Selbstuntersuchung
Hodenkrebs früh erkennen
02. Juli 2009, 11:37
Urologen raten jungen Männern zur Selbstuntersuchung - Ab 14 Jahren sollten alle vier Wochen die Hoden abgetastet werden
Düsseldorf/Dresden - Schamgefühl ist fehl am Platz: Mit etwa 4.750 Neuerkrankungen jährlich ist Hodenkrebs in Deutschland ein seh häufiger bösartiger Tumor bei jungen Männern, in Österreich erkranken jährlich rund 350 Männer daran. Die meisten Fälle treten im Alter zwischen 25 und 45 Jahren auf. Eine gesetzliche Früherkennungsuntersuchung gibt es nicht. Deshalb sei es umso wichtiger, dass Eltern ihre Söhne frühzeitig zu einer regelmäßigen Selbstuntersuchung anhalten, teilt die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) in einer Aussendung mit. Ganz besonders gelte dies für junge Männer, die im Kindesalter an Hodenhochstand litten und dadurch ein höheres Risiko haben, an Hodenkrebs zu erkranken.
Selbstuntersuchung ab 14 Jahren sinnvoll
Damit die Eigenuntersuchung nicht zum Tabuthema gerät, ist es ratsam, dass Eltern rechtzeitig das Gespräch mit ihren Söhnen suchen. Weder falsche Scham, noch übertriebene Ängste sind angebracht. "Unter 15 Jahren ist der bösartige Hodentumor sehr selten. Wann Jungen mit der Selbstuntersuchung beginnen sollten, hängt sehr vom Entwicklungsstand der Kinder ab. Normalerweise ist ein Alter von 14 Jahren vernünftig", sagt DGU-Präsident Manfred Wirth. Das Prozedere ist unkompliziert: "Man sollte regelmäßig alle vier Wochen die Hoden abtasten und dabei auf Verhärtungen und Vergrößerungen achten." Da Hodenhochstand im Kindesalter als gesicherter Risikofaktor für Hodenkrebs gilt, ist es besonders wichtig, dass die betroffenen jungen Männer über dieses erhöhte Risiko informiert sind.
Fast 100-prozentige Heilungschance
Auch das sollten Männer wissen, um verbreiteten Ängsten zu begegnen: Hodenkrebs hat eine Heilungsrate von nahezu 100 Prozent. "Selbst bei bereits metastasierten Tumoren haben die Patienten bei einer Leitlinien gerechten Behandlung noch eine gute bis exzellente Heilungschance", so Wirth. Impotenz in Folge einer Hodenkrebserkrankung müssen Männer heute nicht mehr fürchten. Der DGU-Präsident: "Eine Impotenz ist bei Hodenkrebs nicht zu erwarten. Hormone kann man, wenn nötig, gut substituieren." Möglicher Unfruchtbarkeit lässt sich sicher mit der so genannten Kryokonservierung, also dem Einfrieren vor einer Operation gewonnener Spermien vorbeugen. Bei psychischen Problemen aufgrund des Verlustes des Hodens können Hodenprothesen eingesetzt werden. Diese sind medizinisch unbedenklich. "Gerade wegen der sehr guten Behandlungsmöglichkeiten, sollten wir alles daransetzen, damit Hodenkrebs bei unseren Söhnen kein Tabuthema wird, denn je früher eine mögliche Behandlung einsetzt, umso weniger belastend ist sie für die Betroffenen", appelliert der Urologe. (red, derStandard.at)
Der 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie findet vom 16. bis 19. September 2009 in Dresden statt