Lilja, M.D., Marco Zappa, Ph.D., Louis J. Denis, M.D., Franz Recker, M.D., Antonio Berenguer, M.D., Liisa Määttänen, Ph.D., Chris H. Bangma, M.D., Gunnar Aus, M.D., Arnauld Villers, M.D., Xavier Rebillard, M.D., Theodorus van der Kwast, M.D., Bert G. Blijenberg, Ph.D., Sue M. Moss, Ph.D., Harry J. de Koning, M.D., Anssi Auvinen, M.D., for the ERSPC Investigators

Editor's note: Do the benefits of PSA screening outweigh the risks? Watch video of a roundtable discussion, participate in a poll, and contribute your comments in our Clinical Directions feature — Screening for Prostate Cancer. Commenting closes April 1, 2009.

ABSTRACT

Background The European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer was initiated in the early 1990s to evaluate the effect of screening with prostate-specific–antigen (PSA) testing on death rates from prostate cancer.

Methods We identified 182,000 men between the ages of 50 and 74 years through registries in seven European countries for inclusion in our study. The men were randomly assigned to a group that was offered PSA screening at an average of once every 4 years or to a control group that did not receive such screening. The predefined core age group for this study included 162,243 men between the ages of 55 and 69 years. The primary outcome was the rate of death from prostate cancer. Mortality follow-up was identical for the two study groups and ended on December 31, 2006.

Results In the screening group, 82% of men accepted at least one offer of screening. During a median follow-up of 9 years, the cumulative incidence of prostate cancer was 8.2% in the screening group and 4.8% in the control group. The rate ratio for death from prostate cancer in the screening group, as compared with the control group, was 0.80 (95% confidence interval [CI], 0.65 to 0.98; adjusted P=0.04). The absolute risk difference was 0.71 death per 1000 men. This means that 1410 men would need to be screened and 48 additional cases of prostate cancer would need to be treated to prevent one death from prostate cancer. The analysis of men who were actually screened during the first round (excluding subjects with noncompliance) provided a rate ratio for death from prostate cancer of 0.73 (95% CI, 0.56 to 0.90).

Conclusions PSA-based screening reduced the rate of death from prostate cancer by 20% but was associated with a high risk of overdiagnosis. (Current Controlled Trials number, ISRCTN49127736 [controlled-trials.com] .)


Source Information

The authors' affiliations are listed in the Appendix.

This article (10.1056/NEJMoa0810084) was published at NEJM.org on March 18, 2009.

Address reprint requests to Dr. Schröder at the Erasmus Medical Center, P.O. Box 2040, Rotterdam 3000 CA, the Netherlands, or at secr.schroder@erasmusmc.nl.

Full Text of this Article

This article has been cited by other articles:

    * Goodwin, P. J., Sridhar, S. S. (2009). Health-Related Quality of Life in Cancer Patients--More Answers but Many Questions Remain. JNCI J Natl Cancer Inst 101: 838-839 [Full Text] 
    * Sanda, M. G., Kaplan, I. D. (2009). A 64-Year-Old Man With Low-Risk Prostate Cancer: Review of Prostate Cancer Treatment. JAMA 301: 2141-2151 [Abstract] [Full Text] 
    * Gann, P. H. (2009). Antioxidant Supplementation and Cancer Prevention--Reply. JAMA 301: 1879-1879 [Full Text] 
    * Gelmann, E. P., Henshall, S. M. (2009). Clinically Relevant Prognostic Markers for Prostate Cancer: The Search Goes On. ANN INTERN MED 150: 647-649 [Full Text] 
    * Barry, M. J. (2009). Screening for Prostate Cancer -- The Controversy That Refuses to Die. NEJM 360: 1351-1354 [Full Text] 
    * Andriole, G. L., Crawford, E. D., Grubb, R. L. III, Buys, S. S., Chia, D., Church, T. R., Fouad, M. N., Gelmann, E. P., Kvale, P. A., Reding, D. J., Weissfeld, J. L., Yokochi, L. A., O'Brien, B., Clapp, J. D., Rathmell, J. M., Riley, T. L., Hayes, R. B., Kramer, B. S., Izmirlian, G., Miller, A. B., Pinsky, P. F., Prorok, P. C., Gohagan, J. K., Berg, C. D., the PLCO Project Team, (2009). Mortality Results from a Randomized Prostate-Cancer Screening Trial. NEJM 360: 1310-1319 [Abstract] [Full Text] 
    * (2009). All you need to read in the other general journals. BMJ 338: b1181-b1181 [Full Text]   

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http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/360/13/1310?ijkey=c62f6571f7303b283ea1a4209f9f46c134273b2c&keytype2=tf_ipsecsha

Mortality Results from a Randomized Prostate-Cancer Screening Trial
Gerald L. Andriole, M.D., E. David Crawford, M.D., Robert L. Grubb, III, M.D., Saundra S. Buys, M.D., David Chia, Ph.D., Timothy R. Church, Ph.D., Mona N. Fouad, M.D., Edward P. Gelmann, M.D., Paul A. Kvale, M.D., Douglas J. Reding, M.D., Joel L. Weissfeld, M.D., Lance A. Yokochi, M.D., Barbara O'Brien, M.P.H., Jonathan D. Clapp, B.S., Joshua M. Rathmell, M.S., Thomas L. Riley, B.S., Richard B. Hayes, Ph.D., Barnett S. Kramer, M.D., Grant Izmirlian, Ph.D., Anthony B. Miller, M.B., Paul F. Pinsky, Ph.D., Philip C. Prorok, Ph.D., John K. Gohagan, Ph.D., Christine D. Berg, M.D., for the PLCO Project Team

Editor's note: Do the benefits of PSA screening outweigh the risks? Watch video of a roundtable discussion, participate in a poll, and contribute your comments in our Clinical Directions feature — Screening for Prostate Cancer. Commenting closes April 1, 2009.

ABSTRACT

Background The effect of screening with prostate-specific–antigen (PSA) testing and digital rectal examination on the rate of death from prostate cancer is unknown. This is the first report from the Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Trial on prostate-cancer mortality.

Methods From 1993 through 2001, we randomly assigned 76,693 men at 10 U.S. study centers to receive either annual screening (38,343 subjects) or usual care as the control (38,350 subjects). Men in the screening group were offered annual PSA testing for 6 years and digital rectal examination for 4 years. The subjects and health care providers received the results and decided on the type of follow-up evaluation. Usual care sometimes included screening, as some organizations have recommended. The numbers of all cancers and deaths and causes of death were ascertained.

Results In the screening group, rates of compliance were 85% for PSA testing and 86% for digital rectal examination. Rates of screening in the control group increased from 40% in the first year to 52% in the sixth year for PSA testing and ranged from 41 to 46% for digital rectal examination. After 7 years of follow-up, the incidence of prostate cancer per 10,000 person-years was 116 (2820 cancers) in the screening group and 95 (2322 cancers) in the control group (rate ratio, 1.22; 95% confidence interval [CI], 1.16 to 1.29). The incidence of death per 10,000 person-years was 2.0 (50 deaths) in the screening group and 1.7 (44 deaths) in the control group (rate ratio, 1.13; 95% CI, 0.75 to 1.70). The data at 10 years were 67% complete and consistent with these overall findings.

Conclusions After 7 to 10 years of follow-up, the rate of death from prostate cancer was very low and did not differ significantly between the two study groups. (ClinicalTrials.gov number, NCT00002540 [ClinicalTrials.gov] .)


Source Information

The authors' affiliations are listed in the Appendix.

This article (10.1056/NEJMoa0810696) was published at NEJM.org on March 18, 2009.

Address reprint requests to Dr. Berg at the Division of Cancer Prevention, National Cancer Institute, National Institutes of Health, 6130 Executive Blvd., Rm. 3112, Bethesda, MD 20892-7346, or at bergc@mail.nih.gov.

Full Text of this Article

This article has been cited by other articles:

    * Goodwin, P. J., Sridhar, S. S. (2009). Health-Related Quality of Life in Cancer Patients--More Answers but Many Questions Remain. JNCI J Natl Cancer Inst 101: 838-839 [Full Text] 
    * Sanda, M. G., Kaplan, I. D. (2009). A 64-Year-Old Man With Low-Risk Prostate Cancer: Review of Prostate Cancer Treatment. JAMA 301: 2141-2151 [Abstract] [Full Text] 
    * Gann, P. H. (2009). Antioxidant Supplementation and Cancer Prevention--Reply. JAMA 301: 1879-1879 [Full Text] 
    * Gelmann, E. P., Henshall, S. M. (2009). Clinically Relevant Prognostic Markers for Prostate Cancer: The Search Goes On. ANN INTERN MED 150: 647-649 [Full Text] 
    * Barry, M. J. (2009). Screening for Prostate Cancer -- The Controversy That Refuses to Die. NEJM 360: 1351-1354 [Full Text] 
    * (2009). All you need to read in the other general journals. BMJ 338: b1181-b1181 [Full Text]   

A correction has been published: N Engl J Med 2009;360(17):1797.
http://content.nejm.org/cgi/content/full/360/17/1797-a

"Zu meiner Zeit gab es Dinge, die tat man, und Dinge, die man nicht tat, ja, es gab sogar eine korrekte Art, Dinge zu tun, die man nicht tat." (Sir Peter Ustinov)

Dietmar E.

#5
Die Informationen vor der Blutabnahme zum PSA-Test wurden erweitert und - bald wieder -
sind in der Anlage, für jeden Angemeldeten, handlich zum Weitergeben ausdruckbar:

PSA und Prostatakrebs

Ist bei einem PSA-Wert von 4 oder 6 "Feuer am Dach"? Wichtig auch Alter, Größe der Prostata, Erhöhungen  
bei der regelmäßigen PSA-Messung (mit fPSA, cPSA); denke an den ,,imPSA"; Urologe: ggf. Antibiotika-Therapie.

Ganz wichtig sind die richtigen Vorbereitungen zum PSA-Test:

1) 5 Tage vorher keinen Geschlechtsverkehr,
2) kein Radfahren,
3) keinen "Leistungs"Sport.
4) Taggleich und am Tag davor immer in etwa gleich viel Tagesflüssigkeit.
5) Ein harter Stuhl, voller Darm, drückt auf die Prostata - diese schüttet dann vermehrt PSA aus. Daher auf gute Verdauung, weichen Stuhl, achten.
6) Auch manche Medikamente, z. B. Aspro (ASS) verändern den PSA-Wert (10 %)!
7) keine Prostata-Abtastung  und das WICHTIGSTE ......
8) immer das gleiche Labor wählen!

+ Größe der Prostata, entzündet (bakteriell, antibakteriell)?

Absam: http://www.mediziner.at/content/publikationen/1174994986_2_6.pdf
Seite 4
dort auch:
Vitamin C stört bei Harnuntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Wenn du mehr dazu wissen willst: www.krebsforum.at,
Selbsthilfegruppe Praterstern, http://www.krebsforum.at/forum/index.php/topic,3350.msg8797.html#msg8797
prostatakrebs@krebsforum.at , Tel. 0650-577-2395

Urologen mit Zusatzfach Onkologie: http://www.krebsforum.at/forum/index.php/topic,2933.msg7772.html#msg7772
"Zu meiner Zeit gab es Dinge, die tat man, und Dinge, die man nicht tat, ja, es gab sogar eine korrekte Art, Dinge zu tun, die man nicht tat." (Sir Peter Ustinov)


Dietmar E.


Siehe http://www.teleboy.tv/video/RiskanteKrebsvorsorgeVielePros/feature/17730/info
bzw.
http://www.ardmediathek.de//ard/servlet/content/2577590

Riskante Krebsvorsorge - viele Prostata-OPs überflüssig

Männern ab 50 wird der PSA-Test grundsätzlich empfohlen: eine Vorsorgeuntersuchung gegen Prostata-Krebs. Der Test und seine Aussagekraft sind seit Jahren umstritten, zahlen muss ihn der Patient aus eigener Tasche. Jetzt fand eine groß angelegte Studie heraus, dass der Test im Kampf gegen den Krebs fast wirkungslos ist.

Rückschau: Riskante Krebsvorsorge


http://www.daserste.de/plusminus/beitrag_dyn~uid,z8a8ryazfercdt4r~cm.asp

Zu viele Prostata-OPs

Sendeanstalt und Sendedatum: hr, Dienstag, 16. Juni 2009 im Ersten

Gerhard Ringler wurde zum Krebspatienten gemacht. Fälschlicherweise und völlig unnötig. Vor zwölf Jahren machte sein Urologe den PSA-Test bei ihm: ,,Daraufhin sagte mir der Urologe, da ist irgendwas nicht in Ordnung, wir müssen eine Biopsie durchführen. Diese Gewebeprobe hat gezeigt, dass hier eine Veränderung im Gewebe vorlag, das heißt, es wäre laut Aussage des Arztes ein Karzinom vorhanden und das müsste operativ entfernt werden."

Es geht um den umstrittenen PSA-Test: Ärzte empfehlen ihn jedem Mann ab 50 zur Früherkennung von Prostata-Krebs. Das Blut wird im Labor auf PSA untersucht. Liegt der Wert des von der Prostata ausgeschütteten Eiweißes über einer bestimmten Grenze, reicht das vielen Ärzten zum Verdacht auf Krebs. Bei vielen Experten aber stößt der Test zunehmend auf Kritik. So auch bei den Autoren des renommierten arznei-telegramms: ,,Der PSA-Test ist sehr unzuverlässig", sagt Wolfgang Becker-Brüser vom arznei-telegramm. ,,Auf der einen Seite gibt es in einem hohen Prozentsatz Fehlalarme und auf der anderen Seite ebenfalls zu einem hohen Prozentsatz Entwarnungen, die eigentlich gar keine Entwarnung sind, wo in Wirklichkeit doch ein Krebs vorhanden ist."

