Autor Thema: 17.10.,22.15 (18.10.=WH.),ARD: Brustkrebs - Tausende Chemotherapien überflüssig?  (Gelesen 4204 mal)

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Evi

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MONITOR - Donnerstag, 17. Oktober 2013 um 22:15 Uhr im Ersten
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1. Festung Europa - Die Schuld der EU-Grenzwter

2. Die AfD - rechtspopulistisch und demokratiefeindlich?

3. Bundeswehrabzug aus Afghanistan: Alle Macht den Terror-Milizen?

4. Brustkrebs: Tausende Chemotherapien überflüssig?
 
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Wiederholungstermine:
 
Donnerstag, 17.10.2013
23:30 Uhr - tagesschau24

Freitag, 18.10.2013
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« Letzte Änderung: 17. Oktober 2013, 22:42 von Evi »

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« Letzte Änderung: 17. Oktober 2013, 22:42 von Evi »

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ARD Mediathek: Brustkrebs - Tausende Chemotherapien überflüssig?
« Antwort #2 am: 18. Oktober 2013, 23:29 »



.......  Brustkrebs: Tausende Chemotherapien überflüssig?

http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2013/1017/krebs.php5



Georg Restle: „Hallo und guten Abend, etwas später als sonst. Willkommen bei MONITOR. Es ist eine Diagnose, die viele Frauen mitten im Leben trifft. Wer an Brustkrebs erkrankt, für den gerät so ziemlich alles aus den Fugen - und dann müssen auch noch schwerste Entscheidungen getroffen werden. Vor allem die, ob man sich den Qualen einer Chemotherapie aussetzen soll. Vielen könnte diese Entscheidung jetzt deutlich leichter gemacht werden, denn es gibt neue Tests, mit denen man feststellen kann, ob eine solche Therapie überhaupt notwendig ist. Eigentlich eine ziemlich gute Nachricht. Wenn - ja wenn da nicht die Sturheit der deutschen Krankenkassen wäre. Monika Wagener, Michael Müller und Frank Konopatzki wissen mehr.“

Sie will das Leben in vollen Zügen genießen. Aber es ist nicht mehr das gleiche Leben, seit bei Nicole Kultau vor drei Jahren ein aggressiver Brustkrebs festgestellt wurde. Dieser Tag hat alles verändert.

Nicole Kultau: „Und in dem Moment, als die Ärztin mir eröffnete, es ist ein bösartiger Brustkrebs, da ist alles weggefallen in mir. Also das war ein bodenloses Stürzen. Alle Sicherheiten, die es vielleicht gegeben hat, alle weg.“

Und dann der zweite Schock für die 44-jährige Mutter eines Sohnes, die Chemotherapie.

Nicole Kultau: „Mir war über Monate hinweg extrem übel. Ich hab kein Essen mehr essen können, das Zahnfleisch, das war offen. Es war eine Tortur, weil ich unsägliche Knochenschmerzen hatte, Gelenkschmerzen.“

Das Schlimmste, die Chemotherapie schädigte unheilbar ihre Nerven. Jeder Schritt fühlt sich für die Bürokauffrau seitdem an wie ein Gang über Scherben. Eine Polyneuropathie, neben Herzschäden und Leukämie eine mögliche Spätfolge. Aber angesichts ihrer Diagnose hatte sie keine Wahl.

Nicole Kultau: „Ohne Chemo würde ich heute mit Sicherheit nicht mehr leben. Aber - und das ist meine ganz wichtige Intention dabei - Frauen, die definitiv keinen Vorteil von einer Chemo haben, denen sollte das erspart bleiben.“

