11.07.2011
Analgetische Supportivtherapie in der Onkologie: Lebensqualität ist das Ziel
Wichtigstes Ziel der analgetischen Supportivtherapie in der Onkologie ist der Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität von Tumorpatienten. Das berichtete Dr. Uwe Richter, Leiter des ambulanten und stationären Schmerz- und Palliativzentrums am DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, anlässlich des 17. Münchener Fachpresse-Workshops „Supportivtherapie in der Onkologie“: „In der schmerz- und palliativtherapeutischen Betreuung von Tumorpatienten müssen wir uns vor allem mit den Bedürfnissen und Wünschen der Patienten auseinandersetzen. Für die Patienten ist es wichtig, dass ihre zum Teil sehr starken Schmerzen frühzeitig, nachhaltig und besonders verträglich gelindert werden.“
In Deutschland erkranken jedes Jahr 450.000 Menschen an Krebs. Rund 50 Prozent der Patienten leiden an chronischen Schmerzen, davon 30 bis 40 Prozent bereits in Frühstadien der Erkrankung. In fortgeschrittenen Stadien haben 70 bis 90 Prozent der Patienten Schmerzen. 68 Prozent der Schmerzen sind dabei tumorbedingt, insbesondere durch Tumorkompression oder Metastasen und 19 Prozent bedingt durch die Tumortherapie, zum Beispiel durch Zytostatika oder Strahlenfibrose. Weitere zehn Prozent der Schmerzen sind tumorassoziiert, unter anderem infolge von Aszites, Thrombosen oder Zosterneuropathie und drei Prozent tumorunabhängig.
„Deshalb spielt bei der Therapie von Tumorschmerzen die rechtzeitige Gabe stark wirksamer und sehr gut verträglicher Opioide eine zentrale Rolle“, weiß Richter aus seiner Praxiserfahrung. Denn neben ihrer starken analgetischen Wirkung sollte die nicht-bestehende Organtoxizität starker Opioide bei der Auswahl des Schmerzmittels berücksichtigt werden.
Starke und verträgliche Opioide für Tumorschmerzpatienten
Am Beispiel einer 70-jährigen Patientin zeigte Richter die gute Eignung der Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem Naloxon (Targin®). Aufgrund eines Chondrosarkoms im rechten Becken wurde bei der Patientin 2006 eine Beckenteilresektion durchgeführt. 2009 traten erneut Schmerzen an der Lendenwirbelsäule, im Becken und im rechten Bein auf. Ein Rezidiv lag nicht vor. Die Schmerzen konnten weder mit NSAR, Flupirtin noch mit schwachen Opioiden wirksam gelindert werden. Zudem litt die Patientin durch die Behandlung unter Magenproblemen und einer Beeinträchtigung ihrer Darmfunktion. Erst durch die Gabe von Oxycodon wurde eine Schmerzreduktion erreicht. Da die Schmerzen jedoch nicht zufriedenstellend gelindert wurden, stellte sich die Patientin bei Richter vor. Dieser diagnostizierte unter anderem ein chronisch lumbales Schmerzsyndrom, ein myofasziales Schmerzsyndrom sowie neuropathischen Schmerz im rechten Bein. Die Patientin wurde zunächst auf zweimal täglich 20 mg/10 mg Oxycodon/Naloxon eingestellt. Zusätzlich erhielt sie dreimal täglich 100 mg Gabapentin. Daraufhin reduzierte sich ihre durchschnittliche Schmerzstärke von NRS 7 auf NRS 1. Schwindel, Atemnot und die Darmfunktion der Patientin verbesserten sich deutlich.
Hohe Patientenzufriedenheit durch effektive Schmerzlinderung
Während einer stationären Behandlung aufgrund stärkerer Schmerzen im März 2011 wurde eine CT-Kontrolle durchgeführt. Der CT-Befund deutete auf ein Lokalrezidiv eines Chondrosarkoms der rechten Beckenschaufel mit ausgedehnter Weichteilkomponente, eine Infiltration der entsprechenden Muskulatur sowie eine Infiltration der Neuroforamina und der Foramina sacralia mit Weichteilkomponente im Sakralkanal hin. Ebenso lag der dringende Verdacht auf eine Plexus sacralis-Infiltration vor.
Eine Strahlentherapie wurde durchgeführt.
Die Medikation wurde den stärkeren Schmerzen angepasst und die Patientin erhielt zweimal täglich 40 mg/20 mg Oxycodon/Naloxon (Targin®) sowie zweimal täglich 75 mg Pregabalin. Für Schmerzspitzen wurde die wirkstoffgleiche Bedarfsmedikation Oxycodon (Oxygesic® akut, 20 mg) sowie zur Entzündungshemmung Dexamethason verabreicht. Ihre Schmerzstärke stabilisierte sich wieder bei durchschnittlich NRS 1. „Die starken Schmerzen der Patientin konnten so bis heute wirksam und verträglich gelindert werden“, fasste Richter das Behandlungsergebnis zusammen. Die Patientin ist zufrieden, weil sie wieder Lebensqualität zurückgewonnen hatte, das oberste Ziel der Supportivtherapie.
Quellen:
Richter, U.: „Tumorschmerzen wirksam und verträglich lindern“, Vortrag anlässlich
des 17. Münchener Fachpresse-Workshops "Supportivtherapie in der Onkologie",
7. Juli 2011, München.
Nolte T., Schmidt T. (2009): Prolonged-release oxycodone/naloxone is very effective and tolerable in treatment of cancer pain. Eur J Palliat Care (Abstracts of the
11th Congress of the European Association of Palliative Care): 184
Quelle: Mundipharma
http://www.journalmed.de/newsview.php?id=34629