Eine OP mit gravierenden Folgen

Rettet der PSA-Test Leben?
Neueste Studien belegen: Die Zahl der Prostata-Toten bei der mit PSA getesteten Gruppe war gerade mal 0,07 Prozent geringer als bei der nicht getesteten. Die Zahl aller Toten in beiden Gruppen war gleich. Deshalb zahlen die gesetzlichen Krankenkassen den Test nicht bei Gesunden, erzählt Florian Lanz vom Spitzenverband Gesetzliche Krankenkassen: ,,Es gibt keine überzeugenden Belege dafür, dass der Test tatsächlich hilft, dass durch die Einführung eines solchen Screening-Verfahrens, also eines flächendeckenden Testens von gesunden Menschen, am Ende tatsächlich den Leuten geholfen wäre. Dass also nach einer solchen Testreihe mehr Menschen länger leben würden als ohne den Test."

Bei Gerhard Ringler führte der Test letztlich zur Prostataoperation. Die gravierenden Folgen sind Impotenz und Harninkontinenz: ,,Wenn sie sich stark bewegen, schwer heben, dann haben sie das Gefühl, dass Urin abgeht. Und bei der Impotenz ist es eben so, wie man mit diesen Dingen umgehen kann, das ist natürlich sehr persönlich jetzt. Es gibt auch Hilfsmittel selbstverständlich, ja es gibt ja auch Tabletten dagegen, die auch sogar Gesunde nehmen, es gibt Viagra wie man ja weiß."

Der Test bringt zusätzliches Honorar

Trotz solcher Gefahren und der Kritik am PSA-Test drängen die meisten Urologen wie der Darmstädter Arzt Hartmut Jonitz ihren Patienten den Test geradezu auf: "Wir bieten es allen Patienten an, ab 50 aufwärts, eigentlich ab 45 aufwärts. Ich bin der Meinung, dass ich für den Patienten, der vor mir sitzt, das Maximale tun sollte, um ihm Klarheit zu geben, was er an Risiken zu erwarten hat." Der Test kostet rund 25 Euro, erzählt Jonitz. Sein Verdienst daran läge bei etwa zwei bis drei Euro. Den Test macht Jonitz bei einigen tausend Patienten im Jahr. Zwei bis drei Euro mal einige Tausend macht zwei bis drei mal einige Tausend Euro Zusatzverdienst, direkt vom Patienten. Lanz vom Spitzenverband Gesetzliche Krankenkassen meint dazu: ,,Ob der Test den Menschen was bringt, ist umstritten. Es ist aber sicher, dass er den Ärzten zusätzliches Honorar bringt."

Die OP war nicht erforderlich

Mit dem Test fangen die Probleme erst richtig an: Mit zunehmendem Alter bekommen immer mehr Männer Krebs in der Prostata. Der aber wächst meist so langsam, dass er zu Lebzeiten gar nicht ausbricht. Die Mediziner wissen nicht, welcher Krebs gefährlich ist und welcher nicht. Da wird oft voreilig operiert, mit allen Folgen. Der Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser verzichtet auf den Test: ,,Ich als Arzt habe entschieden, dass ich mich nicht testen lasse. Auf der Basis des PSA-Tests ist das Risiko, unnötig zu einem Krebspatienten zu werden, erheblich größer als das Risiko, an einem tatsächlich relevanten Krebs zu sterben."

Wie groß das Risiko ist, zeigte sich bei Gerhard Ringler. Ein Jahr nach der Operation sah er sich seine Krankenakte noch einmal an. Erst da erfuhr er, dass die OP gar nicht notwendig gewesen wäre: ,,Man konnte nicht sagen, dass hier ein echter Krebs vorlag. Die Lebensqualität ist sehr stark beeinträchtigt worden von mir und ich finde es schon stark, dass ich damals so schnell operiert wurde. Ich bin zu einem Krebspatienten gemacht worden, obwohl ich gar keinen Krebs hatte."

Autor: Herbert Stelz
Anmerkung der Redaktion:
Der PSA-Test an gesunden Patienten ist eine sogenannte ,,Igel-Leistung", eine individuelle Gesundheitsleistung. Das sind ärztliche Maßnahmen/Leistungen, die nicht von der Gesetzlichen Krankenkasse (GKV) bezahlt werden. Viele Ärzte, die den PSA-Test gegen Bares anbieten, erwecken den Anschein, der Test sei ein notwendiger Bestandteil der medizinischen Vorsorge und es liege lediglich an der Knauserigkeit der Kassen, dass der Patient den Test bezahlen müsse.
Dieser Eindruck ist falsch. Das Gremium, das entscheidet, welche ärztliche Leistung von der GKV bezahlt wird, ist der Gemeinsame Bundesausschuss (www.g-ba.de), ein Gremium aus Kassen, Ärzten und Patienten. Laut Auskunft des Ausschusses ist bis heute kein Antrag auf Aufnahme des PSA-Tests in den Leistungskatalog der GKV gestellt worden, auch nicht von der Seite der Ärzte. Wäre der Test an Gesunden eine Kassenleistung, entfiele natürlich die Möglichkeit, die Patienten extra zur Kasse zu bitten.

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Reaktion des BPS auf die Plusminus-Sendung vom 16.6.2009

Der Vorstand des BPS hat am17.6.2009 mit folgendem Schreiben an die Redaktion des Hessischen Rundfunks auf den Beitrag in der Plusminus-Sendung vom 16.06.2009 reagiert:    

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Bedauern und Verärgerung hat der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. (BPS) gestern den Beitrag zum PSA-Test in der Sendung Plusminus verfolgt. Mit Bedauern deshalb, weil hiermit dazu beigetragen wurde, den PSA-Test als derzeit beste Methode zur frühzeitigen Erkennung von Prostatakrebs zu diskreditieren und früherkennungswillige Männer nachhaltig zu verunsichern. Mit Verärgerung deshalb, weil die von Ihnen zum PSA-Test gegebenen Information einseitig und lückenhaft sind.

Im Einzelnen:

1. Der PSA-Test ist - ggf. in Verbindung mit weiteren diagnostischen Maßnahmen - zurzeit die zuverlässigste Methode, um Prostatatumoren frühzeitig zu erkennen und verbürgt insofern die größten Chancen für eine kurative Behandlung.

2. Der Mangel an Spezifität des PSA-Tests kann durch eine Einbeziehung von abgeleiteten Werten wie z.B. der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit, der PSA-Verdoppelungszeit, des PSA-Quotienten und der PSA-Dichte, erheblich reduziert werden. Hierdurch kann die Gefahr, einer unnötigen Biopsie unterzogen zu werden, zwar nicht völlig ausgeschlossen werden. Diese Gefahr muss jedoch gegen die Möglichkeit abgewogen werden, rechtzeitig einen potenziell tödlichen Prostatatumor zu entdecken. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei der Biopsie nur um einen relativ harmlosen Eingriff handelt, so dass es vielen Männern – zu Recht – vertretbar erscheint, ein gewisses Überdiagnose-Risiko in Kauf zu nehmen.

3. Das Argument der Übertherapie, wonach der PSA-Test in weitem Umfang zur Entdeckung und Behandlung von im Grunde harmlosen Prostatatumoren führt, ist irreführend. Denn die Unterscheidung zwischen einem harmlosen und einem aggressiven Prostatatumor suggeriert die Gleichsetzung "einmal harmlos, immer harmlos". Dies trifft jedoch nicht zu, weil man sich nicht darauf verlassen kann, dass ein zunächst wenig aggressiver Tumor diese Eigenschaft für immer beibehält. Daher ist es besser, das "Problem" zu kennen und auf Veränderungen reagieren zu können, als die Augen vor einer möglichen Krebsgefahr zu verschließen und zu hoffen, dass, falls man Prostatakrebs hat, es sich schon um eine (auf Dauer) harmlose Tumorvariante handeln wird.

4. Die Implikation, dass die Diagnose "Prostatakrebs" automatisch zu einer operativen Entfernung der Prostata mit all ihren - teilweise lebenslang belastenden - Nebenwirkungen führt, ist ebenfalls unzutreffend: Der Automatismus "Prostatakrebsdiagnose -> Totaloperation" entspricht zwar einer noch verbreiteten Praxis; in vielen Fällen ist dies jedoch keineswegs zwingend. Bei einem Krebs mit niedriger Agressivität kann häufig sogar eine gänzlich abwartende Haltung - ohne therapeutische Intervention - eingenommen werden (sogenannte Aktive Überwachung oder "Active Surveillance"). Sofern es infolge einer PSA-basierten Früherkennung also zu einer Übertherapie kommt und man unnötigerweise "zu einem Krebspatienten gemacht wird", liegt dies in erster Linie an einer mangelhaften Aufklärung des Patienten und kann nicht dem PSA-Test angelastet werden.

5. Sofern in dem Beitrag behauptet wird, "neueste Studien" würden belegen, dass der PSA-Test zu keiner Mortalitätssenkung führt, ist dies irreführend bis falsch. Denn Sie beziehen sich hierbei offenbar auf das amerikanische "Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian Cancer Screening Trial" (PLCO), dessen Aussagekraft u.a. aufgrund verunreinigter Kontrollarme kaum Aussagekraft besitzen dürfte. Die im März dieses Jahres vorgestellten Ergebnisse der "European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer" (ERSPC) mit 205.000 Patienten, die eine Mortalitätssenkung von 20% ergeben hat, unterschlagen Sie hingegen geflissentlich.

Vor diesem Hintergrund sowie in Anbetracht von jährlich ca. 12.000 prostatakrebsbedingten Todesfällen in Deutschland halten wir Ihren Beitrag für verantwortungslos und erwarten eine Klarstellung.
"Zu meiner Zeit gab es Dinge, die tat man, und Dinge, die man nicht tat, ja, es gab sogar eine korrekte Art, Dinge zu tun, die man nicht tat." (Sir Peter Ustinov)


Werner


http://www.medknowledge.de/aktuelles/A3-archiv.htm

Prostatakrebs: Grüner Tee senkt PSA, 22. Juni 2009

Grüner Tee gegen Krebs

"Ein aus Blättern des grünen Tees hergestelltes Arzneimittel hat in einer offenen Studie in Cancer Prevention Research (2009; doi: 10.1158/1940-6207.CAPR-08-0167) bei Patienten mit Prostatakarzinom vor einer geplanten Operation mehrere Tumormarker gesenkt...

Immerhin zeigen beide Studie, dass die Extrakte sicher zu sein scheinen. Die italienischen Forscher berichteten über zwei Durchfallerkrankungen, die sich aber spontan besserten, die US-Kollegen haben auch die Leberwerte untersucht und hier eher Verbesserungen gefunden als Hinweise auf eine Hepatotoxizität..."

---Jerry McLarty et al: Tea Polyphenols Decrease Serum Levels of Prostate-Specific Antigen, Hepatocyte Growth Factor, and Vascular Endothelial Growth Factor in Prostate Cancer Patients and Inhibit Production of Hepatocyte Growth Factor and Vascular Endothelial Growth Factor In vitro.

Josef


Prostatakarzinom: PSA – der Stellenwert im Praxisalltag

Bei zwei Drittel der Männer, die eine urologische Praxis aufsuchen, erfolgt eine Blutabnahme zur PSA-Bestimmung, sie nimmt somit eine zentrale Aufgabe im Leistungsspektrum des niedergelassenen Urologen ein.

Das Prostatakarzinom ist heute das häufigste Malignom des Mannes und die zweithäufigste Karzinomtodesursache. Schätzungen zufolge wurden im Jahr 2002 weltweit 679.000 Neuerkrankungen registriert, 221.000 Männer verstarben am Prostatakarzinom. 2005 betrug in Österreich die Zahl der Neuerkrankungen 5.085, was einer Inzidenz von 83,6 pro 100.000 Männern entspricht, und 1.097 Männer (19,1 pro 100.000) verstarben am Prostatakarzinom. Im Vergleich dazu: An Neoplasien der Atemwege und Lunge erkrankten im selben Jahr 2.655 Männer, und die Mortalität betrug 39,9 pro 100.000 Männer (= 2.317 Tote). Als Ursache für den deutlichen Anstieg der Prostatakarzinominzidenz in den letzten zwei Jahrzehnten vermutet man die steigenden Lebenserwartung und die damit verbundene, Überalterung der Bevölkerung, das Erreichen des Risikoalters durch die Generation der Baby-Boomer (Männer geboren von Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre) sowie die verbreitete Anwendung des prostataspezifischen Antigens (PSA) zur Früherkennung des Prostatakarzinoms. Das Karzinom kann nur in einem auf das Organ begrenzten Stadium kurativ behandelt werden. Seit der Einführung des PSA kam es zu einer Zunahme der heilbaren Stadien, die lokal oder disseminiert fortgeschrittenen Karzinome haben abgenommen.

Was ist PSA?

