Ohne Pathologie keine moderne Krebs-Therapie
Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie (ÖGP)/Österreichische Division der IAP (International Academy of Pathology)
Wien (OTS) - Die diesjährige Frühjahrstagung der Österreichischen
Gesellschaft für Pathologie (ÖGP), die vom 18. bis 20. April in Wien
stattfand, beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit dem Brustkrebs und
seinen Vorstufen. Weiters wurden rezente Entwicklungen in der
Untersuchung und Behandlung des Lungenkrebses und des Dickdarmkrebses
besprochen. Das Themenspektrum der Tagung machte einmal mehr die
unverzichtbare Rolle der Pathologie im diagnostischen und
therapeutischen klinischen Alltag deutlich.
Ohne Pathologie keine Therapie! Am Beispiel des Brustkrebses
Der Brustkrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung der Frau
und betrifft jährlich etwa 5.000 Österreicherinnen. Beinahe jede
zehnte Österreicherin hat das Risiko, an einem Mammakarzinom zu
erkranken. Früherkennung und verbesserte Therapie stellen die
Grundpfeiler für ein verbessertes Überleben dar. Die moderne Therapie
des Brustkrebses ist ohne Pathologen undenkbar, denn Pathologen
stellen die histologische (feingewebliche) Diagnose nach einer
Biopsie (Gewebeentnahme).
Mit modernen Untersuchungsmethoden am Gewebeschnitt führen die
Pathologen zusätzlich molekulare Klassifikationen durch, die
wesentlich über das weitere therapeutische Vorgehen entscheiden. Je
nachdem wie hoch der Gehalt an Östrogen- und Progesteronrezeptoren
und Her2/neu im Tumor ist, wird eine endokrine Therapie, eine
Chemotherapie oder eine Kombination aus beidem zur Bekämpfung des
Karzinoms angewandt. Zunehmend von Bedeutung für die Entscheidung für
eine Chemotherapie ist der Gehalt an Ki-67, das proliferierende
Zellen (im Zellzyklus) nachweist.
Diese Fragestellungen sind nicht nur für eine effektive Bekämpfung
des Tumors wichtig, sie helfen auch, Kosten zu sparen. Die
therapieentscheidende Rolle der Gewebeuntersuchungen durch die
Pathologie wurde im März 2013 auch auf der St. Gallener
Brustkrebskonferenz betont.
Auch beim Lungenkrebs: Therapieentscheidende Rolle der Pathologen
Der Lungenkrebs ist eine der häufigsten Krebstodesursachen,
insbesondere durch seine meist späte Diagnosestellung im
fortgeschrittenen Stadium. Für den schlecht chemo-sensiblen
nicht-kleinzelligen Lungenkrebs gab es bis vor wenigen Jahren
außerdem keine wirksame Behandlung. Daher wird in die Entwicklung
neuer Medikamente, wie sie für den Brustkrebs schon seit längerer
Zeit verwendet werden, große Hoffnung gesteckt. Diese neuen
Therapieformen ähneln der anti-Her2 Therapie beim Mammakarzinom,
indem sie über bestimmte Moleküle in wesentliche Funktionen der Zelle
eingreifen und diese entscheidend beeinflussen, z.B. deren
Zellwachstum stoppen. Damit unterscheiden sie sich ganz wesentlich
von einer Chemotherapie, die potenziell jede sich teilende Zelle
angreift und somit enorme Nebenwirkungen nach sich zieht.
"Molekulare Mikroskopie": Die Molekularpathologie als wesentliche Grundlage für die Onkologie
Die Aufschlüsselung des Genoms von Tumorzellen und der Nachweis
bestimmter genetischer Veränderungen ist bereits eine der
wesentlichen Grundlagen für eine moderne Tumortherapie, denn in
vielen Fällen genügt es nicht mehr, eine Tumordiagnose unter dem
Mikroskop zu erstellen.
Das genetische Erscheinungsbild eines Tumors gibt Aufschluss
darüber, welche Therapie zum optimalen Ergebnis führen wird. So
sprechen z.B. bestimmte Formen des Dickdarmkrebses weniger gut auf
eine bestimmte Chemotherapie an, Dickdarmkarzinome mit Mutationen im
K-RAS Gen sind wiederrum nicht geeignet für eine Therapie die den EGF
Rezeptor blockiert. Mittels molekularer Tests am Tumorgewebe kann der
Dickdarmkrebs dahingehend genau charakterisiert werden.
Im Laufe eines Jahrhunderts hat sich der Fokus der Pathologie
somit vom Seziersaal in das molekulare Labor verschoben. Die
Voraussetzungen für eine grundlegende Expertise im molekularen
Testing sind für Pathologen geradezu ideal, denn kein anderes Fach
vermag die Synthese von histologischen und molekularen Veränderungen
in gleicher Weise zu schaffen. Pathologen erkennen und
diagnostizieren Tumore und führen im Anschluss die weiterführenden
molekularen Klassifikationen durch.
Pathologen sind wichtige Mitglieder des Tumorboards
Jeder Krebspatient sollte laut Vorgabe des Österreichischen
Strukturplans Gesundheit in einem Tumorboard besprochen werden. Das
Tumorboard ist eine interdisziplinäre Tumorkonferenz, in der alle an
Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen beteiligten
Fachdisziplinen vorkommen. Dazu zählen die operativen onkologischen
Fächer wie Allgemeinchirurgie, Gynäkologie, HNO etc., die
internistische Onkologie, die Radioonkologie und Strahlentherapie,
die Radiologie und die Pathologie. Pathologen tragen mit ihren
Befunden ganz wesentlich zur Stellung einer zeitgemäßen Krebstherapie
bei.
Österreichische Gesellschaft für Pathologie/Österreichische Abteilung der Internationalen Akademie für Pathologie (ÖGP/IAP Austria)
Ziel der ÖGP ist die Pflege und Förderung der wissenschaftlichen
Medizin, insbesondere des Gesamtgebietes der Pathologie. Dazu gehören
Zell- und Gewebsuntersuchungen, hoch spezialisierte
molekularpathologische Untersuchungen in spezifischen
Fragestellungen, Infektionsdiagnostik und die Obduktionstätigkeit.
Mit Hilfe dieses Leistungsspektrums trägt die Pathologin/der
Pathologe wesentlichen zur Diagnostik von lebenden PatientInnen bei
und leistet durch die Diagnostik von Operationspräparaten und die
Obduktionstätigkeit einen entscheidenden Beitrag zur medizinischen
Qualitätssicherung. Durch die gynäkologisch- zytologische Diagnostik
und die Einbindung in die Vorsorgekolonoskopie und das im Herbst
beginnende Mammographiescreeningprogramm sind die Pathologen auch
entscheidend in die Vorsorgemedizin eingebunden. Die ÖGP/IAP Austria
bietet ihren Mitgliedern wissenschaftliche Tagungen und
Fortbildungsveranstaltungen, erstellt fachspezifische Lehrbehelfe und
fungiert als Österreichische Division der IAP (International Academy
of Pathology). Sie vertritt das Fach Pathologie auch in
standespolitischen Fragen nach außen. Derzeitiger Präsident der ÖGP
ist Prim. Univ. Prof. Dr. Sigurd Lax vom Institut für Pathologie am
Landeskrankenhaus Graz West. Weitere Informationen finden Sie unter
www.pathology.at.
Hintergrundtexte und Fotomaterial finden Sie unter
http://www.publichealth.at/p-68955.html