Und diese Chance gibt es jetzt. Mit sogenannten Genexpressionstests können Ärzte ziemlich sicher herausfiltern, welche Frauen von einer Chemotherapie überhaupt profitieren. Und, welche keine brauchen, weil ihr Krebs aller Voraussicht nach nicht wiederkommen wird. Von 75.000 Frauen, die letztes Jahr an Brustkrebs erkrankten, machten etwa 35.000 eine Chemotherapie. Bei einem hormongesteuerten Krebs im Frühstadium kann der Test fast jeder zweiten Frau diese Chemo ersparen, weil das Risiko einer Neuerkrankung denkbar gering ist. 10.000 bis 15.000 Frauen wären das allein in Deutschland. An der Frauenklinik München treffen wir Professor Nadia Harbeck. Sie forscht in diesem Bereich seit mehr als 20 Jahren. Genexpressionstests werden an ihrer Klinik bei Studien eingesetzt. Nadia Harbeck ist geradezu euphorisch.

Nadia Harbeck, Leiterin Brustkrebszentrum Universität München: „Diese Prognosetests sind für die Patienten ein Durchbruch. Weil wir in der Lage sind, genau der einzelnen Patientin zu sagen, wie aggressiv ihr Tumor ist und damit auch ihr Rückfallrisiko einzuschätzen. Mit den Faktoren, die uns der Pathologe am Tumor bestimmt, Hormonempfindlichkeit, dann die Wachstumsrate des Tumors können wir das nur schätzen. Und mit diesen Prognosetests können wir es doch relativ genau der Patientin mitteilen.“

Das sieht auch der Mainzer Onkologe Marcus Schmidt so, der viele Patientinnen mit hormonabhängigem Brustkrebs behandelt.

Marcus Schmidt, Gynäkologischer Onkologe Universität Mainz: „Wenn die Lymphknoten frei sind bei den Patientinnen, hat man nach den klassischen Faktoren gesagt, von mir aus jeder fünften Patientin erspare ich eine Chemotherapie. Und jetzt können wir es definitiv mehr als der Hälfte der Patienten ersparen.“

Das Problem, die gesetzlichen Krankenkassen wollen ihren Versicherten die Tests nicht bezahlen. Sie kosten bis zu 3.200 Euro - eine Chemotherapie kostet allerdings ein Mehrfaches. Die Kassen könnten also am Ende sogar Geld sparen. Doch sie weigern sich, die Kosten zu übernehmen. Zum 1. Oktober haben sie sogar noch die letzten Schlupflöcher im Abrechnungskatalog dicht gemacht. Wir wollen wissen, warum?

Ann Marini, Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen GKV: „Im Moment haben wir leider - und ich betone leider - die Situation, dass diese Tests nicht wirklich sicher sind. Sie können im Moment noch nicht dazu herangezogen werden, alleine auf Grundlage dieser Testergebnisse eine sichere medizinische Entscheidung für die Therapie zu geben.“

Nicht sicher? Die Tests können mit 95-prozentiger Sicherheit voraussagen, ob eine Frau später Metastasen bekommt oder nicht, viel sicherer als bislang. Gezeigt haben das Studien, bei denen konserviertes, zehn Jahre altes Tumorgewebe untersucht wurde. Die Kassen verlangen aber immer vorausschauende Studien, bei denen aktuelle Patienten getestet werden. Für neue Tests wird dann das Ergebnis erst in zehn Jahren feststehen. Ein enormer Zeitverlust.

Nadia Harbeck, Leiterin Brustkrebszentrum Universität München: „Ich finde es auch den Versicherten gegenüber verantwortungslos, dass man sie so alleine lässt mit dieser Fragestellung und eher eine Übertherapie in Kauf nimmt, als diese Tests einzusetzen.“

In den USA hat man sich anders entschieden, Hier ist der am besten untersuchte Test Oncotype DX schon lange Standard. Auch in England wird er empfohlen. Und sogar die St. Gallen Konsenskonferenz der führenden Krebsforscher schreibt, dieser Test sei ...

Zitat: „anerkannt als Vorhersageinstrument für den Nutzen einer Chemotherapie.“

Mit dabei in St. Gallen war auch der Onkologe Nicholas Wilcken. Er gehört zu einer weltweit anerkannten Gruppe von Wissenschaftlern, die hohe Hürden für neue medizinische Verfahren fordern. Er persönlich kann die Haltung der deutschen Krankenkassen bezüglich Oncotype DX nicht verstehen.