1971 wurde es erstmals in der Samenflüssigkeit als Gamma- Seminoprotein beschrieben und 1979 als prostataspezifisches Antigen im Prostatagewebe isoliert. 1980 gelang die Entwicklung eines serologischen Tests, der nach der klinischen Erprobung seit etwa 1985 in der klinischen Routine eingesetzt wird. Die physiologische Funktion des PSA liegt in der Verflüssigung des Ejakulatkoagels. PSA ist ein organspezifisches Protein, das nur extrem selten in anderen Gewebsstrukturen nachweisbar ist. Es ist ein organspezifischer, jedoch kein karzinomspezifischer Marker und wird im Serum in gebundener und freier Form nachgewiesen. Die Ratio von freiem zu gebundenem PSA gibt zusätzliche Informationen zur Differenzierung von Karzinom und Prostatahyperplasie. Bei Werten <0,18 verstärkt sich der Verdacht in Richtung Karzinom. Der Einsatz der Ratio empfiehlt sich nur bei Gesamt- PSA-Werten >3ng/ml. Während in den Anfängen der PSA-Ära ein Cut-off von 4ng/ ml als Trigger für die Prostatabiopsie Anwendung fand, bedient man sich nun größtenteils der sogenannten ,,altersspezifischen" Referenzwerte nach Oesterling (Tab. 1). Diese Grenzwerte sollen eine frühzeitige Diagnose bei jungen Männern ermöglichen, aber älteren Patienten unnötige Biopsien ersparen, weil die unmittelbare Konsequenz einer kurativen Therapie oftmals nicht mehr gegeben ist. PSA kann mit Hilfe von nuklearmedizinischen oder enzymatischen Assays bestimmt werden.

Derzeit befinden sich zirka 70 Assays in Österreich im Handel, deren Ergebnisse oft deutlich variieren, weswegen die Befunde unterschiedlicher Assays nicht miteinander verglichen werden können. Es ist daher klinische Praxis geworden, das PSA immer im selben Labor bestimmen zulassen, um im Verlauf vergleichbare Befunde zu erhalten. Die meisten Kits geben als untersten messbaren Wert <0,1 an, was im klinischen Alltag Null gleichzusetzen ist. Ultrasensitive Tests, die bis auf 0,001 messen können, verunsichern im Rahmen der Nachsorge nach kurativer Therapie bei minimalen Anstiegen den Patienten und sind hinsichtlich der Feststellung des biochemischen Rezidivs kritisch zu bewerten. Aus diesem Grund wurde die Definition eines biochemischen Rezidivs mit einem Wert >0,2ng/ml und einem nachfolgenden höheren Wert angegeben (AUA-Guidelines 2007) Die biologische Variabilität liegt bei Männer älter als 50 Jahren und einem PSA zwischen 0,1 und 20ng/ml bei 20 Prozent.

Aber auch andere Einflüsse können zu falsch-positiven PSAWerten führen, die vor einer klinischen Konsequenz des Wertes ausgeschlossen werden müssen (Tab. 2). Mechanische Irritationen der Drüse (Katheterismus, Prostatamassage, Harnverhalten, Biopsie, Urethro-Zystoskopie und transure- thrale operative Eingriffe) sind ebenso wie Entzündungen und Prostatainfarkte für eine PSA-Erhöhung verantwortlich. Die häufigsten Fehlerquellen sind sexuelle Aktivitäten, insbesondere die Ejakulation, drei bis vier Tage vor der Blutabnahme. Auch Radfahren und Reiten drei bis vier Tage vor der PSABestimmung können erhöhte PSA-Werte verursachen. Auch sind Interferenzen mit verschiedenen Pharmaka (Purin-, Indol- und Guanidinderivate, Vitamin C, Ca, Mg, Se, Cisplatin) möglich. Im Gegensatz dazu führen 5-Alpha-Reduktasehemmer (Finasterid, Dutasterid), die chirurgische und pharmakologische Kastration sowie nicht steroidale Antirheumatika zu falsch-negativen Ergebnissen (Tab. 3). Die Bedeutung des prostataspezifischen Antigens liegt in der Früherkennung des Prostatakarzinoms, als Indikationshilfe kurative gegen palliative Therapie, in der Einschätzung der Prognose vor und nach Therapie sowie in der Tumornachsorge.

Prostatakarzinomfrüherkennung

Da frühe Erkennung in hohem Maß Heilung bedeutet, wird die Früherkennung des Prostatakarzinoms (PCa) von allen urologischen und Krebsgesellschaften national und international empfohlen. Nicht empfohlen wird, da das Ergebnis der Screeningstudien (ERSPC und PLCO) noch nicht vorliegt, die Verwendung des PSA beim PCa-Massenscreening. Sehr wohl jedoch soll die PSA-Bestimmung beim sogenannten opportunistischen Screening eingesetzt werden, bei dem der über die Folgen der PSA-Bestimmung (bis hin zur radikalen Prostatektomie mit ihren Nebenwirkungen) aufgeklärte Patient seine Zustimmung zur Blutabnahme gibt. Die PSA-Bestimmung wird durch die digital-rektale Untersuchung ergänzt. Die Prostatakarzinomfrüherkennung sollte ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich erfolgen. Bei positiver Familienanamnese für das PCa (Vater und/oder Bruder sind bereits daran erkrankt) wird der Beginn mit dem 40. Lebensjahr empfohlen. Weitgehend Einigkeit besteht darüber, bis zu welchem Alter das PCa mit kurativer Zielsetzung behandelt werden soll. Die Altersgrenze von etwa 70–75 Jahren erscheint unter Einbeziehung einer durch verschiedene Komorbiditäten reduzierten Lebenserwartung eine vernünftige Abgrenzung zu sein. Das biologische Alter und die Fitness müssen mitberücksichtigt werden.

In Kenntnis dieser Einschränkung ergibt sich die Frage, bis zu welchem Alter die PSA-Bestimmung gerechtfertigt ist? Was tue ich mit einem beschwerdefreien alten Mann mit möglicherweise erhöhtem PSA, der für eine kurative Therapie nicht mehr in Frage kommt? Der intelligente Mann erwartet sich eine Konsequenz aus einem erhöhten PSA-Wert. Diese kann aber, falls die durchzuführende Prostatabiopsie positiv ist, nur eine Wait-and-see-Strategie bedeuten. Die daraus resultierende psychische Belastung des Patienten und seiner Familie ist nicht schwer zu erkennen. Es ist daher, bevor wir den Patienten ins Labor zur Blutabnahme schicken, kritisch zu hinterfragen, ob denn das PSA überhaupt noch bestimmt werden muss. Für den Patienten noch unangenehmer ist es, mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert zu werden, um dann zu erfahren, dass aufgrund von Alter und Komorbiditäten nichts zu machen eigentlich das Beste wäre. Die Interpretation des PSA-Werts hinsichtlich PCa-Früherkennung ist nicht immer einfach. Ein gering erhöhter Wert bei unauffälligem Tastbefund ist noch keine Indikation zur Biopsie. Erst die Bestätigung des Werts nach Ausschluss der oben angeführten Fehlerquellen nach vier bis sechs Wochen und/oder eine Ratio <0,18 sind Grund zur Durchführung der Biopsie.

Es wurden zahlreiche Methoden entwickelt, um die Sensitivität und Spezifität des PSA-Befunds zu verbessern. Entscheidend für die Interpretation ist der PSA-Verlauf über die Zeit (PSA-Verlocity). Bei einem initialen PSA 4–10ng/ml ist ein Anstieg um maximal 0,75ng/ml pro Jahr, bei einem PSA >4 ng/ml um nur 0,4ng/ml tolerabel. Ein PSA-Wert <4ng/ml bedeutet nicht, dass kein PCa vorliegt. 20 bis 25 Prozent der Frühkarzinome haben bei negativem rektalem Befund ein PSA zwischen 2,5–4ng/ml (vgl. Tab. 4). Entscheidend ist der Anstieg des PSA über die Zeit, um die Indikation zu Biopsie richtig zu stellen. Der exponentielle PSA-Anstieg der frühen langsam wachsenden und der aggressiven PCa ist in den ersten fünf bis sieben Jahren überlappend. Grund dafür ist die langsame Verdoppelungszeit von zwei bis drei Jahren. Ein exponentieller Anstieg muss daher die Abklärung mittels Biopsie bedeuten.

Tumornachsorge nach radikaler Prostatektomie

Nach radikaler Prostatektomie muss der PSA-Wert spätestens sechs Wochen nach der Operation die unterste Messbarkeitsgrenze erreicht haben, andernfalls ist mit einem Residualtumor oder einer bereits stattgefundenen Dissemination zu rechnen. Von einem biochemischen Rezidiv spricht man, wenn ein PSA-Wert >0,2ng/ml gemessen und durch einen nachfolgenden höheren bestätigt wird. Zur Unterscheidung zwischen Lokalrezidiv und systemischer Progression kommt die PSA-Verdopplungszeit (PSA-DT) zur Anwendung. Ein langsamer Anstieg (PSA-DT <10 Monate) spricht für ein lokales Geschehen und ein schneller (PSA-DT >10 Monate) für eine systemische Metastasierung.

Stellenwert in der Praxis

Um die Frage nach dem Stellenwert des prostataspezifischen Antigens in der urologischen Facharztpraxis zu klären, wurde das Patientenaufkommen des Monats September 2008 einer Praxis in einer mittelgroßen niederösterreichischen Bezirksstadt analysiert. 77 Prozent der 844 Patienten waren Männer. Bei 364 davon (66 Prozent) wurde eine PSA-Bestimmung durchgeführt, bei 207 (56 Prozent) davon im Rahmen der jährlichen Prostatakarzinomfrüherkennung. Die restlichen 157 PSA-Bestimmungen teilen sich auf in 37 Prozent PCa- Nachsorge, zehn Prozent nach Prostatabiopsie (ein gleichbleibend erhöhter bzw. steigender PSA-Wert ist Indikation zur Rebiopsie) und bei 26 Prozent zur Überprüfung eines suspekten PSA-Werts. Diese Zahlen belegen den hohen Stellenwert im täglichen Geschäft eines Facharztes für Urologie, aber auch die oft schwierige Beurteilung des PSA.

Zusammenfassung

Das Prostatakarzinom stellt als häufigster maligner Tumor des Mannes und als zweithäufigste Krebstodesursache ein gesundheitspolitisches Problem dar. Es kann nur im organbegrenzten Stadium einer kurativen Therapie zugeführt werden. Die Bestimmung des PSA im Rahmen des opportunistischen Screenings dient gemeinsam mit der digital-rektalen Untersuchung der PCa-Früherkennung. Der Mann muss über die Konsequenz eines PSA-Befunds informiert sein, bevor er der Blutabnahme zustimmt. Die PCa-Früherkennung sollte mit dem 45. Lebensjahr (40. Lebensjahr bei positiver Familienanamnese) beginnen und je nach Allgemeinzustand und biologischem Alter des Patienten mit dem 70. bis 75. Lebensjahr limitiert werden. Bei zwei Drittel der Männer, die eine urologische Praxis aufsuchen, erfolgt eine Blutabnahme zur PSABestimmung, bei 56 Prozent im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchung.

Dr. Michael Eisenmenger
Facharzt für Urologie und Andrologie, Bruck an der Leitha 2. Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin
© MMA, CliniCum urologie 4/2008
Alles, was wir uns in der Vergangenheit schwer erkämpfen mussten,
hinterlässt gewisse Spuren auf unserer „zerbrechlichen“ Seele,
doch sollten wir deshalb die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verlieren.
Carola-Elke

Gitti

Naturheilkundlicher Newsletter der Habichtswald-Klinik Kassel

ISSN 1611-3624

Ausgabe Juli 2009

Thema: Tumormarker, Teil 2

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Patienten und Freunde der Habichtswald-Klinik,
hier erscheint nun der 79. naturheilkundliche Newsletter der Inneren Abteilung der Habichtswald-Klinik (wegen Urlaub leider leicht verspätet). Ich möchte Ihnen kurz und bündig kleine, leicht umsetzbare Tipps aus der Naturheilkunde an die Hand geben. Nicht immer wird der Tipp für Sie zutreffen, aber vielleicht kennen Sie jemanden in Ihrer Umgebung, für den gerade dieser Tipp die Lösung seines Problems darstellen kann.
Ich habe die Tipps nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Ihre Umsetzung ist in der Regel nebenwirkungsarm. Trotzdem kann jemand auch auf die harmloseste Pflanze eine allergische Reaktion entwickeln – um nur ein Beispiel zu nennen. Mit den Tipps können leichte bis mäßige Gesundheitsstörungen oft erstaunlich gut behandelt werden. Bei stärkeren Beschwerden oder bei einer Verschlechterung sollten Sie jedoch nicht zu lange zögern, zum Arzt zu gehen.

