Non-Stop Revolution in der Diabetologie
Wien (OTS) - Durch intensive Forschung und optimierte Therapie
leben Diabetiker heute länger und die Folgeerkrankungen gehen zurück.
Das ist ein großer Erfolg für die Diabetologie. Die Österreichische
Diabetes Gesellschaft weißt aber auch darauf hin, dass zwar die Zahl
der Betroffenen steigt, die Anzahl der behandelnden Ärzte leider
nicht. In Österreich fehlen Ausbildungsplätze für Diabetesexperten,
um allen Diabetikern auch in Zukunft eine optimale Behandlung zu
garantieren. Weiters ist es aber auch besonders relevant, allen
Ärzten aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen neueste
Erkenntnisse der Diabetologie zu vermitteln, da jeder Arzt die erste
Anlaufstelle für einen gefährdeten Patienten sein kann. Dadurch und
mit verstärkter Bewusstseinsbildungsarbeit in der Bevölkerung will
die wissenschaftliche Fachgesellschaft Österreich zu einer
Modellregion in der Diabetesversorgung machen.
Mit rund 600.000 erkrankten Österreichern wird Diabetes auch in
der Forschung ein hoher Stellenwert eingeräumt. Die Diabetologie kann
daher in den letzten Jahren große Erfolge verzeichnen, etwa einen
starken Rückgang der Sterblichkeitsrate bei kardiovaskulären
Folgeerkrankungen. Diabetiker leben zudem heute wesentlich länger und
erreichen oft ein hohes Alter.
Aktuelle Erfolge in der Diabetologie
In den letzten 20 Jahren kam es weltweit zu einem deutlichen
Rückgang von Gefäßerkrankungen (vaskulären Komplikationen) bei
Diabetes mellitus. "Dank einer verbesserten Diabetesaufklärung und
Diabetesschulung sowie einer beträchtlichen Intensivierung der
medikamentösen Therapiemaßnahmen sind solche vaskulären
Komplikationen bei Diabetes zurückgegangen", so Univ.-Prof. Prim. Dr.
Guntram Schernthaner, Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung,
Rudolfstiftung Wien, Vorstandsmitglied der Österreichischen Diabetes
Gesellschaft (ÖDG). So ist etwa die Sterberate aufgrund von Herz und
Gefäßsystem bei Diabetes laut einer US-amerikanischen Studie um 69%
und die Gesamtsterberate bei Diabetes um 40% in den Jahren 1976 bis
2001 gegenüber den Jahren 1950 bis 1975 gesunken.
Folgekrankheiten von Diabetes gehen zurück
Die deutliche Prognoseverbesserung der Patienten mit Typ 2
Diabetes hat auch beträchtliche Auswirkungen auf die Spitalsaufnahmen
und die Folgekosten. So sind etwa in England im Zeitraum 2009 bis
2010 versus 2004 bis 2005 die Spitalsaufnahmen bei Diabetespatienten
für akuten Herzinfarkt um 25% zurückgegangen. Auch das Risiko für
die, bei Diabetes mitunter vorkommenden, Fußamputationen konnte
eindrucksvoll gesenkt werden. So ist beispielsweise in den USA die
Rate an Amputationen im Jahr 2004 gegenüber dem Jahr 2002 um 34%
gesunken. Die Augenerkrankung diabetische Retinopathie ging ebenfalls
in den letzten Jahren stark zurück, einer aktuellen Studie zufolge um
50%. Die terminale Niereninsuffizienz, bei der es zu einem
dauerhaften Versagen der Nierenfunktion kommt, ist bei
Diabetespatienten in den USA von 1966 bis 2007 um 35% zurückgegangen.
Auch das österreichische Hämodialyseregister aus dem Jahr 2010 zeigt
für Österreich einen ähnlichen Trend.
Eine gute Diabetestherapie verbessert die Prognose
Eine aktuelle kanadische Studie bei Patienten mit Diabetes und
chronischer Niereninsuffizienz ergab einen klaren Hinweis darauf,
dass eine gute Diabeteseinstellung mit einer deutlich verbesserten
Prognose einhergeht. Damit wird auch die Forderung nach einer
Individualisierung der Diabetestherapie bestätigt. Günstig erweist
sich bei Diabetes eine Therapie, die neben der Senkung der
Körperfettwerte, Blutdruckwerte sowie der HbA1c-Werte
(Langzeit-Blutzucker-Werte) auch eine vermehrte körperliche
Aktivität, eine eventuelle Gewichtsreduktion sowie den Verzicht auf
das Zigarettenrauchen beinhaltet.
Neues aus der Diabetestherapie beim alten Menschen
Rund zwei von drei Diabetespatienten sind über 65 Jahre alt.