Nicholas Wilcken, Mitglied „Breast Cancer Group“ Cochrane Collobaration (Übersetzung MONITOR): „Die aktuelle Diskussion dreht sich um die Frage, kann der Test besser als die normale Gewebeuntersuchung sagen, wer eine Chemotherapie braucht und wer nicht? Ich denke, die Masse der Beweise ist klar. Ja, er sagt es besser voraus.“

Das Problem, die Industrie arbeitet an immer neuen Testverfahren. Inzwischen gibt es für Brustkrebs schon Gentests der zweiten Generation, auch Tests für andere Krebsarten sind in der Pipeline. Wenn hochwertige rückblickende Studien nicht akzeptiert werden, werden Patienten in Deutschland von diesen Verfahren nicht profitieren.

Nicholas Wilcken, Mitglied „Breast Cancer Group“ Cochrane Collobaration (Übersetzung MONITOR): „Wir sollten darüber nachdenken, wie hoch wir die Messlatte legen. Es kann nicht sein, dass wir für jeden neuen Test eine Studie mit vielen 1.000 Patienten machen müssen. Und dann fünf oder zehn Jahre warten, was passiert. Wir müssen schon ein wenig schneller werden.“

Nicole Kultau hält das Warten für falsch. Sie hat schon vor Monaten mit anderen Betroffenen einen Brief an den Bundesgesundheitsminister geschrieben, aber keine Antwort bekommen. Jetzt hat sie eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht, denn sie weiß, was unnötige Chemotherapien bedeuten können.

Nicole Kultau: „Ich habe Schwestern, ich habe Freundinnen, die bislang noch gesund sind. Und ich hab vor Augen, falls sie eines Tages doch mal davon betroffen sein sollten, was ich mir nicht wünsche, dass sie diese Tests nutzen können. Dass sie das, was ich durchgemacht habe, nicht durchmachen müssen.
Info Genexpressionstests
Für welche Frauen kommt der Test in Frage?

Frauen mit einem Frühstadium der Erkrankung, deren Krebs HR+ (hormonrezeptor-positiv), HER2- (HER2-Rezeptor-negativ) ist.
Was verrät das Testergebnis?

Das Ergebnis ist in der Regel ein Recurrence Score, der die Wahrscheinlichkeit von Fernmetastasen innerhalb der nächsten zehn Jahre angibt.
Wer zahlt für den Test?

Die privaten Kassen machen eine Einzelfallprüfung, erstatten aber in der Regel den Test. Die gesetzlichen Kassen übernehmen seit dem 01.10.13 die Kosten nicht mehr, es sei denn der Test erfolgt im Rahmen von Studien.
Weiterführende Links und Kontakte

    Video: ARD MediathekNach Brustkebs-OP Chemo nicht immer sinnvoll
    externer Link: Klinikum der Universität München: BrustzentrumAnfragen bitte per E-Mail: brustzentrum-gh-anmeldung@med.uni-muenchen.de
    externer Link: Brustzentrum der Uniklinik MainzTelefon: 06131/17-0
    externer Link: MammaMiaDas Brustkrebsmagazin
    externer Link: Netzwerk FrauengesundheitFrauenrelevante Gesundheitsthemen
    externer Link: Prinzessin uff'm BerschDiagnose Brustkrebs
    externer Link: Deutsche KrebshilfeGemeinsam gegen Krebs
    Download: Deutsche KrebshilfeBroschüre der Deutschen Krebshilfe (PDF)
    externer Link: Deutsches KrebsforschungszentrumChemotherapie: Mit Zytostatika gegen Krebs
    Download: Mammographie-Screening (PDF)Früherkennung von Brustkrebs. Was Sie darüber wissen sollten. Eine Informationsbroschüre für Frauen.