Quizfrage: Wie viele Männer müssten sich neun Jahre lang einem regelmäßigen PSA-Screening (Prostatakrebs-Tumormarker) unterziehen, damit ein Mann weniger stirbt? a) 14 b) 141 c) 1410 d) 14.100

Sinn und Unsinn der Bestimmung von Tumormarkern

Es wurden mittlerweile dutzende so genannte Tumormarker entdeckt. Dabei handelt es sich um Eiweiße oder Eiweißbestandteile, die sich bei bestimmten Tumoren im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten in erhöhter Konzentration nachweisen lassen.
Das klingt doch toll: Wenn bestimmte Biomarker bei ganz bestimmten Tumoren erhöht sind, dann kann ich diese gezielt zum Aufdecken dieser Tumoren verwenden und in einem Stadium entdecken, bei dem eine lebensrettende Therapie noch gut möglich ist.
Auswahl einiger wichtiger Tumormarker:

Name
erhöht z. B. bei Krebs von
aber z. B. auch bei
Alpha-1-Fetoprotein
Leber
Leberzirrhose, Hepatitis, Schwangerschaft
HCG
Hoden, Eierstöcke
Schwangerschaft
CA 15-3
Eierstöcke, Mamma
Atemwegsinfekte
CA 19-9
Pankreas, Magen, Gallengang
Leber-Galle-Erkrankungen
CA-125
Ovar, Endometrium, Lunge, Brust
Endometriose, Schwangerschaft
CEA
Darm, Pankreas, Mamma, Lunge
Darmentzündungen, Rauchen, Divertikulitis, Leberzirrhose
PSA
Prostata
Prostatitis, Prostatahyperplasie

Leider ist diese krebsfrüherkennende Diagnostik nur ein frommer Wunsch! Jedes Diagnostikverfahren weist leider falsch positive und falsch negative Befunde auf. Bei einem falsch positiven Befund ist der Tumormarker positiv, obwohl gar kein Tumor vorliegt. Bei einem falsch negativen Befund ist der Befund negativ, obwohl ein Tumor vorliegt. Beide Möglichkeiten sind fatalerweise bei den allermeisten Tumormarkern so häufig anzutreffen, dass die onkologischen Fachgesellschaften die Bestimmung von Tumormarkern zur gezielten Tumordiagnostik (bis auf ganz wenige Ausnahmen) strikt ablehnen! So gibt es bei allen Tumormarkern einige Krankheiten, die zu einer Erhöhung führen können, obwohl kein Tumor vorliegt. Die ,,Ungenauigkeit" von Tumormarkern wird noch dadurch erhöht, dass einige bei Rauchern ,,natürlicherweise" erhöht sind. Das ist natürlich besonders fatal, da das Rauchen nicht nur den Tumorfaktor erhöht und damit die Aussagefähigkeit des Testes noch weiter einschränkt, sondern auch gerade Raucher besonders häufig von den Tumoren betroffen sind, deren Tumormarker vom Rauchen erhöht werden.

Warum lehnen die Fachgesellschaften das Tumormarkerscreening ab – man könnte doch viele Tumoren rechtzeitig entdecken und die Menschen dann retten? Die Wahrscheinlichkeit ist leider verschwindend gering, einen Tumor genau in einem noch gut behandelbaren Stadium zu entdecken. Der Nutzen ist weit geringer als der Schaden, der hierdurch angerichtet wird – selbst wenn man die hohen Kosten eines regelmäßigen Screenings aller wichtigen Tumormarker (mehrere hundert Euro) vernachlässigt.

Bei einem ungezielten Screening wären viele gesunde Menschen betroffen, bei denen der Tumormarker aufgrund einer anderen Erkrankung (siehe Tabelle) positiv ist. Da aber durch den positiven Tumormarker ein Krebsverdacht entstanden ist, muss dieser abgeklärt werden. Dies zieht weitere aufwändige, teure und den Patienten körperlich (z. B. Strahlenbelastung) und vor allem seelisch (z. B. Angst vor Krebs bis zur Entwarnung) belastende Untersuchungen nach sich.

Wenn Ihnen also ein Arzt oder Heilpraktiker (auch diese dürfen entsprechende Untersuchungen veranlassen) ein Screening von Tumormarkern vorschlägt, dann laufen Sie fort, so schnell sie können. Dieser Arzt hat im besten Fall keine Ahnung von dem, was er anrichtet, im schlimmsten Fall will er sie abzocken! Leider sehe ich immer wieder solche Fälle (siehe auch Newsletter Mai 2009). In den wenigsten Fällen sind die Patienten allerdings so ungehalten wie in diesem Fall. Meist sind sie hoch erfreut über die ,,sorgfältige Vorgehensweise" ihres Arztes und sehr erleichtert, wenn dann ,,nichts herauskommt" – nach einer ganzen Reihe völlig überflüssiger und belastender Untersuchungen.

Haben Tumormarker einen Nutzen?

Wenn die Tumormarker mehr Schaden als Nutzen stiften, warum werden sie dann von Laboren angeboten und von Onkologen in der Diagnostik verwendet? Nun, wenn ein bestimmter Tumor aufgetreten ist, dann macht es schon Sinn, den oder die dazu passenden Tumormarker zu bestimmen. Findet man nämlich einen positiven Tumormarker, so lässt sich dieser anschließend zur Verlaufskontrolle sehr gut einsetzen. Sinkt der Tumormarker ab, weiß der Onkologe, dass er mit seiner Therapie richtig liegt. Steigt er hingegen wieder an, so könnte ein Rezidiv oder eine Metastase vorliegen. Auch hier gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, aber der Hinweis durch Tumormarker ist in diesen gezielten Fällen weit aussagekräftiger als bei einem ungezielten Screening.

PSA – noch am ehesten als Screening geeignet

Für die Früherkennung des Prostatakarzinoms gibt es das ProstataSpezifischeAntigen. Dieser durchaus auch umstrittene Tumormarker ist noch am ehesten zum Screening geeignet. Im eigentlichen Sinn handelt es sich nicht um einen Tumor-, sondern einen Gewebemarker. Die Prostata bildet PSA, welches dem Ejakulat beigemengt wird, um es flüssig zu halten. Es ist bei Prostatakrebs erhöht, aber auch bei anderen Prostataerkrankungen wie einer Prostataentzündung oder einer gutartigen Prostatavergrößerung wie sie im Alter eher die Regel denn die Ausnahme darstellt.
Im Alter steigt auch die Anzahl der Prostatakarzinome steil an. Jede mechanische Belastung der Prostata kann ebenfalls zu einer PSA-Erhöhung führen. Lassen Sie also niemals das PSA im Blut nach einer langen Fahrradtour bestimmen – Sie geraten dann unweigerlich unter Krebsverdacht! Wenn der Arzt bei der Krebsfrüherkennungsuntersuchung die rektale Untersuchung der Prostata vor der Blutabnahme durchführt (sollte eigentlich nicht passieren), dann ist auch mit einem erhöhten PSA zu rechnen.

Einige Argumente zur durchaus sehr kontrovers geführten PSA-Diskussion:

‐ Es konnte bisher nicht sicher nachgewiesen werden, dass die Lebenserwartung durch den Test gesteigert werden kann.
‐ Nach Einführung des Testes schnellte die Anzahl der entdeckten Prostatakrebse in die Höhe, was auch zu mehr Behandlungen führt.
‐ Viele Prostatakrebse treten in höherem Lebensalter auf und führen nicht zum Tode, da der Erkrankte meist vorher eines anderen Todes stirbt.
‐ Jeder dritte Mann, der über 50 Jahre alt ist und nach dem Tode obduziert wird, weist ein Prostatakarzinom auf, welches nicht zum Tode führte und in den meisten Fällen noch nicht einmal bekannt war. Man sagt: Männer ab 70 sterben nicht am, sondern mit dem Prostatakrebs.
‐ Mit dem Screening werden auch Krebse entdeckt, die nie zu Problemen geführt hätten, aber nach der Entdeckung zu einer aufwändigen und belastenden Therapie führen.
‐ In den USA ist es einige Jahre nach flächendeckender Einführung des PSA-Testes zu einem Rückgang der Sterblichkeit an Prostata-Krebs gekommen.
‐ In Großbritannien, wo der Test kaum durchgeführt wurde, kam es allerdings auch zu einem Rückgang.
‐ In den USA und in Kanada konnten keine Unterschiede bezüglich der Sterblichkeit an Prostatakrebs in screeningintensiven und screeningarmen Regionen gefunden werden.
‐ Eine aktuelle Studie an 77.000 Männern in den USA ergab keinen Vorteil der Gruppe mit PSA-Test.
‐ In einer europäischen Studie überlebte ein Mann mehr, wenn 1410 Männer sich 9 Jahre lang regelmäßig testen (und viele von ihnen wegen eines positiven Testergebnisses behandeln lassen). Dies ist noch die positivste Studie und damit auch die Antwort auf die oben gestellte Quizfrage.
Die Prostata liegt unterhalb der Harnblase und kann bei einer gutartigen Prostatavergrößerung oder bei Krebs deutlich vergrößert sein.

Individuelle Entscheidung gefragt

Jeder Mann muss also für sich selbst entscheiden – unter Kenntnis und Bewertung der oben geschilderten Fakten –, ob er einen PSA-Test durchführen lassen möchte. Das Risiko des Testes besteht im Aufdecken eines langsam wachsenden und harmlosen Karzinoms, welches dann eigentlich unnötig behandelt wird. Das Risiko der Nicht-Testung besteht im Nicht-Erkennen eines aggressiven Karzinoms im Frühstadium, welches einer Behandlung noch zugänglich gewesen wäre.

Hier noch einige Daten zur Aussagefähigkeit des PSA-Testes, die eigentlich jeder zu testende Mann kennen müsste, bevor er sich zum oder gegen den Test entscheidet:

‐ Der Grenzwert für das PSA im Blut liegt bei 4 ng/ml. Allerdings ist dieser Grenzwert willkürlich gewählt. Es gibt auch unterhalb dieses Wertes Krebsfälle und oberhalb des Wertes muss noch kein Krebs vorliegen. Die Unterschreitung des Wertes gibt also keine Entwarnung und die Überschreitung des Wertes ist noch kein Todesurteil.
‐ Bei einem Wert über 4 ng/ml liegt in etwa einem Drittel der Fälle ein Prostatakrebs vor, bei Werten oberhalb von 10 ng/ml in etwa zwei Drittel der Fälle.
‐ 20% aller Prostatakrebse werden bei einem PSA unter 4 ng/ml entdeckt, knapp die Hälfte davon ist besonders aggressiv – hier hätte der Test also fälschlich Entwarnung ergeben.
‐ Der Test gibt nur (dezente) Hinweise darauf, ob ein Krebs vorliegt – nicht aber, wie aggressiv dieser ist oder ob er die Lebenserwartung überhaupt einschränkt.
‐ Die Aussagekraft des PSA-Testes kann (gerade im ,,Graubereich" von 4-10 ng/ml) erhöht werden, wenn das freie PSA mit bestimmt wird. Liegt der Anteil des freien PSA über 20% des Gesamt-PSA, so ist die Wahrscheinlichkeit für ein Prostatakarzinom eher geringer (je nach Testsystem können die Grenzwerte hier etwas variieren).
‐ Noch wichtiger als der absolute PSA-Wert scheint die Progression des Wertes zu sein. Steigt bei einem jungen, gesunden Mann der Wert innerhalb eines Jahres von 1 auf 3 ng/ml (also noch innerhalb des ,,Normbereiches" an), so ist das viel bedenklicher als wenn bei einem über 70jährigen mit Prostatavergrößerung der Wert innerhalb von 3 Jahren von 3,5 auf 4,2 ng/ml – also über die Normgrenze – ansteigt.
‐ Nur mit einer subtilen und differenzierten, in jedem Fall aber kritischen Betrachtung des PSA-Wertes wird man der Komplexität des Themas annähernd gerecht.
‐ Was nicht ganz unwichtig erscheint: Die gesetzliche Krankenkasse bezahlt den Test als Vorsorgemaßnahme nicht, da sie wegen der geringen Sicherheit keine günstige Kosten-Nutzen-Relation sieht.
‐ Als Verlaufskontrolle bei bereits eingetretenem Prostatakrebs ist der PSA-Test völlig unstrittig. Hier sollten regelmäßige Kontrollen unbedingt erfolgen. Diesen Test bezahlt dann auch die gesetzliche Krankenkasse.
Viel wichtiger als medizinische oder naturwissenschaftliche ,,Argumente" scheinen aber Glaube und Hoffnung zu sein. Der Mensch ist weit weniger rational, als wir denken. Und auch die Wissenschaft und die Medizin sind nur so rational wie die Menschen, die sie anwenden. Wenn also jemand ein sehr großes Bedürfnis nach Sicherheit hat, kann die Bestimmung des PSA indiziert sein, wenn sich der Mann über die ,,Risiken" der Bestimmung wie weitere Diagnostik und ggf. auch Therapie bewusst ist. Hat jemand mehr Angst davor als vor der Erkrankung selbst, dann sollte er unter Umständen diese Untersuchung ablehnen – besonders dann, wenn er aufgrund seiner Lebensweise (z. B. kein Übergewicht, regelmäßig Sport, eher vegetarische sojareiche Ernährung) ohnehin nicht für ein Prostatakarzinom prädestiniert zu sein scheint.
Sie sehen also: Es ist nicht nur, aber gerade bei Tumormarkern gar nicht so einfach wie man denkt. Wenden Sie sich bei offen stehenden Fragen stets an einen Arzt Ihres Vertrauens,
bleiben Sie aber kritisch (nicht überkritisch oder misstrauisch – das ist auch schädlich) und lassen Sie sich alle vorgeschlagenen diagnostischen und therapeutischen Verfahren so gut erklären, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt eine adäquate Entscheidung treffen können.

Alles Gute dabei und für Ihre Gesundheit wünscht Ihnen von ganzem Herzen

Dr. Volker Schmiedel Chefarzt der Inneren Abteilung FA für Physikalische und Rehabilitative Medizin Naturheilverfahren, Homöopathie Dozent für Biologische Medizin (Univ. Mailand).
ISBN: 9783830422211 EUR [D] 24,95 / EUR [A] 25,70 CHF 42,40 (CH/UVP)
Volker Schmiedel
Natürlich gesund
Das Selbstbehandlungsbuch 2009 352 S., 140 Abb., kartoniert Bestellungen bei http://www.medizinverlage.de/detailseiten/9783830422211.html
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Zur Klärung weiterer medizinischer Fragen und Behandlungs- bzw. Therapiemöglichkeiten stehe ich Ihnen im persönlichen Gespräch gerne zur Verfügung. Bitte vereinbaren Sie zuvor einen Termin in der naturkundlichen Privatambulanz.
Alle notwendigen Laboruntersuchungen können in der Inneren Abteilung der Habichtswaldklinik oder der Naturheilkundlichen Privatambulanz durchgeführt werden.