Diabetes im Alter führt zu einem erhöhten Pflegebedarf, senkt die
Lebensqualität und verringert die Lebenserwartung. Zudem spielen die
Folgen des Diabetes im Alter eine nicht unbedeutende Rolle: "Es kann
zu verschiedenen Folgeerkrankungen vom Schlaganfall bis zu einem
erhöhten Sturzrisiko kommen, die Sterblichkeit ist erhöht, außerdem
besteht das Risiko die Selbstversorgungsfähigkeit zu verlieren und
somit in die Pflegebedürftigkeit zu rutschen", weiß Prim. Univ.-Prof.
Dr. Monika Lechleitner, Landeskrankenhaus Hochzirl, Interne
Abteilung, Vorstandsmitglied ÖDG.
Bei der Diabetesbehandlung des alten Menschen spielen der Erhalt
einer größtmöglichen Selbständigkeit und damit Lebensqualität sowie
eine Verbesserungen geriatrischer Symptome eine große Rolle. Die
Therapie sollte außerdem im Alltag leicht umsetzbar sein. Aktuellen
Studien zufolge bringen die neuesten Medikamente
(Inkretintherapeutika, DPP4-Hemmer) deutliche Verbesserungen für
ältere Patienten. Diese Arzneimittel sind gut verträglich, führen zu
einer deutlich geringeren Unterzuckerung und damit zu einer
Risikominimierung für die Patienten.
Mehr Patienten - zu wenige Experten
Der neue Präsident der ÖDG, Prim. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c.
Heinz Drexel, LKH Feldkirch, Abteilung für Innere Medizin und
Kardiologie, zeigt eine zentrale Problematik auf: "Die
Diabetes-Häufigkeit nimmt dramatisch zu. Die Umsetzung der Therapie
erfordert Kompetenz. Österreich hat in Zukunft zu wenig Experten!
Mehr Ausbildungsstellen für Diabetes-Spezialisten (Additivfach für
Endokrinologie und Stoffwechsel) werden dringend benötigt, um auch in
den nächsten Jahren allen Diabetikern eine optimale Behandlung
garantieren zu können."
Früherkennung durch Diabetesbewusstsein in allen medizinischen
Fächern
Weiters betont der ÖDG-Präsident die Verantwortung jedes Arztes in
Österreich: "Es gibt keinen praktisch tätigen Arzt, der nicht mit
Diabetes konfrontiert wird! Die Vielfalt der möglichen Begleit- und
Folgeerkrankungen führt dazu, dass jeder Arzt, gleich ob Augenarzt,
Orthopäde oder Zahnarzt, einen wichtigen Beitrag für die
Früherkennung dieser Volkskrankheit leisten kann. Aus diesem Grund
ist es entscheidend, dass auf jeder Ebene der medizinischen Aus- und
Weiterbildung Diabetes den entsprechenden Stellenwert erhält.
Die ÖDG-Präsidentschaft 2012-2013: LDL-Cholesterin im Fokus
Um Österreich zu einer Modellregion in der Diabetesversorgung zu
machen, hat sich die ÖDG mit ihrem neuen Präsidenten ein umfassendes
Arbeitsprogramm für die nächsten zwei Jahre vorgenommen: Neben
Aufklärungsarbeit durch nachhaltige und wiederholte Information der
Bevölkerung und der gesamten Ärzteschaft sowie der Erarbeitung von
gut verständlichen und einfachen Therapieempfehlungen steht die
Prävention der Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch bessere und
intensivere Behandlung des Cholesterinstoffwechsels im Zentrum der
Aufmerksamkeit. Weil Cholesterin-Ablagerungen in den Gefäßen für
Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich sind, sollte der
Zielwert des "schlechten" LDL-Cholesterins von bisher unter 100 mg/dl
auf unter 70 mg/dl gesenkt werden.
Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG)
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) ist die
ärztlich-wissenschaftliche Fachgesellschaft der österreichischen
Diabetes-ExpertInnen. Ihre zentrale Aufgabe ist die Forschung und
Förderung des wissenschaftlichen Austausches aller auf dem Gebiet der
Diabetologie tätigen ForscherInnen und ÄrztInnen. Die ÖDG engagiert
sich für die Sicherstellung einer Betreuung der DiabetikerInnen in
Österreich, die den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen
entspricht. Ordentliche Mitglieder der Gesellschaft sind ÄrztInnen
und wissenschaftlich einschlägig orientierte AkademikerInnen.
Assoziierte Mitglieder sind DiabetesberaterInnen und DiaetologInnen.
Die vollständige Pressemappe finden Sie ab sofort unter
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