Informationen über das Therapieangebot der Inneren Abteilung: http://www.habichtswaldklinik.de/Die_Abteilung_Innere_Medizin.html Informationen über ambulante Diagnostik und Therapie: http://www.habichtswaldklinik.de/Naturheilk_Ambulanz.html
Hier finden Sie weitere Gesundheitstipps: http://www.gesundheitstipps.wicker-kliniken.de/
Die aktuellen und archivierten Naturheilkundlichen Newsletter finden Sie hier: http://www.habichtswaldklinik.de/Naturlheilkundlicher_Newsletter.html

Sie möchten wieder fit für den Alltag werden? Profitieren Sie von unserem speziellen Gesundheitsangebot für Selbstzahler, Privatversicherte und Beihilfeberechtigte. Oder nutzen sie unsere speziellen Angebote bei Bauchbeschwerden, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder einer koronaren Herzkrankheit. Zu allen Angeboten der Inneren Abteilung für Selbstzahler ohne Kostenübernahme eines offiziellen Kostenträgers für einen stationären Aufenthalt (z. B. Beihilfe und/oder PKV oder andere
Kostenträger) bieten wir zusätzlich äußerst attraktive Rabatte.

Wir behandeln keine Krankheiten wir behandeln Menschen

Vorträge von Herrn Dr. Schmiedel im August 2009:
Donnerstag 16.00-17.30 Uhr im Hörsaal ,,Parkblick"
06.08.2009 ,,Cholesterin – 99 verblüffende Tatsachen"
13.08.2009 ,,Wieder beweglich werden – schulmedizinische und naturheilkundliche Behandlung der Arthrose"
20.08.2009 ,,Verdauung – 99 verblüffende Tatsachen"
27.08.2009 ,,Diabetes Typ 2 – Heilung ist möglich"
Vorträge der Inneren Abteilung im August 2009:
Freitag 11.00-11.30 Uhr im Hörsaal ,,Parkblick"
07.08.2009 ,,Progressive Muskelentspannung nach Jacobson"
Referentin: Frau Nelli Bukmaier
14.08.2009 ,,Fit und gesund mit Vitalstoffen"
Referent: Herr Dr. Volker Schmiedel
21.08.2009 ,,Quellen seelischer Gesundheit, innerer Stärke und Heilung" Referentin: Frau Anna Wilpert
Achtung Raumänderung:
28.08.2009 ,,Aquarell – eine Maltechnik zur Entdeckung eigener kreativer Möglichkeiten"
Referentin: Frau Marina Lange Kreativraum (Erdgeschoss Alte Villa)


admin

http://prostata-biopsie.alta-klinik.de/?gclid=CM63u77s3qMCFQsgZwodNDIIxw

Ist der PSA-Wert hoch, kann das ein Anzeichen für Prostatakrebs sein
Bisher war die frühzeitige Diagnose von Prostatakrebs schwierig und belastend. Die Diagnose ist meist mit mehreren Biopsien verbunden, die mit der Suche nach der "Stecknadel im Heuhafen" vergleichbar sind.
Das neue Verfahren mit nur einer Biopsie ist genauer und verläuft nicht rektal
Mit von der ALTA Klinik neu entwickelten Messungen und modernster Spulentechnik (nicht rektal) kann verändertes Prostatagewebe nun präzise diagnostiziert werden.
Nur wenn ein verdächtiger Befund an der Prostata vorhanden ist, ist eine Biopsie notwendig.
Bei dieser Biopsie wird ganz gezielt nur das veränderte Gewebe entnommen - das gesunde Gewebe bleibt unberührt. Die Probeentnahme erfolgt unter Bildkontrolle im MRT, so dass Sicherheit besteht, dass auch tatsächlich die betroffene Stelle biopsiert wird. Außerdem wird die Gewebeprobe durch die Haut und nicht durch das Rektum entnommen.
Nach der Auswertung der Gewebeprobe steht sofort fest, ob es sich um entzündetes oder tumoröses Gewebe handelt und die richtige Therapie kann eingeleitet werden.
Mehrfache Biopsien sind nicht erforderlich, da gezielt das auffällige Gewebe entnommen und analysiert wird.

Weitere Informationen
> Prostatabiopsie
> Urologie
> Prostataentzündung
> Prostatakrebs
> Prostatavergrößerung





Josef

Von:
Gesendet: Sonntag, 05. September 2010 10:43
An: kontakt@krebspatient.at
Betreff: meine Eintragung im Urologie Steiermark Forum

Werter Herr ..............
Ich bin ein wenig verunsichert, weil mein Urologe bei mir eine Biopsie durchführen will.
Der PSA Wert hat sich erhöht, das stimmt schon, aber wenn ich viele ärztliche Berichte durchlese, dann fällt mir immer wieder auf, dass viele Urologen skeptisch den PSA Screenings gegenüberstehen.
Die Biobsie ist ja auch kein hundertprozent sicheres Verfahren, wenn der Arzt nur einen Millimeter neben einen Geschwür eine Probe entnimmt, dann ist der Befund ob.
Ich glaube, dass hier viele Urologen in einen Dilemma stecken.
Fängt man mit den Biopsien an, dann wird ja immer wieder eine Untersuchung gemacht, um einen Tumor auszuschließen.
Ich habe außer gelegentlichen tiefen Dammschmerzen keine Probleme. Mein Strahl ist stark und es befindet sich auch kein Blut in meinen Urin.
Meine PSA Werte von 2005 bis heute:

2005- 1.34 ng
freies PSA 26,10

2006 - ,3,0 ng
freies PSA 16

Ende 2006- 3.08
freies PSA 17

2009 -- 4,60 ng
freies PSA- 18,5

zwei Monate später:
PSA- 2,95
freies 19,40

Ende 2009 --4,30
freies 17,0

2010: 5,56
freies 18
ich bekam kurz vor den Messung 2010 Testosteron verabreicht, weil der Pegel im Keller war.Vermutlich stieg deshalb der Spiegel stärker, denke ich mir mal als Laie.

Nach absetzen des Testosteron, wo mein Blutdruck erheblich stieg und ich es einfach nicht vertragen habe, sank der PSA Wert auf.

hatte ich 5 ng

einen kürziche erfolgte Messung brachte auch das gleiche Ergebnis von 5ng
und 17 freies PSA

Ich bin 57 Jahre alt

Ich schätze meinen Urologen sehr,er ist toll drauf und symphatisch, aber ich denke, er sitzt da auch in einen Konflikt.
Besser wäre es gewesen, man hätte nie ein PSA Screening bei mir gemacht, so bin ich nur verunsichert.
Es könnte was im Busch sein, wie mein Arzt sagt, macht mich natürlich auch nachdenklich, obwohl ich selber an keinen Tumor glaube.

Ich bitte Sie höflich um Ihre geschätzte Meinung dazu. Was würden sie an meiner Stelle machen? Eine zweite fachärztliche Meinung ist immer gut.

herzliche Grüße
N.N.
p.s

was halten sie von dieser Methode?

http://www.alta-klinik.de/de/prostata-biopsie.html


jedenfalls recht herzlichen Dank im Voraus für die Mühe


http://www.urologie-stmk.at/UltraBoard.pl?Action=ShowPost&Board=b1&Post=981&Idle=0&Sort=0&Order=Descend&Page=0&Session=
Alles, was wir uns in der Vergangenheit schwer erkämpfen mussten,
hinterlässt gewisse Spuren auf unserer „zerbrechlichen“ Seele,
doch sollten wir deshalb die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verlieren.
Carola-Elke

Richi

Mittwoch, 15. September 2010

Medizin Prostatakarzinom: Plädoyer für einmaligen PSA-Test mit 60

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/42727/Prostatakarzinom_Plaedoyer_fuer_einmaligen_PSA-Test_mit_60.htm

Gainesville/Florida und Lund/Schweden – Eine systematische Analyse im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2010; 341: c4543) sieht derzeit keine Vorteile in einem Prostatakrebs-Screening durch regelmäßige PSA-Tests. Nach den Ergebnissen einer Fall-Kontrollstudie (BMJ 2010; 341: c4521) könnte aber ein einmaliger PSA-Test im Alter von 60 Jahren sinnvoll sein.

Das PSA-Screening kann Prostatakarzinome in einem frühen kurablen Stadium aufspüren. Es kann aber nicht zwischen aggressiven Tumoren mit einem hohen Potenzial zur Metastasierung und harmlosen, weil extrem langsam wachsenden Tumoren unterscheiden. Da letztere in der Überzahl sind, kann das PSA-Screening schnell zu Überdiagnose und Übertherapie des Prostatakarzinoms führen.

Die Ergebnisse der beiden zentralen randomisierten Studien zu dieser Frage waren nicht eindeutig: Die amerikanische PLCO-Studie konnte keinen positiven Einfluss auf die Mortalität feststellen (NEJM 2009; 360: 1310-9), während es in der europäischen ERSPC-Studien zu einer 20-prozentigen Reduktion der Prostatakrebs-spezifischen Mortalität nach 10 Jahren kam (NEJM 2009; 360: 1320-8). Inzwischen sind vier weitere randomisierte Studien hinzugekommen, und die Gruppe um Philipp Dahm von der Universität von Florida in Gainesville kann sich in ihrer aktuellen Meta-Analyse auf Erfahrungen an 387.286 Personen stützen. Doch das Ergebnis ist noch immer nicht eindeutig.

Einem signifikanten Anstieg der Prostatakrebsdiagnosen um 46 Prozent (relatives Risiko RR 1,46; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,21-1,77) steht weiterhin eine nichtsignifikante Reduktion der Todesfälle am Prostatakarzinom um gerade einmal 12 Prozent (RR 0,88; 0,71-1,09) gegenüber. Die Gesamtsterblichkeit ist nahezu unverändert (RR 0,99; 0,97-1,01). Für die Autoren gibt es deshalb keinen Grund, zu einem allgemeinen Screening zu raten.

Die Gruppe um Hans Lilja von der Universität Lund unterbreitet jetzt einen neuen Vorschlag: Danach sollten alle Männer im Alter von 60 Jahren einmalig einen PSA-Test durchführen lassen. Liegt die Konzentration unter 1 ng/ml könne Entwarnung gegeben werden. In der Kohorte des Malmö Prevention Projects betraf dies etwa die Hälfte der 1.167 Männer, bei denen 1981 eine Blutprobe entnommen wurde. Nur sehr wenige erkrankten später an einem metastasierten Prostatakarzinom (0,5 Prozent) oder starben daran (0,2 Prozent).

zum Thema

    * PDF der systematischen Übersicht
    * PDF der Fall-Kontrollstudie
    * Editorial
    * Pressemitteilung des BMJ
    * Pressemitteilung des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center
    * Malmö Prevention Project

Anders war die Situation bei dem Viertel der Männer, die PSA-Werte von 2 ng/ml oder höher hatten. Obwohl auch hier nur eine Minderheit an einem Prostatakarzinom erkrankte, entfielen doch 90 Prozent (95-Prozent-Konfidenzintervall: 78 bis 100 Prozent) aller tödlichen Karzinome auf diese Gruppe, wie eine eingebettete Fall-Kontrollstudie ergab. Lilja rät deshalb in dieser Gruppe zu regelmäßigen PSA-Tests.

Ob diese Strategie zum Ziel führt, müsste erst noch in klinischen Studien gezeigt werden, wendet Gerald Andriole ein, der Leiter der Urologischen Chirurgie an der Washington University School of Medicine in St. Louis. Andriole rät im Editorial (BMJ 2010; 341: c4538) dazu, auch jüngere Männer mit einer positiven Familienanamnese zu screenen und im Fall von erhöhten PSA-Werten intensiv nachzubeobachten.

Er setzt dabei auf den neueren PCA3-Test, der Gene von Prostatazellen im Urin nachweist. Zu den künftigen Strategien könnte seiner Ansicht nach auch die ,,Risikoreduktion" durch 5-Alpha Reduktase-Inhibitoren oder eine Modifizierung von Diät und Lebensstil gehören, hofft Andriole. © rme/aerzteblatt.de

Josef

http://www.springermedizin.at/fachbereiche-a-z/p-z/urologie/?full=19768
   
Urologie 1. Dezember 2010

Zum Stellenwert des PSA

Aktuelle Übersicht über den Einsatz des prostataspezifischen Antigens in der Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms.

Es geht bei der Bestimmung des PSA-Wertes nicht darum, möglichst viele oder gar alle Prostatakarzinome zu entdecken. Ziel des Einsatzes von PSA ist grundsätzlich die Früherkennung von auf die Prostata begrenzten, jedoch potenziell aggressiven Tumoren bei Männern mit einer Lebenserwartung von zumindest weiteren zehn Jahren.



Seit seiner Erstbeschreibung vor etwa 30 Jahren ist das prostataspezifische Antigen (PSA) untrennbar mit verschiedenen Erkrankungen der Prostata, allen voran dem Prostatakarzinom (PCA), verbunden. Um die Schwierigkeiten rund um Einsatz und Interpretation des PSA-Wertes zu Diagnostik und Therapie des PCA zu verstehen, muss man wissen, dass weit mehr Männer ein PCA haben (das heißt histologisch gemäß Autopsiestudien nachgewiesen: Die Prävalenz bei Männern ab dem 70. Lebensjahr liegt bei etwa 50 Prozent) als im Laufe ihres Lebens diagnostiziert werden (= in Biopsie eines asymptomatischen Mannes nachgewiesen), daran erkranken (= symptomatisch werden) oder daran versterben (= PCA-Mortalität, in Europa etwa drei Prozent). Das wahrscheinlich wichtigste Charakteristikum des PCA ist die hohe Variabilität seiner biologischen Aggressivität und daraus folgend des individuell natürlichen Verlaufs der Erkrankung.
Was ist PSA?

PSA wurde erstmals 1979 beschrieben und seit Ende der 1980er- Jahre urologisch-klinisch publiziert. PSA ist ein Glykoprotein, das in den Epithelzellen der Prostata gebildet wird und zur Verflüssigung des Seminalplasmas dient. Es liegt im Serum in freier (fPSA) und gebundener Form (tPSA) vor.

Klinische Bedeutung besitzen im urologischen Alltag vor allem das gesamt-PSA (tPSA), das in weiterer Folge PSA genannt wird, und die Ratio von PSA zu fPSA (ratio).

PSA ist ein organspezifischer, jedoch kein tumorspezifischer Marker. Es wird jedoch angenommen, dass das Leakage von PSA in die prostatische Blutzirkulation in Karzinomgewebe (oder etwa auch entzündetem Gewebe) zehnfach höher als in Normalgewebe oder BPH-Gewebe ist (benigne Prostatahyperplasie). Daher resultiert die mögliche Aussage von PSA in der Karzinomdiagnostik.

Weitere vom PSA abgeleitete Parameter sind die PSA-Density, welche das Gesamt-PSA in Verhältnis zum Prostatagesamtvolumen oder -transitionalzonenvolumen (PSA-TZ-Density) angibt und die verschiedenen Methoden zur Darstellung der PSA-Kinetik, die PSA-Velocity (PSA-Anstieg über ein Jahr) und die PSA-Doubling-Time (PSA-Verdoppelungszeit).
PSA-Bestimmung

PSA kann derzeit mit mehreren Dutzend kommerziell angebotenen Testkits bestimmt werden. Wenn auch grundsätzlich in der Aussage der verschiedenen Methoden keine wesentlichen Unterschiede bestehen, sollte bei einem gegebenen Patienten jedoch immer derselbe Test angewendet werden.

Einflüsse auf die PSA-Konzentration können neben dem Vorliegen eines PCA folgende Faktoren haben:

    * Einnahme von (zumeist urologischen) Medikamenten (5-alpha-Reduktasehemmer, Antiandrogene, LHRH-Analoga und -Antagonisten),
    * Prostataerkrankungen (akute/chronische Prostatitis, gutartige Prostatahyperplasie, akute Harnverhaltung),
    * Manipulationen (Biopsie, unmittelbare Ejakulation vor Abnahme, rektale Untersuchung, langes Fahrradfahren, Katheterisierung).

Zusätzlich zu bedenken ist bei der Interpretation des PSA-Wertes auch die biologische Variabilität, welche bei etwa 20 Prozent liegt, und die analytische Variabilität, die mit etwa fünf Prozent angenommen werden darf. Aus diesem Grund wird heute von den meisten Fachleuten bei erstmaligem Vorliegen eines suspekt erhöhten Wertes eine Kontrolle empfohlen.

Die altersentsprechenden ,,Referenzwerte" liegen in der Größenordnung von 0,7 ng/ml bei Männern ab 40, um 0,9 ng/ml bei Männern ab 50, um 1,2 ng/ml ab dem 60. Lebensjahr und um 1,5 ng/ml ab 70. In der Normalbevölkerung (Screening-Population ab 50. Lebensjahr) darf man als Orientierung für einen Normalwert annehmen, dass etwa 80–85 Prozent einen PSA < 4 ng/ml, 10–15 Prozent PSA 4–10 ng/ml und 2–5 Prozent ein PSA > 10 ng/ml haben. Ein tatsächlicher ,,Normalwert" existiert nicht, ein PSA-cut-off-Wert von 3–4 ng/ml kann aber als Richtwert für eine Population zwischen 50 und 65 Jahren als plausibel angenommen werden und ist heutzutage im klinischen Alltag akzeptiert. Alternativ werden auch häufig die alterskorrigierten Werte von Oesterling angewendet (Oesterling, J. E. et al: JAMA 1993; 270: 860–4).

Grundsätzlich sollten folgende Annahmen gelten:

    * Ein PSA-Normalwert existiert nicht.
    * Ein hoher PSA-Wert ist nicht sicher durch ein PCA bedingt.
    * Auch Männer mit sehr niedrigen PSA-Werten können ein PCA haben.
    * Je höher der PSA-Wert ist, desto größer ist, pauschal ausgedrückt, die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Biopsie ein PCA entdeckt wird oder ein PCA vorliegt.

PSA und Screening

Als erste Maßnahme in der Kaskade des PSA-Einsatzes gilt das Screening, also der empfohlene, vom Untersucher initiierte Einsatz an einer unselektionierten Kohorte zum Zwecke der Reduktion der Mortalität und Morbidität des PCA. Screening durch PSA wurde bisher in der überwiegenden Mehrzahl von urologischen oder onkologischen Fachgesellschaften abgelehnt.

Grund hierfür waren im Wesentlichen die sehr umstrittenen Daten der bisherigen Untersuchungen zur Evaluierung des PSA-Screening-Nutzens, wie etwa der Tirol-Screening-Studie (Bartsch, G. et al.: BJU Int 2008; 101: 809–16). Im Jahr 2009 kamen zu dieser Frage die lange erwarteten Ergebnisse zweier großer Untersuchungen zur prominenten Publikation:

Die European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer. (ERSPC) umfasst 182.000 Männer, die zu Studienanfang zwischen 50–74 Jahre alt waren. Diese Kohorte wurde 1:1 in einen PSA-Screening-Arm und einen ungescreenten Arm randomisiert. Nach einem Follow-up von neun Jahren gelangten nun alle Teilnehmer, die zu Studieneintritt 55–69 Jahre alt waren, zur Analyse. Die kumulative PCA-Inzidenz lag bei 8,2 Prozent versus 4,8 Prozent, die PCA-Mortalitätsrate lag mit einem RR von 0,8 (95 % CI 0,65–0,98) um 20 Prozent signifikant reduziert zugunsten der Screening-Population. Interessant ist noch die number needed to screen, welche hochrechnet, dass 1.410 Männer zum Screening gehen müssen, damit im Nachbeobachtungszeitraum bei einem Mann ein PCA-bedingter Tod verhindert werden kann (Schroder, F.H. et al.: N Engl J Med 2009; 360: 1320–8).

In der US-basierten Untersuchung Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Trial wurden 76.700 Männer nach einer Follow-up- Periode von elf Jahren zur Auswertung gebracht. Es wurden im Screening-Arm um 22 Prozent mehr PCA gefunden (2.820 versus 2.322), ein signifikanter Unterschied in der PCA-Mortalität konnte jedoch nicht gezeigt werden. Die Hauptkritikpunkte an der US-Studie waren die 30-prozentige Kontaminationsrate an PSA-Bestimmungen in der Kohorte ohne PSA-Screening und die Tatsache, dass 45 Prozent bereits vor Studieneintritt einen PSA-Wert bestimmen hatten lassen (Andriole, G.L. et al.: N Engl J Med 2009; 360: 1310–9).

Derzeit ist es wahrscheinlich noch zu früh, um an der bisherigen Übereinkunft gegen eine Empfehlung zum PSA-Screening etwas zu ändern. Im weiteren Beobachtungsverlauf könnte eine Senkung der Mortalität jedoch nachhaltig gezeigt werden und PSA müsste dann erneut einer eingehenden Diskussion bezüglich Nutzen und Risiko unterzogen werden.
PSA und Früherkennung

Im Unterschied zum Screening, geht bei der Prostatakarzinomfrüherkennung die Initiative vom Untersuchten aus und darf nach einer eingehenden Aufklärung über Vorteile und etwaige Risiken ab dem 50. Lebensjahr, bei erhöhtem Risiko (Verwandter ersten Grades an PCA erkrankt) ab dem 45. Lebensjahr gemäß dem Algorithmus in der Grafik angewendet werden.

Faktoren, die zur Indikationsstellung für eine Prostatabiopsie beitragen, sind neben einem kontrollierten, suspekten, erhöhten oder stark ansteigenden PSA-Wert das Alter, die familiäre Belastung, die ethische Abstammung (cave: andere Referenzwerte bei Schwarzen), das Ergebnis etwaiger vormaliger Biospien sowie die Kenntnis wesentlicher Komorbiditäten.

Ziel ist die Erkennung eines lokal begrenzten (auf die Prostata beschränkt), jedoch potenziell aggressiven Tumors, bei einer Lebenserwartung von zumindest weiteren zehn Jahren.

Der positive Vorhersagewert liegt nach Ausschluss von Störfaktoren zwischen 2–4 ng/ml bei etwa 15 Prozent, bei PSA 4–10 bei 25 Prozent und > 10 bei 35–50 Prozent. Ein PSA über 4,0 ng/ml diagnostiziert kein PCA, sondern stellt die Indikation zur Biopsie. Diese sollte gemäß der Guidelines durchgeführt werden. Jede PSA-Kontrolle muss gemeinsam mit einem rektalen Tastbefund durchgeführt werden. Wichtig ist dabei, dass die Palpation keine Früherkennungsmethode ist und nur zwei bis fünf Prozent aller Tumore durch die Abtastung der Prostata bei normalen PSA-Werten entdeckt werden. Die Wertigkeit zusätzlicher Verfahren (transrektaler Ultraschall [TRUS], MRI, fPSA, PSA-Density) ist, speziell in der Primärdiagnostik, vor Erstbiopsie umstritten und sollte derzeit nicht empfohlen werden. Eine zusätzliche Information bietet, falls vorhanden, die Kenntnis der PSA-Kinetik (Verlauf der PSA-Werte über einen Beobachtungszeitraum).
PSA und Therapie/Staging

Im Falle eines Tumornachweises durch eine Prostatabiopsie (zu 95 Prozent handelt es sich um Adenokarzinome) muss in Kenntnis der Gesamtsituation des betroffenen Mannes ein ausführliches Aufklärungsgespräch geführt werden, das in Übereinkunft zwischen Arzt und Patient das weitere Vorgehen festlegt. Hierbei geben folgende Parameter Aufschluss über den onkologischen Status des Tumors: Gleason-Score (histologisches Grading-System, je höher, umso schlechter differenziert und damit aggressiver), Anzahl und Lokalisation (Seite, apikal, basale Prostata) der betroffenen Biopsiezylinder, PSA, PSA-Kinetik und Rektalbefund. Bei PSA-Werten > 20 ng/ml sollten zusätzlich ein Staging-Knochenszintigramm und ein CT oder MRI des Abdomens/Beckens durchgeführt werden.

Grundsätzlich ist es nicht notwendig, alle diagnostizierten PCAs auch tatsächlich einer aktiven Therapie zuzuführen. Neben den potenziell kurativen Therapieansätzen der Radikaloperation, der Brachytherapie (Jod125, Palladium103) oder der externen Bestrahlung sind im fortgeschrittenen Stadium noch die Hormontherapie (Antiandrogene, LHRH-Agonisten, -Antagonisten) und bei Tumoren mit potenziell geringem malignem Potenzial und/oder eingeschränkter Lebenserwartung die active surveillance möglich. Der Stellenwert des PSA-Wertes liegt in der onkologischen Information: Umso höher der PSA-Wert zur Biopsie ist, umso eher liegt ein Tumor vor, der ein hohes Volumen, eine extraprostatische (= organüberschreitende) Ausdehnung, einen höheren Gleason- Score (= potentiell aggressivere Differenzierung), eine Lymphknoten- oder ossäre Metastasierung oder ein höheres Risiko für ein Therapieversagen (Rezidiv) aufweist.

Der prädiktive Wert von PSA drückt sich auch in zahlreichen Nomogrammen aus, die zur Objektivierung der jeweiligen Wahrscheinlichkeiten für positive Lymphknoten, Organüberschreitung oder etwa ein rezidivfreies Überleben entwickelt wurden.
PSA und Follow-up

Unbestritten ist der Nutzen von PSA im Follow-up von PCA-Patienten. Grundsätzlich ist hierbei je nach Primärtherapie zu unterscheiden.

Etwa sechs Wochen nach Radikaloperation wird eine Kontrolle des PSA-Wertes angestrebt und sollte im Idealfall unter der Nachweisbarkeitsgrenze liegen (< 0,1 ng/ml). Weitere Kontrollen können ein Ansteigen des PSA feststellen, ein Rezidiv wird gemäß gering divergierender Leitlinien ab einem Wert > 0,2 oder 0,4 ng/ml definiert.

Die Definition eines biochemischen Rezidives nach primärer Bestrahlung (extern versus Brachytherapie) erfolgt gemäß der ASTRO-Kriterien (American Society for Therapeutic Radiation and Oncology) und ist als zweimaliger, konsekutiver PSA-Anstieg über einen Nadir-Wert festgelegt (Thompson, I. M. et al.: J Urol 2008; 4: 1219–22).
Zukunft des PSA-Einsatzes

Unter den vielen Bemühungen, unsere diagnostischen und therapeutischen Werkzeuge im Kampf gegen das PCA durch den Einsatz von PSA zu verbessern, erscheint derzeit die Vorverlegung des Beginns der PSA-Bestimmung und die Beobachtung der PSA-Entwicklung in längeren Intervallen als sinnvoller Ansatz.

Eine primäre PSA-Bestimmung ab dem 40. Lebensjahr mit einem Kontrollintervall von zwei bis vier Jahren könnte eine frühe Identifizierung von besonders aggressiven Tumoren, die erfahrungsgemäß oft junge Männer betreffen, ermöglichen.

Darüber hinaus wäre eine Beurteilung des PSA-Verlaufs (linear = eher BPH versus exponentiell = eher PCA) ein wichtiger zusätzlicher Parameter zur Unterscheidung maligner Prozesse von entzündlichen oder gutartigproliferativen Erkrankungen. Darüber hinaus sollte der Einsatz von PSA bei betagten (ab 75 Jahren) oder komorbiden Patienten höchst kritisch gesehen werden.
Zusammenfassung

PSA ist mit Sicherheit der meistgenutzte und meistdiskutierte Marker in der Urologie. Dieser breite Einsatz von PSA erfolgt in der Hoffnung, Mortalität und Morbidität des Prostatakarzinoms zu senken. Obwohl es aufgrund des oftmals sehr langen natürlichen Verlaufes bei Prostatakarzinomen sehr schwierig ist, den Nutzen von PSA oder grundsätzlich jeglicher medizinischer Maßnahme nachzuweisen, ist aus der Sicht der Autoren die Häufigkeit der PSA-Bestimmungen sehr wohl bedingt durch die vielfältigen Fragestellungen, wo uns PSA weiterhelfen kann.

In Zukunft wird PSA, so nicht ein potenterer Marker entwickelt wird, weiter eine große Rolle spielen. Es wird jedoch auf vielfältige Kenntnisse des behandelnden Arztes ankommen, um karzinomrelevante Informationen jenseits eines einzelnen PSA-Wertes abzuleiten. Der Einsatz von PSA wird eventuell früher beginnen und früher enden (40–75 Jahre), und nicht jeder entdeckte Tumor wird tatsächlich auch aktiv therapiert werden.



Literatur beim Verfasser



Doz. Dr. Ponholzer und Prof. Dr. Schramek (Leitung) sind in der Abteilung für Urologie und Andrologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien tätig. Doz. Dr. Madersbacher ist in der Abteilung für Urologie und Andrologie des Donauspitals SMZ-Ost in Wien tätig.

Von Doz. Dr. Anton Ponholzer, Prof. Dr. Paul Schramek und Doz. Dr. Stephan Madersbacher, Ärzte Woche 48 /2010
© 2010 Springer-Verlag GmbH, Impressum

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doch sollten wir deshalb die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verlieren.
Carola-Elke

admin


http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/44882/Prostatakarzinom_Schneller_PSA-Anstieg_kein_sicheres_Screening-Kriterium.htm

Montag, 28. Februar 2011

Medizin Prostatakarzinom: Schneller PSA-Anstieg kein sicheres Screening-Kriterium

New York – Ein rascher Anstieg des PSA-Werts ist kein sicherer Hinweis auf ein Prostatakarzinom. Als Screening-Kriterium würde die ,,PSA-Velocity" zu einem deutlichen Anstieg der Biopsierate führen, ohne die Zahl der tatsächlich erkannten Karzinome zu erhöhen, warnen US-Epidemiologen im Journal of the National Cancer Institute (JNCI 2011; doi: 10.1093/jnci/djr028).

Andrew Vickers vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York hat die Ergebnisse des Prostate Cancer Prevention Trial ausgewertet. In dieser größeren randomisierten Studie des US-National Cancer Institutes mit fast 19.000 Teilnehmern hatte das National Cancer Institute vor einem Jahrzehnt die krebspräventive Wirkung von Finasterid untersucht.

Vickers beschränkte sich auf die 5.519 Teilnehmer des Placebo-Arms (um einen Einfluss von Finasterid auf die Ergebnisse auszuschließen), bei denen zu Beginn der Studie der PSA-Wert unter 3 ng/dl lag. Bei diesem Wert würde normalerweise keine Prostatabiopsie durchgeführt. Die Leitlinien empfehlen sie erst ab einem Wert von 4 ng/dl. In der Studie wurden alle Teilnehmer mindestens zweimal biopsiert, einmal zu Beginn und dann nach Abschluss der Behandlung.

zum Thema

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/44882/Prostatakarzinom_Schneller_PSA-Anstieg_kein_sicheres_Screening-Kriterium.htm

    * Abstract der Studie
    * Editorial
    * Pressemitteilung des JNCI
    * Pressemitteilung des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center
    * Prostate Cancer Prevention Trial

Vickers ging es um die Frage, ob ein rascher Anstieg des PSA-Wertes einen Hinweis auf ein Prostatakarzinom liefert. Dies erscheint biologisch plausibel. Die meisten Leitlinien raten den Patienten bei einem schnellen PSA-Anstieg, typischerweise um mehr als 0,35 ng/dl pro Jahr, zu einer raschen Sicherung der Diagnose, auch wenn der PSA-Wert den Schwellenwert von 4,0 ng/dl noch nicht überschritten hat.

Alle Teilnehmer des Prostate Cancer Prevention Trial hatten einen negativen Tastbefund. Unter diesen Voraussetzungen war die ,,PSA-Velocity" nach den Ergebnissen von Vickers nicht in den Lage, den prädiktiven Wert des Screenings zu erhöhen.

In der Receiver Operating Characteristic (ROC)-Analyse stieg der AUC-Wert nur von 0,702 auf 0,709 an. Optimal wäre ein Wert von 1, ein Wert von 0,5 ist ein reines Zufallsergebnis. Werte von 0,702 oder 0,709 sind relativ schwach und ein Grund für häufige negative Befunde in der Biopsie.

Ein PSA-Wert von 4,0 ng/dl ist nicht selten. Vickers schätzt, dass aufgrund dieses Kriteriums jeder 20. Mann im höheren Alter biopsiert werden müsste. Würde man die ,,PSA-Velocity" als weiteres Kriterium hinzunehmen, müsste sich jeder 7. Mann dieser belastenden Untersuchung unterziehen.

Das Kriterium würde die Überdiagnose des Prostatakarzinoms deutlich vermehren, warnt der Epidemiologe. Andererseits besteht kein Zweifel darin, dass das Prostatakarzinom mit einem deutlichen und oft auch raschen Anstieg des PSA-Wertes einher geht.

Zu einem PSA-Anstieg kommt es jedoch auch nach Infektionen der Prostata oder der Blase. Auch sexuelle Aktivitäten, Reiten oder Radfahren können den Übertritt des Proteins ins Blut fördern. Schließlich sind auch Variabilitäten beim Wechsel des Labors oder der Nachweismethode dort möglich. Diese Faktoren wurden in der Studie nicht berücksichtigt, könnten aber in der Beratung der Patienten Argumente für oder gegen einen Test sein. © rme/aerzteblatt.de

Geri

Urologie

Aggressivitätseinschätzung des Prostatakarzinoms: Ist [-2]proPSA ein guter Marker zur frühzeitigen Erkennung?

Die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Serum der Patienten ist eine häufig verwendete Methode für das Screening und die frühe Erkennung des Prostatakarzinoms. Seine Bedeutung für die Identifizierung des organbegrenzten Karzinoms ist jedoch limitiert, da es sich nicht um einen tumor-, sondern um einen organspezifischen Marker handelt. Nur 20–40% der Patienten mit einem PSA-Wert zwischen 4 und 10ng/ml haben tatsächlich ein Prostatakarzinom. Anderseits wurde bei etwa 20–30% der Patienten mit einem PSA-Wert unter 4ng/ml, welche nicht routinemäßig biopsiert wurden, ein Prostatakarzinom diagnostiziert.

Hintergrund zu den Markern PSA und [-2]proPSA

Die Entdeckung, dass PSA im Serum größtenteils an einen Serinproteasehemmer, Alpha1-Antichymotrypsin (ACT), gebunden ist und nur ein kleinerer Teil als nicht gebundene Form vorliegt, führ­te zur Entwicklung der Antikörper, welche zwischen freiem PSA (fPSA), komplexem PSA (cPSA) und totalem PSA (tPSA=fPSA+cPSA) unterscheiden können. Die Charakterisierung der verschiedenen PSA-Isoformen in den letzten 10 Jahren hat zwar die Komplexität der Daten­analyse erhöht, aber gleichzeitig die Möglichkeit der Unterscheidung zwischen benigner und maligner Pros­tataerkrankung erweitert. Prostatakarzinom und benigne Prostatahyperplasie (BPH) entstehen typischerweise in zwei verschiedenen Regionen der Vorsteherdrüse: Während eine ma­li­g­ne Erkrankung vorzugsweise in der peripheren Zone entsteht, ist BPH durch die Hyperplasie der transi­tionalen Zone charakterisiert. In diesen zwei Zonen wurden auch zwei verschiedene Formen des fPSA identifiziert, nämlich Vorläufer- oder proPSA und benig­nes PSA (BPSA). Catalona und Mitarbeiter haben gezeigt, dass die Menge des proPSA im Prostatakarzinom erhöht ist und dass die Aggressivität der malignen Erkrankung mit der Hö­he dieser PSA-Isoform korreliert. Verschiedene proPSA-Isoformen wurden beschrieben (native [-7]proPSA sowie verkürzte [-4]proPSA und [-2]proPSA), wobei [-2]proPSA die meiste Aufmerksamkeit bekommen hatte, da gerade diese Isoform vorzugsweise in malignem Gewebe der Prostata erhöht war. Da seit der Entdeckung des proPSA gegenteilige Informationen bezüglich seiner Assoziation mit der Aggressivität des Prostatakarzinoms vorliegen, haben wir in der unten angeführten Studie bei den Patienten, die sich einer radikalen Prostatektomie unterzogen haben, die Korrelation des prä­operativen [-2]proPSA-Werts mit dem Gleason-Score (GS) und dem Risiko, eine organüberschreitende Erkrankung zu haben, untersucht.

Studie zu [-2]proPSA

Für die retrospektive Bestimmung des [-2]proPSA im Serum von 208 Patienten, welche im Rahmen der Pros­tatakarzinom-Früherkennung wegen eines klinisch lokalisierten Prostatakarzinoms operiert wurden, wurde der Beckman Coulter Access Immunoassay, ein Immuntest mit hoher Spezifität für diese PSA-Isoform, verwendet. Das Einschlusskriterium waren drei oder mehr verfügbare Proben von denselben Patienten über vier oder mehr Jahre vor der Diagnose des Pros­tatakarzinoms. Die gewonnenen Ergebnisse wurden dann mit dem GS und mit dem pathologischen Stadium nach der radikalen Prostatektomie korreliert. 52,6% der untersuchten Patienten hatten GS≤6, 36,2% GS=7 und 11,2% GS≥8. [-2]proPSA war am höchsten bei den Hochrisikopatienten, nämlich bei solchen mit GS=8 oder höher, und am niedrigsten, wenn GS≤6 gefunden wurde. Die mittleren Werte, ein Jahr bevor ein Pros­tatakarzinom festgestellt wurde, waren: 37,5pg/ml bei den Patienten mit GS≥8; 18,9pg/ml bei denen mit GS=7 und 11,9pg/ml bei denen mit GS≤6 (Abb. 1). Der Unterschied zwischen den Patienten mit GS≥8 und GS≤7 war hochsignifikant (p<0,01) bereits drei Jahre vor der eigentlichen Dia­gnosestellung. Andererseits konnte anhand von [-2]proPSA kein signifikanter Unterschied zwischen GS=7 und GS≤6 gefunden werden (limitierender Faktor: Die Unterscheidung zwischen GS 3+4 und 4+3 wurde aufgrund der wenigen 4+3-Prostatakarzinome in dieser Studiengruppe nicht durchgeführt). Die zweite wichtige Feststellung in dieser Studienkohorte war ein signifikant niedriger präoperativer [-2]proPSA-Wert bei den Patienten mit organbegrenztem Prostatakarzinom (Abb. 2: 15,9; 14,2; 13,2 und 15,6 verglichen mit 21,7; 22,3; 30,4 und 23,9pg/ml vier, drei, zwei und ein Jahr, bevor ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde).

Zusammenfassung und Diskussion

Zusammenfassend ist zu sagen, dass der präoperative [-2]proPSA-Wert ein signifikanter und unabhängiger Prädiktor des postoperativen GS und der lokalen Ausbreitung des Prostatakarzinoms ist. Der Unterschied war bereits mehrere Jahre vor der Diagnose signifikant, was die Wichtigkeit der erhobenen Daten noch erhöht. Mit der Verwendung des [-2]proPSA könnte zudem die Wahrscheinlichkeit einer Übertherapie, vor allem bei Patien­ten, deren Prostatakarzinom im Ra­hmen eines Früherkennungsprogramms (Screenings) entdeckt wurde, gesenkt werden. Anhand der erhobenen Daten wäre die Einbeziehung des [-2]proPSA in die Therapieentscheidung empfehlenswert. Es sind jedoch weitere, v.a. prospektive, randomisierte Studien notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.



Autoren: Dr. Jasmin Bektic, Dr. Eberhart Steiner, Univ.-Prof. Dr. Helmut Klocker, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger
Abteilung für Urologie, Medizinische Universität Innsbruck

Korrespondenz: Dr. Jasmin Bektic
FEBU, Abteilung Urologie, Medizinische Universität Innsbruck
Anichstr. 35, 6020 Innsbruck
Tel.: +43/512/504-81295
E-Mail: jasmin.bektic@uki.at
www.uro-innsbruck.at/prostatazentrum


http://haematologie-onkologie.universimed.com/artikel/aggressivit%C3%A4tseinsch%C3%A4tzung-des-prostatakarzinoms-ist-2propsa-ein-gut


Geri

#18


S.N.: Wiss / 02.11.2011 02.11.2011 /

KREMS (SN-job).

............. Ebenso eindeutig ist der jetzt veröffentlichte Endbericht zum Ganzkörper-Screening. ,,Dafür gibt es zurzeit definitiv keine Empfehlung", heißt es.

Im Nutzen überschätzt werden nach Ansicht der EUFEP-Experten die Vorsorgeuntersuchungen gegen Brustkrebs und Prostatakrebs. Es sei ,,eine Illusion", dass dadurch ,,viele Frauen und Männer" vor einem Karzinom bewahrt werden könnten.

Daher müsse die Information verbessert werden.

Vor- und Nachteile der Screenings müssten ausgewogen aufgezeigt werden.

Dann sollten die Betroffenen selbst entscheiden, ob sie die regelmäßige Mammographie oder die Prostatauntersuchung durch Tastbefund, PSA-Wert und gegebenenfalls Biopsie möchten.

admin



Eine interessante Diskussion fand im Haus der Ärzte statt:

http://www.billrothhaus.at/index.php?option=com_vf_elearning&task=a_vid&limitstart=20&limitstart=40

PSA - Interpretation aus der Sicht des Urologen
Wolfgang Höltl (SMZ Süd, Kaiser-Franz-Josef-Spital, Urologische Abteilung )
09.11.2011 | Dauer: 22:19 



PSA - Interpretation aus der Sicht des Onkologen
Michael Krainer (Univ. Klin. f. Innere Med. I, Abt. f. Onkologie, MUW )
09.11.2011 | Dauer: 18:23 



PSA - Interpretation aus der Sicht des Labormediziners
Arno Thomas Endler (Klinisches Institut für Labormedizin, MUW )
09.11.2011 | Dauer: 20:36 



PSA - Zukunftsaspekte
Georg Schatzl (Univ.-Klinik für Urologie, MUW, AKH Wien )
09.11.2011 | Dauer: 09:07 



PSA - Interpretation aus der Sicht des Epidemiologen
Gerald Haidinger (Zentrum Public Health, MedUni Wien Abt. f. Epidemiologie,)
09.11.2011 | Dauer: 14:09 

Werner



Prim. Dr. Loidl und Prim. Doz. Haltmayer über Diagnoseverfahren bei Prostatakrebs

http://www.vielgesundheit.at/urologie/prostatakrebs

Prostatakrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen beim Mann. Primar Dr. Wolfgang Loidl, Urologe in Linz, fordert die Aufnahme der Untersuchung in die staatlich bezahlte Vorsorgeuntersuchung.

Der Wissenschaft ist es nun gelungen, neben dem PSA - Prostata spezifischer Antigen-Bluttest und dem freien PSA Wert mit dem Pro PSA Wert eine bessere Aussage über eine mögliche Erkrankung zu treffen. Die Analyse kann im Krankenhauslabor oder in spezialisierten Labors durchgeführt werden.

Links:

www.prostatazentrum.at





    Erstellt am Donnerstag, 01. Dezember 2011 09:46
    Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 09. Mai 2012 08:41

admin




PSA-Test laut Qualitätsinstitut oft problematisch

Donnerstag, 14. März 2013

Köln – Der sogenannte PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs ,,findet oft Krebsgewebe, das nie Beschwerden verursacht hätte". Das meldet das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) heute.

Der PSA-Test misst die Menge des prostataspezifischen Eiweißes im Blut. ,,Wird etwas gefunden, macht das nicht nur Angst, sondern zieht oft auch belastende Behandlungen nach sich", sagte Klaus Koch, Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation beim IQWiG. Er spricht in diesem Zusammenhang von ,,Überdiagnosen".

Sei der PSA-Test auffällig, entnähmen Ärzte bei einer Biopsie Gewebeproben. So erhielten mittlerweile jedes Jahr mehrere 10.000 Männer in Deutschland die Diagnose ,,Prostatakrebs", ohne zunächst zu wissen, was das für sie bedeute. ,,Im günstigsten Fall wird ein Tumor entdeckt, der sich durch die frühe Entdeckung besser behandeln lässt oder sogar geheilt werden kann", erklärte Koch.

............... http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/53744


admin




Früherkennung von Prostatakrebs

Das Thema Prostatakrebs-Früherkennung löst bei jedem Mann andere Reaktionen aus. Der eine denkt lieber erst gar nicht darüber nach, der andere möchte jede Chance zur Früherkennung nutzen. Die einzige gut erforschte Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs ist der PSA-Test. Aber erfüllt er überhaupt die hohen Erwartungen, die an ihn gestellt werden? Wir informieren ausführlich über den Test und möchten so bei der Entscheidung für oder gegen eine Teilnahme helfen.

http://www.gesundheitsinformation.de/krebs-prostata.1059.56.de.html


Jutta






Prostatakrebs - Neue Entwicklungen bei den Tumormarkern


30.04.2013
von Christian Schwentner
Blutprobe
Neue Biomarker für Prostatakrebs stellen PSA zunehmend in den Schatten. Foto: カシス - Fotolia.com

Das prostataspezifische Antigen (PSA) wird vermutlich an Bedeutung verlieren und durch moderne Biomarker ersetzt werden. Dadurch sollten unnötige Biop­sien verhindert, Risikoprofile geschaffen und individualisierte Medizin möglich werden.

Die Relevanz des PSA in der Diagnostik und in der Nachsorge des Prostata­karzinoms nimmt kontinuierlich ab. Nicht zuletzt aufgrund von kontroversen ­Stu­dien aus den USA sind Betroffene zunehmend einer PSA-basierten Früh­erkennung gegenüber abgeneigt. Andererseits besteht aber dringender Bedarf für verlässliche Biomarker zur Verbesserung der Primärdiagnostik und zur Überwachung in der metastasierten Situation.

Neben der konventionellen PSA-Bestimmung wurden zahlreiche Isoformen herangezogen. Hierzu gehört auch der Prostate Health Index (PHI, Beckman Coulter), der auf einer Vorstufe von PSA (pro PSA) basiert. Durch den Einsatz von PHI können unnötige Biop­sien in bis zu 28 Prozent verhindert werden, ohne die Sensitivität der Untersuchung zu kompromittieren. Aber auch urinbasierte Verfahren wie der Test auf PCA3 (prostate cancer antigen 3) können zu diesem Zweck eingesetzt werden. Hierbei werden tumorassoziierte Transkripte nach­gewiesen und quantifiziert. Besonders in der Beratung zur Re-Biopsie und in der Eingliederung in Nomogramme liegt ein Vorteil von PCA3. Unnötige Biopsien bergen in Zeiten von multiresistenten E.-coli-Stämmen tatsächlich ein unvorhersehbares Risiko. Aber auch nach erfolgter Biopsie gibt es zweifelhafte Fälle, in denen der Pathologe Biomarker wie p63 (Zellzyklus-Protein) zu Rate ziehen muss, um ­zwischen invasivem Karzinom und Vorstufen zu unterscheiden. Dies ist vor allem bei schlechter Zylinderqualität notwendig, um ein falsch negatives Ergebnis zu verhindern.

Wurde der Tumor erst diagnostiziert und einem Gleason-Grading unterzogen, stellt sich die Frage nach der richtigen Therapie. Aktive Überwachung ist in der Low-risk-Situation (Gleason 6, PSA<10, geringe Tumorlast) eine akzeptierte Alternative. Auch hier können Biomarker hilfreich sein, die das Proliferationspotenzial des Tumors einschätzen können (etwa Ki67, ein Proliferationsmarker). Ki67 ist von den vorherigen Low-risk-Charakteristika unabhängig und könnte helfen, diejenigen Low-risk-Patienten herauszufiltern, die doch eine lokale Therapie benötigen. Ähnliches ist auch für das Fusionsprotein TMPRSS2-ERG (ein Mutationsprodukt der Tumorigenese) beschrieben, das im Urin nachgewiesen werden kann. TMPRSS2-ERG kann mit PCA3 kombiniert werden und ist von supra-additivem Wert in diesem Zusammenhang. Hier ist mit einem Routineeinsatz in naher Zukunft zu rechnen.

Wenn der Prostatakrebs aber einmal das lokal begrenzte Stadium überschritten hat und Metastasen entwickelt hat, ist die Überwachung des Krankheitsverlaufs eine schwierige Herausforderung. PSA ist in dieser Situation und insbesondere in der Beurteilung des systemischen Therapieerfolges leider inadäquat. Ähnliches trifft für die Bildgebung zu, die vor allem bei osteoblastischen Knochenmetastasen Schwächen aufweist. So können hier etwa die RECIST-Kriterien nicht zum Einsatz kommen. Diese Nische wird nun vor allem von zirkulierenden Tumorzellen (CTC) gefüllt. Diese können im Blut von Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs bereits in sehr geringer Konzentration mittels kombinierter immunomagnetischer Verfahren und PCR (Adnatest, Alere) nachgewiesen werden. Die Präsenz von CTCs vor der Einleitung einer systemischen Therapie (Hormontherapie, aber auch Docetaxel) ist prognostisch überaus negativ zu werten. Sollten die CTCs aber unter Therapie verschwinden, ist dies ein sehr gutes Surrogat für einen Therapieerfolg, der sich auch in einem verlängerten Überleben niederschlägt. Bei Persistenz der CTCs unter Therapie muss diese vermutlich modifiziert werden. Eigene Untersuchungen haben gezeigt, dass es eine gute Korrelation zwischen Metastasenlast und CTCs gibt, während PSA nicht dafür geeignet ist. CTCs können nun auch weiter molekular charakterisiert werden und könnten möglicherweise als ,,flüssige Biopsie" dienen, welche eine individualisierte, personalisierte Tumortherapie ermöglicht.

Literatur beim Verfasser.

Autor:
Prof. Dr. Christian Schwentner, FEBU
Leitender Oberarzt
Universitätsklinik für Urologie, Tübingen
E-Mail: christian.schwentner@med.uni-tuebingen.de

Tanja


Aus dem PCA-Forum:
http://forum.prostatakrebs-bps.de/showthread.php?7945-Streitobjekt-quot-PSA-Test-quot-Meinungen-bei-quot-Maybrit-Illner-quot-im-ZDF


Das Problem ist nicht der PSA-Test, sondern der stumpfsinnige Umgang damit.
Wir alle wissen, dass es nicht auf den Wert ankommt, ob "erhöht" oder nicht,
sondern auf die Dynamik. Die ist schwierig zu erkennen, solange der PSA sich
aus zwei bis drei Quellen zusammensetzt: Aus der gesunden Prostata bzw.
einer BPH und einem PCa und obendrein womöglich auch noch einer Prostata-
entzündung. Das kriegt man mit einem einzigen Wert nicht auseinandergedröselt.
Es braucht also nicht nur einen PSA-Wert, sondern ein ganzes Früherkennungs-
programm mit mehreren Messungen und auch eine geeignete Methode, mit der
die Kurve in die einzelnen Anteile zerlegt werden kann. Da gibt es noch einiges
zu tun, bevor das Screening mehr als Zufallstreffer bringt.

Die Wenigen, die durch den PSA rechtzeitig geheilt wurden, mögen das anders sehen.
Dazu gehören aber auch viele, die überhaupt keinen Krebs hatten, sondern lediglich
einen "erhöhten" PSA-Wert. Die haben das Gefühl, gerettet worden zu sein, nehmen
sogar Inkontinenz und Impotenz dankbar hin, sind aber nichts als Opfer einer krassen
Übertherapie.

Wer hingegen einen metastasierenden, also systemischen, "unheilbaren" Krebs hat,
hatte den ohnehin schon lange bevor dessen PSA-Anteil aus dem Rauschen von
BPH et al. auftauchte. Mit der "Früh"- oder eben Zu-spät-Erkennung weiss man dann
eben früher vom Krebs. Der Lebensqualität ist das nicht wirklich zuträglich, und ob
eine Lebensverlängerung resultiere, ist auch noch fraglich.

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Den Einen bringt der PSA-Test was, den anderen nur wenig oder nichts, weil der Krebs eben schon rund 30 Verdoppelungszeiten vor dem klinischen Nachweis von Metastasen diese gebildet hatte.
Nicht der PSA-Test ist schlecht in der Früherkennung, sondern der Umgang mit ihm.
Wenn man die 4ng/ml als erhöht bezeichnet, und daraus ableitet, es müsse biopsiert und dann auch gleich operiert werden, wenn ein Gleason Score von 2+3 oder mehr vorliege, übersieht man, dass so ein Krebs nur dann gefährlich wird, wenn er über eine entsprechende Dynamik verfügt. Wächst der mit einer VZ von drei Jahren oder mehr, sieht das wohl aus wie Krebs, wirkt sich aber eher aus wie eine BPH, vor allem bei den meistbetroffenen älteren Jahrgängen.
Gerade bei tiefen Gleason-Scores ist daher die wahre Dynamik unter Berücksichtigung der auch vorhandenen BPH-Dynamik zu ermitteln und gegebenenfalls dem Patienten die Aktive Überwachung vorzuschlagen.
Eine OP ohne genügende Ermittlung des Wachstums IST mit grosser Wahrscheinlichkeit Körperverletzung.

Nochmals: Ich lehne den PSA als Mittel zur Früherkennung nicht ab, stelle aber die stumpfsinnige Anwendung von Schwellenwerten in Frage und weise darauf hin, dass die Früherkennung nur jenen hilft, deren Krebs SCHON nachgewiesen werden kann, und die NOCH keine Metastasierung durchgemacht haben. Das trifft wohl zu auf einen Teil der vielen Betroffenen mit mittleren Gleason-Graden, bei denen der Nachweis der PSA-Dynamik ein leichtes sein dürfte.

Die Entscheidung, den PSA messen zu lassen, ist also nicht ein "mal gugge", sondern bedarf eines Protokolls mit mehreren Messungen und einer dynamischen Auswertung. Sowas wird von Urologenseite bisher noch nicht angeboten.